INV-JON914 Mitteldorfstrasse 19, 1812 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-JON914
Signatur Archivplan:JON914
Titel:Mitteldorfstrasse 19
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Jonen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Mitteldorf
Hist. Name Objekt:Sattler Fischer-Haus
Adresse:Mitteldorfstrasse 19
Versicherungs-Nr.:35
Parzellen-Nr.:592
Koordinate E:2672137
Koordinate N:1238633
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2672137&y=1238633

Chronologie

Entstehungszeitraum:1812
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Nach dem Dorfbrand von 1811 neu erstelltes Bauernhaus, das zwischenzeitlich als Doppelwohnhaus mit Sattlerwerkstatt genutzt wurde. Das grossvolumige, als Mittertennhaus konzipierte Gebäude bewahrt am Wohnteil hinter einer jüngeren Holzverschalung weitgehend noch die ursprüngliche Ständerkonstruktion mit Fleckling-Füllungen. Die innere Raumorganisation folgt einem alten, vornehmlich bei Strohdachhäusern verbreiteten dreiraumtiefen Grundrissprinzip mit zentral gelegener Längsküche. Der westliche Teil des Scheunentrakts mitsamt dem Werkstattanbau wurde in jüngerer Zeit zu einem unabhängigen Hausteil umgebaut (Mitteldorfstrasse 17; nicht Teil des Schutzumfangs).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Am 1. September 1811 wurde Jonen von einer grossen Brandkatastrophe heimgesucht, der ein Grossteil der damals strohgedeckten Bauernhäuser zum Opfer fiel [1]. Den Wiederaufbau nahm man unverzüglich an die Hand; schon 1812 entstanden 34 neue Häuser, die bis auf zwei Ausnahmen nun alle ein Ziegeldach erhielten. Da zwischen den einzelnen Bauten ein Mindestabstand von 150 Schuh vorgeschrieben wurde, ergab sich eine stärker aufgelockerte Bebauungsstruktur.
Im Zuge des Wiederaufbaus von 1812 wurde südlich des alten Dorfkerns ein grosszügiges Bauernhaus erstellt. Als Bauherr ist Laurenz Hausherr überliefert, der in unmittelbarer Nähe ein Strohdachhaus besessen hatte [2]. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1812 wird das neue Gebäude als "zweistökiges Haus und Scheur von Stein und Holz, mit Ziegel gedekt" aufgeführt [3]. Vermutlich 1844 erfolgte eine Aufteilung des Wohnteils quer zum First. Während langer Zeit verblieb die Liegenschaft je hälftig in den Händen der Familien Hausherr und Rüttimann, ehe die Hausteile 1933 unter Sattlermeister Robert Fischer-Huber wieder vereinigt wurde. Robert Fischer richtete in einem jüngeren Anbau eine Sattlerwerkstätte ein, weshalb das Haus im Volksmund unter dem Namen "Sattler Fischer-Haus" bekannt ist.
In den 1990er Jahren wurde der westliche Teil des Scheunentrakts samt dem ehemaligen Werkstattanbau zu einem neuen Wohnteil umgebaut (Mitteldorfstrasse 17).
Beschreibung:Der langgestreckte Baukörper erhebt sich mit Firstrichtung Ost-West als Mittertennhaus unter einem steilen, leicht geknickten Satteldach. Der ostseitig gelegene, stattliche Wohnteil, welcher zwischenzeitlich quer zum First aufgeteilt war, bewahrt hinter einer jüngeren Bretterschalung vermutlich noch den originalen hölzernen Wandaufbau. Es handelt sich um eine Ständerkonstruktion mit Fleckling-Füllungen in den Hauptgeschossen sowie Bohlen am Giebelfeld. Die nach Süden gerichtete, traufseitige Stubenfront ist im Hauptgeschoss mit einer Dreier- und einer Zweiergruppe von Einzelfenstern, darüber mit vier Einzellichtern besetzt. Die östliche Stirnfront weist ebenfalls holzgerahmte Einzelfenster auf, wobei die mittlere der drei Achsen auch den Zugang zum ehemaligen östlichen Hausteil aufnimmt. Die rückwärtige, nach Norden ausgerichtete Trauffassade zeigt im Erdgeschoss eine eigenwillige Auskragung der Ständerwand, welche wohl mit der 1844 erfolgten Hausteilung zu erklären ist. Daneben befindet sich der ursprüngliche Hauseingang, der nach der Hausteilung als Zugang in die westliche Wohnung diente. Das Dachgerüst, eine Sparrenkonstruktion mit stehenden Stuhljochen und verblatteten Kopfhölzern, ist für das frühe 19. Jh. eher traditionell gehalten. Spuren von Rauchschwärze lassen für die Anfänge noch eine Rauchführung ohne geschlossenen Kaminabzug vermuten.
Die zwischenzeitliche Hausteilung hatte kleinräumige Grundrissverhältnisse zur Folge (vgl. Grundrissskizze Bauernhausforschung 1988). So wurde die mittig gelegene Küche unterteilt und auf der Nordseite ein über die Fassadenflucht auskragendes Zimmer geschaffen. Ergänzend zum alten Hauseingang auf der nördlichen Traufseite, entstand für den östlichen Hausteil ein zweiter, stirnseitiger Zugang. Im grössten der insgesamt drei Kellerräume ist zur Verstärkung der Balkendecke eine hölzerne Säule eingefügt (Inneres gemäss Inventar Bauernhausforschung 1988).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Bürgisser 1991, S. 22-23, 38-39.
[2] Bürgisser 1991, S. 187.
[3] Gemeindearchiv Jonen: Brandkataster Gemeinde Jonen 1812-1828; 1829-1849; 1876-1898; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0092: Brandkataster Gemeinde Jopnen 1899-1938.
Literatur:- Walter Bürgisser, Jonen. Aus der Vergangenheit von Dorf und Pfarrei, Jonen 1991 (2. erweiterte Auflage).
Quellen:- Gemeindearchiv Jonen: Brandkataster Gemeinde Jonen 1812-1828; 1829-1849; 1876-1898.
- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0092: Brandkataster Gemeinde Jonen 1899-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Jonen, III-11/25.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=37704
 

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