INV-HEL926 Schulhaus, 1865 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-HEL926
Signatur Archivplan:HEL926
Titel:Schulhaus
Bezirk:Rheinfelden
Gemeinde:Hellikon
Adresse:Schulstrasse 20
Versicherungs-Nr.:31
Parzellen-Nr.:289
Koordinate E:2636419
Koordinate N:1262136

Chronologie

Entstehungszeitraum:1865
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätklassizismus

Dokumentation

Autorschaft:Caspar Joseph Jeuch (1811-1895), Architekt, Baden
Inschriften:"Für Gott und Vaterland" (Mittelachse Hauptfassade)
Würdigung:Grosszügig dimensioniertes spätklassizistisches Landschulhaus, das 1865 nach Plänen des bekannten Badener Architekten Caspar Joseph Jeuch errichtet wurde. Das Gebäude erlangte traurige Berühmtheit, als an Weihnachten 1875 das Treppenhaus einstürzte und 73 Menschen in den Tod riss. Der streng axialsymmetrisch gegliederte dreigeschossige Baukörper, der von einem flach geneigten Walmdach mit Uhrtürmchen abgeschlossen wird, hat sein bauzeitliches Erscheinungsbild weitgehend bewahrt. Mit seiner Lage in der nur spärlich bebauten Zone zwischen der Zeilenbebauung entlang der Hauptstrasse und dem haufenförmigen Oberdorf tritt der grossvolumige Bau ausgesprochen prominent in Erscheinung, wodurch ihm ein hoher Situationswert für das Ortsbild zukommt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Nachdem der Bezirksschulrat 1863 die Gemeinde auf die Unzulänglichkeit der Räume im alten Schulhäuschen von 1817 auf dem Dorfplatz aufmerksam gemacht und zum Handeln angehalten hatte, nahm man einen Neubau in Angriff [1]. Bereits am 1. Januar 1864 genehmigte die Gemeindeversammlung das Neubauprojekt des bekannten Badener Architekten Caspar Joseph Jeuch (1811-1895) [2]. Im Oktober 1865 wurde der Neubau eingeweiht; im Folgejahr gelangten die Arbeiten mit der Montage zweier Glocken und einer Schlaguhr im Dachreiter zum Abschluss. 1872 erbat die Kantonsregierung beim Gemeinderat einen Bauplan, um diesen als Beispiel zum schweizerischen Unterrichtswesen an der Weltausstellung in Wien präsentieren zu können.
An Weihnachten 1875 führte ein grosser Besucherandrang aufgrund eines Konstruktionsfehlers zum Einsturz des Treppenhauses, wodurch 76 Menschen in den Tod gerissen wurden [3]. 1877 errichtete man auf dem Friedhof von Wegenstetten ein Denkmal zur Erinnerung an das Unglück [4]. Die nach der Katastrophe errichtete hölzerne Behelfstreppe wurde 1915 durch ein neues Treppenhaus mit Granitstufen ersetzt. 1924 entstand im Zug einer Aussenrenovation der Portalvorbau nach Projekt von Architekt Heinrich Albert Liebetrau in Rheinfelden, in dem 1925 zum 50. Jahrestag des Treppenhauseinsturzes zwei Gedenktafeln mit den Namen der Verunglückten angebracht wurden.
1943 Umbau der Abortanlagen. 1965 Gesamtrenovation. 1978 Aussenrovation. 1979 wurde die bis dahin im Gebäude untergebrachte Gemeindekanzlei in das neue Gemeindehaus verlegt, worauf die Räume bis 1990 noch durch die Raiffeisenbank genutzt wurden. Seither dient das Gebäude ausschliesslich der Schule. 1996 Aussen-, 1999 Innenrenovation [5].
Beschreibung:Das Schulhaus liegt in der locker bebauten Zone zwischen der zeilenartigen Strassenbebauung am östlichen Hangfuss und der haufenförmigen Bebauung des Oberdorfs [6]. Es handelt sich um einen grosszügig dimensionierten und streng axialsymmetrisch gegliederten Spätklassizismusbau, der zur Entstehungszeit noch deutlicher aus den umliegenden Gebäuden des Dorfs herausstach, als dies heute der Fall ist. Der dreigeschossige verputzte Mauerbau wird von sieben auf drei Fensterachsen gegliedert und von einem knappen, flach geneigten Vollwalmdach abgeschlossen. Ein mit Muschelkalkplatten verkleideter Sockel, eine Gesimsgurte sowie die Dachtraufe betonen die Horizontale. Profilierte Gewände aus Schilfsandstein fassen die Fenster, die im Erdgeschoss stichbogig, in den oberen beiden Geschossen hingegen rechteckig ausgebildet sind. Die Mittelachse der nach Südosten gerichteten Hauptfassade ist durch Doppelfenster samt profilierter Verdachung, einen nachträglich erstellten Portalvorbau sowie ein schindelverkleidetes Uhrtürmchen auf dem Dach betont. Zwischen dem ersten und dem zweiten Obergeschoss prangt eine Inschrifttafel mit dem Kantonswappen und der Widmung «Für Gott und Vaterland» in Fraktur. Vom Vorbau geschützt ist seit 1924 das zuvor freiliegende Stichbogenportal, das von einer reichen Sandsteinrahmung gefasst wird. Zu beiden Seiten sind seit 1925 die Gedenktafeln zum Treppenhauseinsturz von 1875 angebracht.
An der Rückseite springt mittig ein Treppenhaus- und Abortrisalit vor, der in seiner heutigen Form wohl von 1948 stammt. An der Nordostecke verbindet ein Zwischentrakt das Gebäude mit der Turnhalle von 1960.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Geschichtliches nach Hunziker / Hoegger Kdm AG IX 2011, S. 285 sowie Typoskript Kdm.
[2] Zu Jeuch vgl. Isabelle Rucki / Dorothee Huber (Hg.), Architektenlexikon der Schweiz. 19./20. Jahrhundert, Basel 1998, S. 298 (Marcus Casutt).
[3] Zum Unglück von 1875 vgl. Dorfgeschichte 2009, S. 119-127.
[4] Bauinventarobjekt WEG927; vgl. Hunziker / Hoegger Kdm AG IX 2011, S. 435f.
[5] Dorfgeschichte 2009, S. 113.
[6] Vgl. auch Hunziker / Hoegger Kdm AG IX 2011, S. 285f.
Literatur:- Edith Hunziker / Peter Hoegger, Der Bezirk Rheinfelden (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. IX), Basel 2011, S. 285f.
- Die Dorfgeschichte von Hellikon, 1209-2009, Hellikon 2009, S. 104-127.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. d. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 163.
- Dieter Müller, Hellikon. Blick in ein Fricktaler Dorf, Hellikon 1978, S. 58ff.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Kunstdenkmäler-Archiv: ungekürztes Typoskript Kdm AG IX 2008 (Peter Hoegger).
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=36630
 

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