INV-HES901 Abbt-Haus Hermetschwil, 1786 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-HES901
Signatur Archivplan:HES901
Titel:Abbt-Haus Hermetschwil
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Bremgarten (AG)
Ehem. Gemeinde:Hermetschwil-Staffeln (bis 31.12.2013)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Hermetschwil
Adresse:Dorfstrasse 9
Versicherungs-Nr.:2031 (alt 31)
Parzellen-Nr.:6109
Koordinate E:2668477
Koordinate N:1242737

Chronologie

Entstehungszeitraum:1786
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Ländlicher Oberschichtbau
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Dokumentation

Würdigung:Herrschaftliches spätbarockes Wohnhaus, das 1786 für die zur dörflichen Oberschicht gehörende Familie Abbt errichtet wurde. Das ausgesprochen stattlich dimensionierte Gebäude, das neben dem Kloster als zweites herausragendes Einzelelement das Ortsbild von Hermetschwil bestimmt, ist als Mischkonstruktion zweigeschossig aus Stein und Fachwerk aufgeführt und durchgehend verputzt. Es ist mit einer hübschen Stichbogenbefensterung versehen und wird von einem hochragendem Krüppelwalmdach mit für das Freiamt typischem Klebdach abgeschlossen. Mit seinem überaus grosszügigen Raumangebot und der überdurchschnittlich reichen Ausstattung aus der Entstehungszeit wie auch aus dem 19. Jahrhundert dokumentiert es als eines der bedeutendsten Beispiele im Kanton die Lebensverhältnisse einer ländlichen Oberschichtfamilie. 1999 wurde die Eigentümerfamilie Abbt für die sorgfältige Pflege des Gebäudes mit dem Aargauischen Heimatschutzpreis geehrt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das repräsentative Wohnhaus dürfte 1786 für Donat und Caspar Leonz Abbt errichtet worden sein, wie eine Jahrzahl sowie die Initialen «DA» und «CLA» am Stubenbuffet dokumentieren. «Seit dem 17. Jahrhundert zählten die Abbt zu den einflussreichsten und vermögendsten Familien in Hermetschwil, und entsprechend verfügten sie über einen ausgedehnten landwirtschaftlichen Besitz. Donat Abbt bekleidete zwischen 1773 und 1798 das Amt des klösterlichen Ammanns, war also Vorsteher der Dorfgemeinschaft. Vermutlich hatte er zeitweilig auch das Tavernenrecht inne, welches vom Kloster jeweils an einen prominenten Dorfbewohner verliehen wurde. Die gehobene soziale und wirtschaftliche Stellung ermöglichte es der Familie Abbt, ein für bäuerliche Verhältnisse sehr grosses, reich ausgestattetes Wohnhaus zu errichten.» [1]
Im mittleren 19. Jh. erhielten Stube, Nebenstube und Esszimmer ihre bestehende Ausstattung mit Biedermeier-Kachelöfen und teilweise auch dem heutigen Feldertäfer. Etwa im gleichen Zeitraum dürfte der Nebenbau (Vers.-Nr. 2032) entstanden sein, der wohl schon früh über einen Brückentrakt mit dem Hauptbau verbunden war. 1959 erfolgte ein Modernisierung der Küche sowie der Einbau von Badezimmern. 1991 wurde eine Wohnküche im Obergeschoss eingerichtet [2].
1999 wurde die Besitzerfamilie Abbt für die über mehrere Generationen geübte Weitergabe und ungeschmälerte Erhaltung des Hauses mit dem Aargauischen Heimatschutzpreis ausgezeichnet.
Beschreibung:Beschreibung nach dem Band «Die Bauernhäuser des Kantons Aargau» von Pius Räber: «Inmitten des locker bebauten Siedlungsgebiets von Hermetschwil erhebt sich unweit der Klosteranlage ein prächtiges zweigeschossiges Wohnhaus unter hochragendem, geknicktem Gehrschilddach. Spätbarock im Erscheinungsbild, wirkt der Baukörper behäbig und dennoch elegant. […] Äusserlich erweckt das ‘Abbt-Haus’ den Eindruck eines durchgehend hochgeführten Steinbaus, doch reichen die massiven Umfassungsmauern in Wirklichkeit nur bis auf die Höhe des Wohngeschosses. Der Oberbau entpuppt sich als dünne, mit Bruchsteinen gefüllte Fachwerkkonstruktion, die infolge der einheitlichen Fassadengestaltung jedoch nicht als solche erkennbar ist. Regelmässig angeordnete Einzelfenster mit segmentbogigen Holzgewänden sowie graue Eckquader-Malereien bestimmen im wesentlichen den Charakter des Hauses. Namentlich die südöstliche Schaufassade besticht durch ihr vollkommen symmetrische, harmonische Ausgestaltung.
Ebenso grosszügig wie die äussere Erscheinung präsentiert sich das Hausinnere. Durch den traufseitigen Eingang gelangt man in einen breiten, mit mächtigen Sandsteinplatten ausgelegten Mittelgang, der beidseits drei Wohnräume erschliesst. In der Südwestecke des Hauses befindet sich die Wohnstube. Sie ist mit einem beschnitzten Rokokobuffet, einem blauen Biedermeierofen und einer hübschen, aus Tisch, wandfesten Bänken und Stabellen bestehenden Essecke reich ausgestattet. Hochklappbare Holzwände zum Nebenraum deuten auf eine ehemalige Nutzung als Gaststube hin. Als Besonderheit weist der angrenzende Raum einen weissen Zylinderofen auf. Verschiedene andere Räume zeigen ebenfalls überdurchschnittliche Ausstattungselemente, zum Beispiel Kreuzriemenböden oder sorgfältig gearbeitete, teils profilierte Wand- und Decken-Feldertäfer. Den südöstlichen Raum im Obergeschoss, welcher zuweilen als Tanzsaal diente, schmückte man sogar mit einer Stuckdecke aus.
Insgesamt beherbergt das ‘Abbt-Haus’ die stattliche Zahl von zwölf Wohnräumen, sechs Vorratskammern und drei Kellerräumen, die sich über die Hauptgeschosse und den zweigeschossigen Dachraum verteilen. Der gemauerte, durch einen Laubengang mit dem Haupthaus verbundene Annexbau [Vers.-Nr. 2032] enthält mit Waschhaus, Schweinestall, Abort, Schopf und Werkstatt noch zusätzliche Räumlichkeiten.» [3]
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- Schweizerisches Inventar der Kulturgüter von nationaler Bedeutung, A-Objekt (nationale Bedeutung).
Anmerkungen:[1] Räber 1996, S. 310.
[2] Nach Räber 1996, S. 315.
[3] Räber 1996, S. 310.
Literatur:- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. d. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 105.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 310-315 (monografische Darstellung des Hauses) sowie S. 151 (Abb. 217), 157, 160 (237), 226 (406), 232 (424), 245 (471), 254 (502), 255 (504), 267, 357 (508).
- Dieter Kuhn, Hermetschwil-Staffeln. Geschichte und Geschichten, Hermetschwil-Staffeln 2000, S. 10f., 29 (Abb.).
- Peter Felder, Der Bezirk Bremgarten (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. IV), Basel 1967, S. 225.
Quellen:- Stadtarchiv Bremgarten: ehem. Gemeindearchiv Hermetschwil-Staffeln, Nr. 27, Brandkataster Gemeinde Hermetschwil, 1876-1898; Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0090, Brandkataster Gemeinde Hermetschwil, 1899-1937.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=36864
 

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