INV-HOB908B Arbeiterwohnhaus der Zementfabrik, 1917-1918 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-HOB908B
Signatur Archivplan:HOB908B
Titel:Arbeiterwohnhaus der Zementfabrik
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2017)
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Holderbank (AG)
Adresse:Hauptstrasse 15
Versicherungs-Nr.:97
Parzellen-Nr.:676
Koordinate E:2655130
Koordinate N:1252964
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2655130&y=1252964

Chronologie

Entstehungszeitraum:1917 - 1918
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Arbeiterwohnhaus Hauptstrasse 17 (Bauinventarobjekt HOB908A)
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Mehrfamilienhaus

Dokumentation

Würdigung:Eines von zwei Arbeiterwohnhäusern, die 1917-18 von der "Aargauischen Portlandcementfabrik" an der Hauptstrasse, oberhalb des Fabrikgeländes errichtet wurden und seither den Strassenraum im südlichen Ortsteil wesentlich prägen. Das dreigeschossige, unter einem geknickten Walmdach geborgene Gebäude hat mit seinem nördlichen Pendant die Grundform und axialsymmetrische Gliederung gemeinsam, erscheint mit den kleinen Giebelgauben und den zwei Erkerfenstern am obersten Wohngeschoss jedoch stärker der traditionalistischen Formensprache verhaftet. Im Innern haben sich die ursprüngliche Erschliessung und Raumstruktur sowie Wohnungs- und Zimmertüren erhalten. Als erste Wohnbauten der Zementfabrik und als sichtbares Zeugnis des industriellen Aufschwungs Anfang 20. Jahrhundert kommt den Arbeiterwohnhäusern eine erhebliche lokalgeschichtliche Bedeutung zu. Vor wenigen Jahren erfuhr die zeilenförmige Baugruppe eine gelungene Ergänzung und Stärkung durch einen volumetrisch ähnlich gestalteten Neubau.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude mit sechs Wohnungen und sechs Mansardenzimmern ist das südliche von zwei Arbeiterwohnhäusern (vgl. Bauinventarobjekt HOB908A), die gemäss Brandkataster 1917-18 von der 1912 gegründeten "Aargauischen Portlandcementfabrik" mit Sitz in Holderbank (ab 1930 "Cementfabrik Holderbank-Wildegg AG") erstellt wurden [1]. Es handelt sich somit um die ersten Wohnbauten der Firma. In den 1920er Jahren folgten am Hang oberhalb der Hauptstrasse die Angestelltenwohnhäuser Oberackerstrasse 15, 17, 18, 20 und 22 sowie die Direktorenvilla an der Oberackerstrasse 8 (Bauinventarobjekte HOB911 und HOB910). Die Zementfabrik, die viel zum Aufschwung der Gemeinde beigetragen und ein starkes Bevölkerungswachstum begünstigt hatte, dislozierte 1975 nach Rekingen [2]. In der Folge wurde ein Grossteil der Fabrikgebäude abgebrochen, während die verschiedenen zugehörigen Wohnbauten bis heute das Ortsbild von Holderbank massgeblich prägen. 2012 wurde zwischen den beiden Arbeiterwohnhäusern ein Neubau erstellt, der in Volumetrie und achsenbetonter Fensterverteilung den beiden Altbauten angeglichen ist.
Das hier beschriebene kleinere der beiden Häuser ist identisch mit dem Arbeiterwohnhaus zur Nähfadenfabrik Stroppel in Untersiggenthal von 1909 (Bauinventarobjekt UNS929L). Es dürfte vom selben Bauunternehmen erstellt worden sein und repräsentiert wohl einen mehrfach realisierten Gebäudetyp.
Beschreibung:Das um Gartentiefe von der Hauptstrasse zurückversetzte Mehrfamilienhaus, bildet mit dem zweiten, sich nördlich anschliessenden Arbeiterwohnhaus eine kurze zeilenförmige Baugruppe, die vor wenigen Jahren durch einen dazwischen eingefügten Neubau ähnlicher Kubatur ergänzt wurde. Die Bauten stehen an der Hangkante oberhalb der Bahngeleise und dem sich im Schachen erstreckenden Gelände der ehemaligen Zementfabrik.
Der über einem Kellersockel dreigeschossig aufragende, kubische Baukörper trägt ein stark geknicktes Vollwalmdach, das nach Osten und Westen mit kleinen Giebelgauben versehen ist und auf dem First zwei bauzeitliche Kugelaufsätze bewahrt. Die verputzten Fassaden sind axialsymmetrisch gegliedert. Strassenseitig sind vier Achsen gekuppelter Rechtecklichter ausgebildet. Zwei direkt unter dem Dach ansetzende, zu den oberen beiden Wohnungen gehörende polygonale Erkerfenster zeichnen die äusseren Achsen aus. Sie sind samt einem kleinen Gesims in Holz gefertigt und tragen nur am unteren Abschluss einen Verputzt. Wie beim nördlichen Arbeiterwohnhaus ist das oberste Vollgeschoss durch ein umlaufendes Sohlbankgesims vom Rest des Baukörpers geschieden. An den Schmalseiten befinden sich je zwei Achsen rechteckiger Einzelfenster. Auf der ebenfalls mit Einzelfenstern ausgestatteten Rückseite ist in der Mitte eine Erschliessungsachse mit Zwillingslichtern eingeschoben, die beidseitig von kleinen Nasszellenfenstern begleitet wird. Die mit Zementgewänden eingefassten Fenster besitzen noch die Holzläden mit quadratischen Füllungen und Jalousien.
Durch den von einem Vordach geschützten Hauseingang (Türblatt erneuert) gelangt man ins Treppenhaus, das mit Kunststeinstufen bis zum Hochparterre führt. Auf dem Zwischenboden setzt eine gleichfalls bauzeitliche Holztreppe mit gedrechselten Antrittspfosten und wellenförmig gebauchten Staketen an, wie sie für die 1920er Jahre typisch sind. Im Hochparterre, ersten und zweiten Obergeschoss befinden sich jeweils auf beiden Seiten des Zwischenbodens die Wohnungseingänge, welche noch die bauzeitlichen Türblätter mit Teilverglasung und hübscher Sprosseneinteilung samt Oblichtern bewahren. Die unveränderten Wohnungsgrundrisse sind spiegelbildlich angelegt. Ein Stichgang erschliesst jeweils die westseitigen Nasszellen und die ostseitigen Wohnräume sowie ein drittes Zimmer gegen Norden bzw. Süden. An historischer Ausstattung haben sich die Füllungstüren samt holzgefassten Türgriffen und Rahmen erhalten.
Im Dachgeschoss sind über einen zur Treppe hin offenen Längsgang sechs einzelne Mansardenzimmer erschlossen (vier auf der Ostseite, zwei auf der Westseite), zu denen eine gemeinsame Toilette mit Waschbecken gehört. An den beiden Enden des Gangs öffnet jeweils eine Tür auf die schmalseitigen Estrichräume, in welchen noch die bauzeitliche Dachkonstruktion mit Kniestock sichtbar ist.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0407: Brandkataster Gemeinde Holderbank 1899-1938.
[2] Zwischen 1900 und 1920 nahm die Bevölkerung von 303 Einwohnern auf 570 stark zu, vgl. Boner 1961, S. 8.
Literatur:- Georg Boner, Holderbank. Aus dem Werden und Wachsen der Gemeinde, Holderbank 1961, S. 8 (zum Bevölkerungswachstum).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0407: Brandkataster Gemeinde Holderbank 1899-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=131646
 

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