Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1812 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Hauseingang, Büge) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Inschriften: | "RM 1812" |
Würdigung: | Stattliches klassizistisches Bauernhaus, das sich aus einem zweigeschossigen Wohnteil von 1812 und einem 1837 angefügten Scheunentrakt unter tieferem First zusammensetzt. Der langgestreckte gemauerte Baukörper ist prägender Bestandteil der historischen Strassenbebauung an einer alten Wegkreuzung im Ortskern von Hirschthal. Mit dem gegenüberliegenden villenartigen Wohnhaus Hauptstrasse 20 (Bauinventarobjekt HIR901) und dem ehemaligen Strohdachhaus Holzikerstrasse 2 (Bauinventarobjekt HIR904) ergibt sich eine kleine Baugruppe, welche an die ländlich-dörfliche Vergangenheit der heutigen Agglomerationsgemeinde erinnert. Als ehemalige Pintenwirtschaft und Pferdewechselstation für den Postkutschenbetrieb kommt dem markanten Gebäude auch lokalgeschichtliche Bedeutung zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss Inschrift über dem Hauseingang wurde das Haus 1812 vermutlich als freistehendes Wohngebäude erstellt. Der Brandkatastereintrag von 1813 verzeichnet ein "neu gemauertes Haus mit gewölbtem Keller, mit Ziegeln gedeckt"; Bauherr war Ammann Rudolf Müller [1]. 1837 wurde nördlich des Wohnhauses ein ausgedehnter Scheunentrakt unter niedrigerem First angefügt. Dieser diente als Pferdewechselstation für den Postkutschenbetrieb, während im unteren Wohngeschoss eine Pintenwirtschaft eingerichtet war. Beim Bau der Wynental-Suhrental-Bahn um 1900 erfuhr der östliche, strassenseitige Hauszugang eine Veränderung (vgl. Fotodokumentation). Die Liegenschaft verblieb bis 1883 in den Händen der Familie Müller, als sie an Posthalter Jakob Dietiker überging. Bis in die 1970er-Jahre war im Hausgang der Postschalter und in der unteren Stube das Postbüro der Gemeinde eingerichtet. In einem Laubenkämmerchen befand sich um 1940 ein Krämerladen. Der Scheunentrakt wurde nachträglich nach Norden und Westen erweitert (gemäss Kurzinventar 1992). |
Beschreibung: | Der langgestreckte gemauerte Baukörper ist in Nord-Süd-Ausrichtung traufständig an das Trassee der Wynental-Suhrental-Bahn und die um 1830 entstandene Alte Suhrentalstrasse (heutige Hauptstrasse) gestellt. Der mit seiner Stirnseite nach Süden orientierte Wohnteil von 1812 erhebt sich über einem hohen, als dreiseitig umlaufende Terrasse ausgebildeten Gebäudesockel. Die strassenseitige Eingangsfront weist eine regelmässige sechsachsige Fenstergliederung auf und wird seitlich von rustizierenden Sandstein-Ecklisenen mit Kapitellabschluss eingefasst. Die gefalzten Fenstergewände aus Sandstein verfügen über reich profilierte Sohlbänke mit angedeuteten Konsolen. Den scheunenseitigen Hauseingang ziert ein profiliertes Türgewände mit Gesimsbekrönung und Supraporte, worin die Jahreszahl 1812 eingemeisselt ist. Die Inschrift am Schlussstein des darüber liegenden Fensters wiederholt die Jahreszahl 1812, begleitet von den Initialen "R M" des Bauherrn Rudolf Müller. Die zweiachsig ausgebildete südseitige Stirnfront zeigt ein Teilwalmdach mit verschaltem Fluggespärre (Ründe), das auf kunstvoll mit Stabprofilen beschnitzte Büge abgestützt ist. An den beiden Bügen erscheint das Baudatum 1812 ein drittes Mal. Über die rückwärtige Trauffassade erstreckt sich über beide Hauptgeschosse eine gemauerte Erweiterung mit Sanitäreinbauten, welche 1940 aus einer hölzernen Laube hervorgegangen ist. Der nördlich anschliessende, um Mauerstärke zurückversetzte Scheunentrakt ruht unter einem geknickten, traufseitig ausladenden Satteldach mit etwas niedrigerer Firstlinie als das Wohnhaus. Die Ökonomie zeigt am Scheitelstein des korbbogigen Tenntors die Jahrzahl 1837 (erneuert). Das von grossflächigen Toren geprägte Fassadenbild bezeugt die frühere Nutzung als Pferdewechselstation. Rückwärtig kragt eine hölzerne Heubühne aus der Fassadenflucht vor und bildet einen offenen Unterstand. Die innere Erschliessung des Wohnteils erfolgt über einen quer zum First verlaufenden Hausgang mit westseitigem Treppenaufgang ins Obergeschoss. Der Hausgrundriss ist in gängiger Manier viergeteilt, mit Stube und Nebenstube auf der Strassenseite sowie Küche und Kammer im rückwärtigen Bereich. Von der ursprünglichen Ausstattung sind Kreuzsprossenfenster in 20er-Teilung mit Espagnoletten-Verschlüssen, einige Füllungstüren mit alten Beschlägen sowie Feldertäfer in der unteren Stube erhalten. Als Charakteristikum ehemaliger Eigengewächs- und Pintenwirtschaften ist die Binnenwand zwischen Stube (ehemalige Gaststube) und Nebenstube (ehemaliges Säli) als hochklappbares Täfer ausgebildet. Hinter einer jüngeren Täferung soll auch die alte Decke noch vorhanden sein. Obergeschoss moderni¬siert und in der Raumdisposition etwas verändert. Den gesamten Hausgrundriss nehmen zwei tonnengewölbte Kellerräume ein (Inneres gemäss Kurzinventar 1992). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, Zw 1936.0001/0212-0215: Brandkataster Gemeinde Hirschthal 1807-1898; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0020: Brandkataster Gemeinde Hirschthal 1899-1938; mündliche Auskünfte Hauseigentümer 1992. |
Literatur: | - Heinz Baumann, Paul Steffen, Walter Widmer, Weisch no? alte Photographien aus dem Uerker-, Suhren- und Ruedertal, Schöftland 1991. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, Zw 1936.0001/0212-0215: Brandkataster Gemeinde Hirschthal 1807-1898; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0020: Brandkataster Gemeinde Hirschthal 1899-1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=37068 |
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