INV-HOB909 Hauptstrasse 11, 1900 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-HOB909
Signatur Archivplan:HOB909
Titel:Hauptstrasse 11
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Holderbank (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Hauptstrasse 11
Versicherungs-Nr.:66
Parzellen-Nr.:675
Koordinate E:2655151
Koordinate N:1252928
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2655151&y=1252928

Chronologie

Entstehungszeitraum:1900
Grundlage Datierung:Inschrift (Türsturz)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus

Dokumentation

Inschriften:"1900" (Schlussstein am ehem. Vordereingang)
Würdigung:Strassenraumprägendes Wohnhaus aus dem Jahr 1900, das sich durch eine reiche Ausgestaltung und Gliederung mit zeittypischem Bauschmuck und Zierelementen im Schweizer Holzstil auszeichnet. Der achsensymmetrisch durchgebildete Bau trägt ein geknicktes Walmdach, das mit einem üppig geschmückten Quergiebel den strassenseitigen Mittelrisalit akzentuiert. Der äusserlich weitgehend intakt erhaltene Bau bewahrt im Innern noch Teile einer qualitätvollen bauzeitlichen Ausstattung, die vom gehobenen Lebensstil der einstigen Bauherrschaft zeugen. Das von weither sichtbare Haus markiert als vermutlich frühestes Beispiel die um 1900 einsetzende Strassenbebauung in der südlichen Dorfhälfte und ist somit von siedlungsgeschichtlicher Bedeutung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das am Schlussstein über dem ehemaligen strassenseitigen Hauseingang (heute zu einem Fenster verkleinert) ins Jahr 1900 datierte Wohnhaus wurde gemäss Brandkataster für den damaligen Gemeinderat und Vize-Ammann Jacob Meier, Kuhhalter gebaut [1]. Laut darin vermerkter Beschreibung besass das Haus ehemals einen Laubenanbau, der im modern befensterten rückwärtigen Anbau mit dem heutigen Eingang vermutet werden darf. Nach Süden und zur Strasse war dem Haus ehemals eine eingefriedete Gartenanlage vorgelagert (gemäss Baugesuchsplan 1966 noch vorhanden), die jedoch einer Tankstelle geopfert wurde. Der Ausbau des Dachgeschosses zu einer dritten Wohnung erfolgte 1979-80. Von diesem Umbau stammen auch ein ins Dach des rückwärtigen Anbaus geschnittener Balkon und die nördliche Walmgaube [2].
Beschreibung:Das auf der westlichen Seite der Hauptstrasse stehende Wohnhaus dürfte um 1900 eines der ersten Gebäude gewesen sein, welche die südliche Erweiterung des Dorfes einleiteten. Noch heute ist es aufgrund seiner in den Strassenraum vorgerückten Stellung von weither sichtbar.
Der für die Architektur der Jahrhundertwende charakteristische Bau trägt ein geknicktes, mit Faserzementschindeln gedecktes Walmdach, das unter niedrigerem Querfirst über einen rückseitigen Anbau erweitert ist. Über dem strassenseitigen Mittelrisalit öffnet es sich auf gleicher Höhe mit einem Quergiebel, der am Fluggespärre reich mit Laubsägearbeiten im Schweizer Holzstil ausgeschmückt ist. Der noch aus der Bauzeit stammende bekrönende Aufsatz über dem Gehrschild verweist am Fähnchen mit den Initialen "JM" auf den Bauherrn Jakob Meier. Das ansonsten nur mit einer Walmgaube nach Norden aufgelockerte Dach zeigt an der Untersicht konsolenartig aufeinanderfolgende Balkenköpfe, die wie die Bugholzpaare des Quergiebels kunstvoll beschnitzt sind.
Der in zeittypischen schlanken Proportionen gehaltene Baukörper ragt über einem niedrigen Kellersockel zweigeschossig auf, wobei das Erdgeschoss aufgrund des durchlaufenden Sohlbankgesimses am Obergeschoss höher erscheint. Den originalerweise rustizierend aus unverputzten Kalkbruchsteinen gefügten Sockel ergänzen Eck- und Gewändestücke aus Haustein. Er wird von einem Gurtgesims nach oben abgeschlossen. Die darüber aufgeführten verputzten Mauern werden von einer gezahnten Eckquaderung gefasst, die am Erdgeschoss durch eine gröbere Bossierung auffällt, ansonsten aber wie am Obergeschoss mit Randschlag gestaltet ist. Die zwei bis drei Fensterachsen zählenden Fassaden des Baukörpers sind mit Ausnahme der Rückseite symmetrisch gestaltet. Die mit Zementgewänden ausgestatteten hochrechteckigen Fenster werden von Sichtbackstein-Entlastungsbögen mit akzentuierten Bogenanfängern und Schlussstein überspannt. Am Erdgeschoss bewirken Brüstungsfelder zwischen Gesims und Kellersockel eine optische Verlängerung der Fenster. Aufgrund des Schlussteins mit der eingemeisselten Jahreszahl "1900" gibt sich das Erdgeschossfenster im strassenseitigen Mittelrisalit als ehemaliger Haupteingang zu erkennen. Am Obergeschoss sind die Gesimse mit Konsolen versehen. Das nur halb so hohe Fenster des Quergiebels ist mit einem Entlastungsbogen ausgezeichnet.
Auf der Rückseite des Hauses führt eine Treppe entlang der Hausmauer zum Kellereingang unter dem Anbau. Über einen unspektakulären Hintereingang im selben Anbau gelangt man ins Innere des Wohnhauses, das heute drei Stockwerkswohnungen umfasst, ursprünglich wohl aber als Einfamilienhaus konzipiert war.
Die Erschliessung erfolgt über einen Stichgang in der hinteren Haushälfte, dem seitlich eine lange einläufige Treppe ins Obergeschoss angegliedert ist. Die mit üppig gedrechselten Staketen, Anfangs- und Endpfosten ausgestattete Treppe stammt noch aus der Bauzeit des Hauses. Eine hölzerne Tür mit rautenförmiger Sprosseneinteilung, farbigen Eckgläsern und Oblicht trennt das Treppenhaus in der Gebäudemitte vom ehemaligen strassenseitigen Zugang. Dieser ist heute Teil der unteren Wohnung, womit die beidseitig des Gangs angeordneten Erdgeschossräume zu einer Raumabfolge resp. Wohneinheit zusammengeschlossen werden konnten. Als Eingang zur Wohnung dient die Tür des nordwestlichen Zimmers. Die hohen Räume bewahren an ursprünglicher Ausstattung reich verzierte Stuckdecken im Stil des Historismus (Rahmenprofile und -Girlanden, Mittelmotive mit Blattwerk, Blüten, Ranken, Kränzen, Muscheln, Perlstab, Rollwerk), aufwändig profilierte Füllungstüren mit den zugehörigen Beschlägen sowie gleichartig gestaltete Wandschränke und teilweise Knietäfer. Die im Obergeschoss eingerichtete Wohnung wurde nicht besichtigt. Die um 1980 im Dachgeschoss ausgebaute Wohnung zeigt mit Ausnahme der bauzeitlichen Dachkonstruktion keine historische Bausubstanz.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0407: Brandkataster Gemeinde Holderbank 1899-1938.
[2] Baugesuchsakten, Baugesuchsarchiv Gemeinde Holderbank.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0407: Brandkataster Gemeinde Holderbank 1899-1938.
- Baugesuchsakten, Baugesuchsarchiv Gemeinde Holderbank.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=37146
 

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