INV-HES902 Alte Schmitte Hermetschwil, 1685 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-HES902
Signatur Archivplan:HES902
Titel:Alte Schmitte Hermetschwil
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Bremgarten (AG)
Ehem. Gemeinde:Hermetschwil-Staffeln (bis 31.12.2013)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Hermetschwil
Adresse:Klosterstrasse 16
Versicherungs-Nr.:2018 (alt 18)
Parzellen-Nr.:6111
Koordinate E:2668510
Koordinate N:1242834

Chronologie

Entstehungszeitraum:1685
Grundlage Datierung:Inschrift (Fenstergewände)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Schmiede
Epoche / Baustil (Stufe 3):Biedermeier

Dokumentation

Inschriften:"1685" (Gewände Ladenfenster EG)
Würdigung:1685 datierter Mauerbau mit ehemaliger Schmitte, der im mittleren 19. Jahrhundert durch eine Aufstockung in spätklassizistischen Formen seine heutige hochragende Gestalt erhielt. Die zum Kernbau gehörende, intakt erhaltene Erdgeschossfront zeigt ein gefastes Rundbogenportal und ein breites, gleichfalls halbrundes Werkstattfenster mit Bauinschrift sowie nach unten und oben aufklappbaren Läden. Sie bildet heute ebenso eine Rarität wie die im Inneren erhaltene, gewerbegeschichtlich interessante Einrichtung einer Schmiedewerkstatt. In prominenter Lage unweit vom Kloster bildet das Gebäude mit seiner markanten Erscheinung einen wichtigen Bestandteil des Ortsbildes von Hermetschwil.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Bauinschrift am Scheitel des stirnseitigen Rundbogenfensters ist der Kernbau des bestehenden Gebäudes im Jahr 1685 entstanden; nicht deutbar sind bislang die zugehörigen Initialen «M I T A», die sich wohl auf den Erbauer beziehen. Ein Zusammenhang zwischen der vielleicht seit jeher in dem Haus betriebenen Schmiede und dem nahelegelegen Kloster ist anzunehmen, aber nicht gesichert. Auf der Michaeliskarte um 1840 erscheint an dieser Stelle bereits ein länglicher Baukörper, was nahelegt, dass ein rückwärtiger Anbau damals bereits bestand. Aus dem Vorhandensein einer Salzkammer lässt sich folgern, dass die Besitzer der Liegenschaft zumindest zeitweise auch das Amt des Salzauswägers (Salzregal) versahen.
Im früheren oder mittleren 19. Jh. erhielt das Gebäude durch eine Aufstockung seine heutige Gestalt. Bereits in diesen Abmessungen erscheint es 1876 im ersten Brandkatastereintrag, der auf ein «Wohnhaus & Schmiede v. Stein & Rieg, Tremkeller, Harte Bedachung», im Eigentum von Konrad Abt, lautet [1]. Die Schmiedewerkstatt bestand laut Brandkataster noch bis ins frühe 20. Jh. Um 1900 erhielten die Fassaden den heutigen Besenwurfverputz. Im weiteren Verlauf des 20. Jh. hat es kaum mehr Veränderungen erfahren.
Beschreibung:Die unweit vom Kloster in der Verzweigung der Klosterstrasse und der Käsereistrasse gelegene ehemalige Schmitte fällt durch ihre schlanke, über einem hohen Sockelgeschoss aufragende Gestalt auf. Das Gebäude gliedert sich deutlich in zwei Bereiche: Der massiv aufgemauerte, hohe Gebäudesockel mit der Schmitte gehört dem Kernbau an, der am Scheitel des stirnseitigen Rundbogenfensters in das Jahr 1685 datiert ist; der zweigeschossige Oberbau hingegen, der von streng regelmässig verteilten Fensterachsen gegliedert ist und ein knappes, gerades Giebeldach trägt, ist das Resultat einer Aufstockung, die nach den spätklassizistischen Bauformen in das mittlere 19. Jh. zu datieren ist.
Bestandteil des Kernbaus von 1685 ist die integral erhaltene erdgeschossige Strassenfront. Diese besteht aus einem gefasten Rundbogenportal mit alter, aussen aufgedoppelte Brettertür sowie einer halbkreisförmigen Fensteröffnung, die am Bogenscheitel die Initialen «M I T A» zeigt, gerahmt vom Baudatum 1685. Die eine Hälfte ihres zweiteiligen, von Eisenbändern zusammengehaltenen Klappladens kann nach oben, die andere nach unter aufgeschlagen werden. Gleiches ist man sich von den ähnlich gearteten Fensteröffnungen zeitgenössischer städtischer Ladenlokale, aber durchaus auch von Schmiedefenstern gewohnt [2].
Die ehemalige Schmiedewerkstatt, welche den vorderen Bereich des Erdgeschosssockels einnimmt, bewahrt eine rauchgeschwärzte Balkendecke und wesentliche Teile der alten, in der heutigen Form wohl aus dem 19. Jh. stammenden Einrichtung. Besondere Erwähnung verdienen der Sockel der Esse, der Rauchfang mit Abdeckung aus Biberschwanzziegeln sowie der noch funktionstüchtigen Blasbalg. Im hinteren Bereich liegt über einem quer gerichteten Gewölbekeller halbgeschossig versetzt die ehemalige Salzkammer.
Beim Oberbau dürfte es sich um eine verputzte Fachwerkkonstruktion handeln, wobei der heutige, farblich differenzierte und mittels einer Gesimsgurte unterteilte Besenwurfverputz wohl aus der Zeit um 1900 stammt. Die Fensteröffnungen sind an der nach Osten zur Strasse gerichteten Stirnseite in vier Achsen eng gereiht, während die nördliche und die südliche Traufseite mit drei weit gestellten Achsen spärlicher befenstert sind. Sämtliche Fensteröffnungen des Oberbaus weisen schlichte rechteckige Holzrahmen auf. Der traufseitige Zugang zum Treppenhaus in der Mitte der südlichen Gebäudehälfte zeigt ein einfaches Sandsteingewände, wohl ebenfalls aus dem 19. Jh. Darüber sind, halbgeschossig versetzt, die Treppenhausfenster angeordnet. Die zum benachbarten Schopf (Vers.-Nr. 2019, alt 19) gerichtete westliche Stirnseite ist dreiachsig gegliedert und besitzt im Unterschied zur Vorderfront ein ausgeschiedenes Giebelfeld mit Klebdach. Im ersten Obergeschoss führt hier ein gedeckter, verbretterter Laubengang zum firstparallel gerichteten Schopf. Das Dach ist mit alten, doppelt verlegten Biberschwanzziegeln eingedeckt. Das Dachgerüst ist eine Rafenkonstruktion über Dreieckstreben mit Hahnenbalken. In Firstnähe ist Russschwärzung von einer Räucherkammer festzustellen (Inneres gemäss Kurzinventar 2001).
Auf der Südseite des Hauses steht in einiger Entfernung die zur Liegenschaft gehörende Stallscheune (Vers.-Nr. 2020, alt 20). Diese zeigt noch Stirnwände aus älterem Bruchsteinmauerwerk, scheint im übrigen aber im Verlauf des 20. Jh. modernisiert worden zu sein (Stallscheune nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Stadtarchiv Bremgarten: ehem. Gemeindearchiv Hermetschwil-Staffeln, Nr. 27, Brandkataster Gemeinde Hermetschwil, 1876-1898; Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0090, Brandkataster Gemeinde Hermetschwil, 1899-1937.
[2] Vgl. etwa das Stichbogenlicht neben dem Eingang zur 1774 datierten Schmiede in Seengen (Kurzinventarobjekt SEE902), dessen Brettladen sich seitlich öffnen lässt.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 173 (Abb. 293).
- Peter Felder, Der Bezirk Bremgarten (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. IV), Basel 1967, S. 225.
Quellen:- Stadtarchiv Bremgarten: ehem. Gemeindearchiv Hermetschwil-Staffeln, Nr. 27, Brandkataster Gemeinde Hermetschwil, 1876-1898; Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0090, Brandkataster Gemeinde Hermetschwil, 1899-1937.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Hermetschwil-Staffeln III-9/3 (1988).
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=36870
 

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