Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1832 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Türsturz) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Inschriften: | "1832" (Türsturz Hauseingang) |
Würdigung: | Bäuerlicher Vielzweckbau im Typ eines spätklassizistisch-biedermeierlichen Juragiebelhauses, das trotz einer unvorteilhaft in Erscheinung tretenden Umnutzung des Scheunentrakts zu den besterhaltenen Bauten der historischen, für das Siedlungsbild wesentlichen Strassenbebauung gehört. Das 1832 traufständig zur Verkehrsachse errichtete Gebäude ist mit dem grosszügigen fünfachsigen Wohnteil nach Süden orientiert. Die hübsche Stirnfront zeigt im Giebelfeld ein zeittypisches Zwillingsfenster mit Rundbogen sowie eine Lünette. Die streng axial angeordneten Rechteckfenster sind sorgfältig aus Muschelkalk gearbeitet. Das Gebäude ist für den historischen Baubestand von Holderbank als einziger noch lesbarer Vertreter eines regionaltypischen Bauernhauses des frühen 19. Jahrhunderts von Bedeutung. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Einer Inschrift im Türsturz des stirnseitig angelegten Hauseingangs zufolge wurde das Bauernhaus 1832 erbaut. Damals bildete es den südlichen Abschluss des sich entlang der Strasse erstreckenden Dorfes (vgl. Michaeliskarte von 1840 in der Bilddokumentation). Die in den Schlussstein eingemeisselten Initialen "HD" dürften auf einen Angehörigen der Familie Deubelbeiss als Bauherrn verweisen, in deren Händen sich die Liegenschaft gemäss Brandkataster von 1850 bis 1899 befand [1]. Vielleicht handelt es sich dabei um den 1850 als Eigentümer vermerkten Johannes Deubelbeiss, Gemeinderat. 1864 fand eine "Verbesserung" mit erheblichem Wertzuwachs statt. Möglicherweise erhielt das Haus damals das Pfettenrafendach mit den zierbeschnitzten Bügen und Pfettenköpfen [2]. Vielleicht wurde auch erst dann das Obergeschoss zu einer zweiten Wohnung ausgebaut, denn erst nach dem Umbau teilte Johannes Deubelbeiss die Liegenschaft mit Ulrich Gottlieb Deubelbeiss. Ein Anteil umfasste gemäss Brandkataster von 1876 eine Wohnung und je die Hälfte der Scheune, des Schopfs und des Kellers. In den 1990er Jahren wurde das Gebäude renoviert und innen vollständig modernisiert. Der Ausbau des Dachgeschosses erfolgte unter Ergänzung liegender Dachfenster sowie einer rückseitigen Lukarne. Im Ökonomietrakt sind heute Gewerberäume eingerichtet. |
Beschreibung: | Der bäuerliche Vielzweckbau bildet den Auftakt der historischen Strassenbebauung am südlichen Dorfeingang. Er ist in Gestalt eines für die Juragegend typischen spätklassizistisch-biedermeierlichen Mittertennhauses mit gemauertem Ökonomietrakt, steingefasstem Rundbogentor am Tenn, schmalen Lüftungsschlitzen am Heubergeraum und regelmässiger, achsenbetonter Fensterverteilung am Wohnteil errichtet. Der traufständig zur Strasse ausgerichtete Baukörper erhebt sich zweigeschossig über einem Kellersockel, dessen Kalksteine vor wenigen Jahren in stilistisch unpassender rustifizierender Weise teilweise freigelegt wurden. Der grosszügige Wohnteil ist nach Süden orientiert. Die strassenseitige Trauffassade ist mit fünf Achsen rechteckiger Fenster regelmässig gegliedert. Etwas aufwändiger artikuliert ist die nach Süden blickende Stirn- und Eingangsseite, die im Giebelfeld ein schmuckes Zwillingsfenster mit Rundbogen und unter dem First eine für die Zeitstellung charakteristische Lünette aufweist. An den beiden Wohngeschossen sind die Rechtecklichter in zwei Achsen angeordnet. Auffällig ist im Kontrast zur Symmetrie der bis zum hinteren Fenster hin aus der Mitte verschobene Hauseingang, der seit dem Umbau in den 1990er Jahren mit einem Vordach versehen ist. Sowohl das mit einer Inschrift am Sturz und Schlussstein versehene Türgewände als auch die mit einem Ladenfalz und Blockgesims gearbeiteten Fenstergewände bestehen aus Muschelkalk (Gesimse in Kunststein erneuert). Über die rückwärtige Trauffront zieht sich eine dem Wohnraum zugeschlagene Obergeschosslaube. Die ehemalige Stallscheune bewahrt am Rundbogentor zum innenliegenden Tenn noch das ursprüngliche Muschelkalkgewände samt Bogenanfänger und Schlussstein, ebenso die beiden schartenartigen Öffnungen am einstigen Heubergeraum. Das hölzerne Scheunentor mit der zeittypischen strahlenförmigen Aufdoppelung hat sich nicht erhalten (vgl. Kurzinventar von 1996). An seiner Stelle befinden sich heute eine grossflächige Verglasung und eine sockelhohe Mauer, die den einstigen Durchgang und den ursprünglich ökonomischen Charakter des Gebäudeteils verunklären. Zum Nachteil ist auch die kürzlich erfolgte Umgestaltung des anstelle des früheren Stalleingangs eingebauten Garagentors zu einem Büroeingang ausgefallen, indem in Form und Materialisierung keinerlei Bezug auf die historische Bausubstanz genommen wurde. Wohnteil und Ökonomie sind unter einem durchlaufenden Satteldach geborgen, dessen jüngere Pfettenrafenkonstruktion mit zierbeschnitzten Balkenköpfen und Bügen ausgestaltet ist. Unter der südlichen Hälfte des Wohnteils erstreckt sich quer zur Firstrichtung ein Gewölbekeller mit rückwärtigem Aussenzugang. Hausinneres nicht gesehen. Das im Kurzinventar erwähnte alte Treppenhaus zur Erschliessung des oberen Wohngeschosses dürfte aufgrund seiner Lage in der südöstlichen Gebäudeecke wohl eher beim Umbau von 1864 hinzugekommen sein. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0405-0407: Brandkataster Gemeinde Holderbank 1899-1938. [2] Die Balken sind auf dieselbe Art und Weise beschnitzt wie beim 1900 datierten Wohnhaus an der Hauptstrasse 11 (Bauinventarobjekt HOB909), was auf eine zeitgleiche Entstehung des Dachs hindeuten könnte. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0405-0407: Brandkataster Gemeinde Holderbank 1899-1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=37134 |
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