INV-HOB908A Arbeiterwohnhaus der Zementfabrik, 1917-1918 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-HOB908A
Signatur Archivplan:HOB908A
Titel:Arbeiterwohnhaus der Zementfabrik
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Holderbank (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Hauptstrasse 17
Versicherungs-Nr.:98
Parzellen-Nr.:676
Koordinate E:2655122
Koordinate N:1253032
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2655122&y=1253032

Chronologie

Entstehungszeitraum:1917 - 1918
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Arbeiterwohnhaus Hauptstrasse 15 (Bauinventarobjekt HOB908B)
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Mehrfamilienhaus

Dokumentation

Würdigung:Eines von zwei Arbeiterwohnhäusern, die 1917-18 von der "Aargauischen Portlandcementfabrik" an der Hauptstrasse, oberhalb des Fabrikgeländes errichtet wurden und seither den Strassenraum im südlichen Ortsteil wesentlich prägen. Das dreigeschossige, unter einem geknickten Walmdach geborgene Gebäude hat mit seinem südlichen Pendant die Grundform und axialsymmetrische Gliederung gemeinsam, ist mit zwei Hauseingängen und neun Wohnungen jedoch grosszügiger konzipiert und entspricht in der strengeren Fassadengestaltung mehr dem Zeitgeist um 1920. Im Innern haben sich die ursprüngliche Erschliessung und Raumstruktur sowie Zimmertüren und Einbauschränke erhalten. Als erste Wohnbauten der Zementfabrik und als sichtbares Zeugnis des industriellen Aufschwungs Anfang 20. Jahrhundert kommt den Arbeiterwohnhäusern eine erhebliche lokalgeschichtliche Bedeutung zu. Vor wenigen Jahren erfuhr die zeilenförmige Baugruppe eine gelungene Ergänzung und Stärkung durch einen volumetrisch ähnlich gestalteten Neubau.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude ist das nördliche von zwei Arbeiterwohnhäusern (vgl. Bauinventarobjekt HOB908A), die gemäss Brandkataster 1917-18 von der 1912 gegründeten "Aargauischen Portlandcementfabrik" mit Sitz in Holderbank (ab 1930 "Cementfabrik Holderbank-Wildegg AG") erstellt wurden [1]. Es handelt sich somit um die ersten Wohnbauten der Firma. In den 1920er Jahren folgten am Hang oberhalb der Hauptstrasse die Angestelltenwohnhäuser Oberackerstrasse 15, 17, 18, 20 und 22 sowie die Direktorenvilla an der Oberackerstrasse 8 (Bauinventarobjekte HOB911 und HOB910). Die Zementfabrik, die viel zum Aufschwung der Gemeinde beigetragen und ein starkes Bevölkerungswachstum begünstigt hatte, dislozierte 1975 nach Rekingen [2]. In der Folge wurde ein Grossteil der Fabrikgebäude abgebrochen, während die verschiedenen zugehörigen Wohnbauten bis heute das Ortsbild von Holderbank massgeblich prägen. 2012 wurde zwischen den beiden Arbeiterwohnhäusern ein Neubau erstellt, der in Volumetrie und achsenbetonter Fensterverteilung den beiden Altbauten angeglichen ist.
Das hier beschriebene Gebäude ist das grössere der beiden Arbeiterwohnhäuser. Es zählt insgesamt neun Wohnungen, die über zwei separate Hauseingänge erschlossen sind. Vermutlich war die nordwestliche Ecke ursprünglich auf allen drei Wohngeschossen als Loggia konzipiert und wurde erst später mit Fenstern geschlossen. Bei der jüngsten Sanierung von 2016 wurden die Fassaden und die Holzläden neu gestrichen und die Treppenhäuser sanft restauriert. Die Wohnungen erhielten aus Schallschutzgründen neue Eingangstüren. Sie wurden mit neuen zeitgemässen Nasszellen und neuen Bodenbelägen ausgestattet. Zimmertüren und teilweise Wandschränke blieben erhalten.
Beschreibung:Das um Gartentiefe von der Hauptstrasse zurückversetzte Mehrfamilienhaus, bildet mit dem südlich gelegenen zweiten Arbeiterwohnhaus eine kurze zeilenförmige Baugruppe, die vor wenigen Jahren durch einen dazwischen eingefügten Neubau ähnlicher Kubatur ergänzt wurde. Die Bauten stehen an der Hangkante oberhalb der Bahngeleise und dem sich im Schachen erstreckenden Gelände der ehemaligen Zementfabrik.
Der über einem Kellersockel dreigeschossig aufragende, kubische Baukörper trägt ein leicht geknicktes Vollwalmdach. Die verputzten Fassaden werden längsseitig von acht und schmalseitig von zwei Rechteckfenstern rhythmisiert, wobei die nördlichen beiden Fenster aufgrund ihrer Lage, ihres Formats und der Abwesenheit von Gewänden und Fensterläden ursprünglich zu einer Loggia gehört haben dürften. Auf der Rückseite befinden sich neben regelmässig verteilten Fenstern zwei segmentbogige Hauseingänge mit trichterförmig abgeschrägten Kunststeingewänden, die über wenige Treppenstufen zu erreichen sind. Das darüber liegende Treppenhaus tritt an der Fassade jeweils als Risalit mit dreiteiligen, querrechteckigen Fenstern hervor. Dieser setzt – mit entsprechend bogenförmig ausgeschnittenem unteren Abschluss – erst auf Höhe des Türsturzes an und gleicht somit einem mehrstöckigen Erker. Kleine quadratische Nasszellenfenster begleiten die südliche Erschliessungsachse einseitig. Die mit einem Kratzputz versehenen Fassaden werden wie beim südlichen Arbeiterhaus durch ein – in diesem Fall kräftig profiliertes – umlaufendes Sohlbankgesims gegliedert, welche das oberste Wohngeschoss vom unteren Bereich des Baukörpers scheidet. Dieses umfasst an den Hausecken ringförmig die in einem Bogen von den Wassersammlern hinabgeführten Regenrohre. Die zu den Wohnungen gehörenden Rechtecklichter besitzen noch die bauzeitlichen Holzläden mit Jalousien, die kürzlich durch einen neuen Farbanstrich ertüchtigt wurden. Die zugehörigen eisernen Feststeller zeigen hübsche Frauengesichter.
Durch den nördlichen Hauseingang gelangt man in ein Treppenhaus, das bis zum Zwischenboden im Hochparterre aus Kunststeinstufen besteht und dann mit einem Antrittspfosten mit quadratischem Querschnitt und Rillendekor zur hölzernen Treppe ansetzt. Die gedrechselten Staketen sind ebenfalls mit einem einfachen Rillendekor versehen. Von den Zwischenböden aus führen frontal angelegte Eingänge (erneuert) in grosszügig bemessene 4-Zimmerwohnungen. Diese waren ehemals durch eine teilverglaste Eingangsfront, welche die ganze Breite des Treppenhauses einnahm, abgetrennt.
Leicht unterschiedlich gestaltet sich die Situation im südlichen Treppenhaus, wo von jedem Zwischenboden aus seitlich zwei kleinere Wohnungen erschlossen sind. Auch hier befinden sich heute anstelle der ursprünglichen teilverglasten Wohnungstüren moderne Eingänge.
Die unterschiedlich gestalteten Grundrisse sind so angelegt, dass die Hauptwohnräume zur Strasse hin und die Nasszellen nach Westen ausgerichtet sind. Im nördlichen Hausteil verweisen Wandvorsprünge im Gang wohl auf eine ursprünglich anders geplante oder flexibel gestaltete Aufteilung der Wohnung in zwei kleinere Einheiten, womit das Arbeiterhaus dem entsprechenden Bedarf an Wohnungen angepasst werden konnte.
An historischer Ausstattung haben sich im in den Wohnungen Füllungstüren und Einbauschränke erhalten. Das ehemals wohl als Loggia dienende Eckzimmer im nördlichen Hausteil weist noch den ursprünglichen Bodenbelag aus ockerfarbenen Zementplättchen auf.
Im nicht ausgebauten Dachgeschoss ist noch die bauzeitliche Konstruktion erhalten.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0407: Brandkataster Gemeinde Holderbank 1899-1938.
[2] Zwischen 1900 und 1920 nahm die Bevölkerung von 303 Einwohnern auf 570 stark zu, vgl. Boner 1961, S. 8.
Literatur:- Georg Boner, Holderbank. Aus dem Werden und Wachsen der Gemeinde, Holderbank 1961, S. 8 (zum Bevölkerungswachstum).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0407: Brandkataster Gemeinde Holderbank 1899-1938.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=37140
 

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