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INV-HOB911 Fünf Doppeleinfamilienhäuser, 1921 (Dossier (Bauinventar))
Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1921 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Baugruppe |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Mehrfamilienhaus |
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Dokumentation |
Würdigung: | Gartenstadtähnliche Siedlung, bestehend aus fünf Doppeleinfamilienhäusern für Angestellte der "Aargauischen Portlandcementfabrik", die 1921 als erste Wohnbauten an der neu angelegten Oberackerstrasse am Hang oberhalb von Fabrikgelände, Bahngeleise und Hauptstrasse errichtet wurden. Die symmetrisch beidseits der Strasse angeordneten Häuser sind nach drei verschiedenen Typen konzipiert, die sich in der Gestaltung am Heimatstil orientieren. Wiederkehrende Merkmale, die in Varianten die Siedlung prägen, sind das als Dachgeschoss kaschierte zweite Wohngeschoss, Walmdächer, Quergiebel und gestufte Gurtgesimse, die das Erdgeschoss nach oben abgrenzen. Als Teil eines hierarchisch gegliederten Wohnbaukonzepts der Zementfabrik und als Initialbauten für die Entstehung des Wohnquartiers am Hang ist das gut erhaltene Ensemble sowohl von industrie- als auch siedlungsgeschichtlicher Bedeutung. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss Brandkataster wurden die fünf Doppeleinfamilienhäuser 1921 für Angestellte der "Aargauischen Portlandcementfabrik" (ab 1930 "Cementfabrik Holderbank-Wildegg AG") errichtet [1]. Bereits 1917-18 sorgte die 1912 gegründete Zementfabrik mit zwei dreigeschossigen Arbeiterwohnhäusern (Bauinventarobjekte HOB908A und B) an der Hauptstrasse, nahe beim Fabrikgelände, für den nötigen Wohnraum für die Belegschaft. Die in etwas grösserer Distanz zur Fabrik, an erhöhter Lage und mit zugehörigen Gärten erbauten Wohnhäuser entstanden in einer zweiten Bauetappe zugunsten von bessergestellten Arbeitnehmenden. 1926 folgte weiter südlich, auf selber Höhe an der Oberackerstrasse der Bau der Direktorenvilla (Bauinventarobjekt HOB910). Die Zementfabrik, die viel zum Aufschwung der Gemeinde beigetragen und ein starkes Bevölkerungswachstum begünstigt hatte, dislozierte 1975 nach Rekingen [2]. In der Folge wurde ein Grossteil der Fabrikgebäude abgebrochen, während die verschiedenen zugehörigen Wohnbauten bis heute das Ortsbild von Holderbank massgeblich prägen. |
Beschreibung: | Die fünf Doppeleinfamilienhäuser, die zum Zeitpunkt ihrer Erbauung 1921 eine für sich allein stehende Siedlung am Hang bildeten, sind in lockerer Anordnung beidseits der Oberackerstrasse erstellt. In der Gesamtanlage, in Bezug auf den Standort am Rand des Dorfes und mit den grosszügigen Gärten orientieren sie sich an zeitgenössischen Gartenstadtsiedlungen. In der architektonischen Gestaltung sind sie dem Heimatstil verpflichtet. Obwohl die Gebäudegruppe in ihrer Aufstellung symmetrisch ist, wurde mithilfe von drei verschiedenen Bautypen ein abwechslungsreich strukturiertes Gesamtbild erzielt. Zu den wiederkehrenden Merkmalen zählen die hohen, mit Quergiebeln und Gauben aufgelockerten Walmdächer, die ein zweites Wohngeschoss kaschieren, ein mehrfach gestuftes Gurtgesims, das als horizontales Gliederungselement vom Erdgeschoss bzw. Hochparterre zum ausgebauten Kniestock überleitet sowie ausgeschiedene Giebelfelder. Die Häuser sind in sich achsensymmetrisch, wobei die Aufteilung in zwei gespiegelte Hälften quer zur Strasse erfolgt und die Eingänge meist seitlich liegen. Alle Häuser besitzen noch die ursprüngliche Eindeckung mit Faserzementschindeln.
Von den drei Häusern, die auf der ansteigenden östlichen Seite der Oberackerstrasse aufragen, zeigen die beiden äusseren (Oberackerstrasse 18A/B und 22A/B) dasselbe zugrunde liegende Muster. Die giebelständigen Baukörper sind unter geschweiften Satteldächern mit Teilwalm geborgen. Traufseitig sind in der mittleren Achse unter niedrigerem First Treppenhausrisalite angefügt, welche die Hauseingänge aufnehmen. Das Giebelfeld wird jeweils durch ein kräftig profiliertes Fussgesims ausgeschieden. Die der Oberackerstrasse zugewandte Seite zeichnet sich am unteren Wohngeschoss durch vier eng gesetzte Rechtecklichter aus, die aufgrund der durchlaufenden Gesimse und Fensterstürze den Eindruck eines Fensterbandes erwecken, das sogar über Eck weitergeführt wird. Zwischen diesen beiden Häusern befindet sich ein drittes (Oberackerstrasse 20A/B) von kubischer Gesamtwirkung. Es trägt ein leicht geknicktes Vollwalmdach, das mit nur kurzem First einem Pyramidendach angenähert ist. Nach Süden und Norden sind zweiachsige Dacherker ausgebildet, deren Giebelfeld analog zu den beiden Nachbarhäusern durch ein kräftig profiliertes Fussgesims akzentuiert wird. Die regelmässig über die Fassaden verteilten Rechteckfenster sind mit einem durchlaufenden Fenstersturz miteinander verbunden, der unvermittelt zum gestuften Gurtgesims am Kniestock überleitet. Die Eingänge befinden sich auf der Rückseite des Hauses, in einem inzwischen durch weitere An- und Aufbauten erweiterten kleinen Vorbau.
Die westliche Zeile bilden zwei längsgerichtete Doppeleinfamilienhäuser (Oberackerstrasse 15A/B und 17A/B) unter weit hinabgezogenen Walmdächern, die sich zur Oberackerstrasse mit einem über die beiden mittleren Fensterachsen gespannten, geschweiften Kreuzgiebel mit Teilwalm öffnen. Talseitig reihen sich insgesamt vier kleine Walmgauben aneinander, während je eine breite zweiachsige Walmgaube die schmalseitige Dachfläche besetzt. Die der Oberackerstrasse zugewandte Fassade zeigt in den mittleren vier Achsen gepaarte Rundbogenfenster mit dazwischenliegenden Lisenen, die ehemals zu Loggien gehörten und später den Stuben der jeweiligen Wohnung zugeschlagen wurden. Rundbogenförmig und von lisenenartigen Seitenpartien eingefasst sind auch die schmalseitig zwischen kleinen Rechtecklichtern angelegten Hauseingänge. Den Übergang vom Hauptgeschoss zum Kniestock akzentuiert ein mehrfach gestuftes Gesims. Die Grundrisse umfassen im Erdgeschoss Stube, Küche und WC. Im ausgebauten Kniestock sind zwei bis drei Schlafräume sowie ein kleines Badezimmer untergebracht. Einige Häuser wurden aufgrund der eher bescheidenen räumlichen Verhältnisse rückseitig durch Anbauten ergänzt.
Die Gärten erstreckten sich ehemals durchgehend als Grünfläche bis zur Strasse. Unterdessen hat sich die Umgebungsgestaltung vom typischen Bild der Gartenstadtsiedlung wegbewegt, indem befestigte Parkplätze und Böschungen sowie Steinflächen angelegt wurden. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0407: Brandkataster Gemeinde Holderbank 1899-1938; Zur Entstehung des Unternehmens vgl. Boner 1961, S. 17. [2] Zwischen 1900 und 1920 nahm die Bevölkerung von 303 Einwohnern auf 570 stark zu, vgl. Boner 1961, S. 8. |
Literatur: | - Georg Boner, Holderbank. Aus dem Werden und Wachsen der Gemeinde, Holderbank 1961, S. 8 (zum Bevölkerungswachstum), S. 17 (zur Zementfabrik). |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0407: Brandkataster Gemeinde Holderbank 1899-1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=37158 |
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