INV-KAU906 Röm.-kath. Pfarrkirche, 1900 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
1/2

Identifikation

Signatur:INV-KAU906
Signatur Archivplan:KAU906
Titel:Röm.-kath. Pfarrkirche
Bezirk:Rheinfelden
Gemeinde:Kaiseraugst
Ortsteil / Weiler / Flurname:Hinter de Mure
Adresse:Heidemurweg 32
Versicherungs-Nr.:148
Parzellen-Nr.:117
Koordinate E:2621559
Koordinate N:1265477
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2621559&y=1265477

Chronologie

Entstehungszeitraum:1900
Grundlage Datierung:Inschrift (Eckpfeiler und Turmeingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (röm.-kath.)
Epoche / Baustil (Stufe 3):Neugotik

Dokumentation

Autorschaft:August Hardegger
Inschriften:"1900" (Eckpfeiler und Turmeingang)
Würdigung:Vom Kirchenarchitekten August Hardegger entworfene neugotische Saalkirche mit eingezogenem Chor, schlankem Chorflankenturm und hohem Spitzhelm mit geschweiften Kupfergiebeln. Im Innern sind die teilvergoldeten Baldachinarchitekturen der ehemaligen drei Altäre und die originale Farbverglasung erhalten. Das gemäss vorgefasstem Stilkonzept errichtete kleine Gotteshaus steht knapp ausserhalb des historischen Dorfkerns und definiert mit dem Pfarrhaus (Bauinventarobjekt KAU907) eine kleine Platzanlage mit Baumbestand.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Mit der Spaltung der katholischen Kirche in der Zeit des Kulturkampfes ging die alte St. Galluskirche im Dorf samt Pfarrhaus an die christkatholische Gemeinde über. Der 1878 gegründete röm.-katholische Verein liess 1900/01 nach Plänen des bekannten St.Galler Kunsthistorikers und Kirchenarchitekten August Hardegger eine neue Kirche errichten [1] und weihte diese St. Gallus und Othmar. Das westlich benachbarte Wohnhaus, erbaut 1901 von Lehrer Johann Schmid, konnte 1903 erworben und als Pfarrhaus eingerichtet werden (Bauinventarobjekt KAU907). Die per Grossratsdekret von 1903 geschaffene römisch-katholische Kirchgemeinde wurde erst 1950 Eigentümerin der Gebäude.
1946/48 erfolgte eine erste Innen- und Aussenrenovation. 1976 fand ein durchgreifender Umbau im Innern in Sinne des 2. Vatikanischen Konzils statt. Dabei wurden von der ursprünglichen Ausstattung die Kanzel, die Chorschranke, die Altarmensen und die Tapisseriemalerei im Chor entfernt. Die Firma Graf, Sursee, lieferte die Orgel. Gleichzeitig mit Kaiseraugst ist die ebenfalls von Hardegger entworfene röm.-kath. Kirche in Zuzgen (Kantonales Denkmalschutzobjekt ZUZ002) entstanden. Dort ist die neugotische Ausstattung in ihrem Zusammenspiel von Schnitzaltären und vorhangförmigen Wandmalereien integral erhalten geblieben.
Beschreibung:Das zwischen Kastellmauer und Bahnlinie in Südausrichtung erstellte Gotteshaus besteht aus einem vierachsigen, rechteckigen Schiff und einem eingezogenen, über vier Seiten eines Sechsecks errichteten Chor. An dessen Ostseite ragt ein quadratischer Turm mit geschweiften Giebeln und hohem, viergratigem Spitzhelm empor. Die Bekrönung aus Kugel und Kreuz findet sich auch über dem Schiffsgiebel und der Vorhalle. Das steile, mit Schieferplatten gedeckte Satteldach der Kirche ist über dem Altarhaus abgewalmt. In den Schiffs- und Chormauern akzentuieren verdachte Strebepfeiler die Intervalle zwischen den schlanken, mit steilen Granitsimsen versehenen Lanzettfenstern. Am Chor sind die Lanzetten der hoch liegenden Traufe entsprechend höher angeordnet als im Schiff. Dem Turm ist südseitig eine kapellenartige Sakristei mit polygonalem Abschluss beigestellt.
Die nördliche Giebelfront gliedern ein von doppelgeschossigen Strebepfeilen flankiertes grosses Rundfenster und zwei übereckgestellte Strebepfeiler an den Langhausecken. Den Eingangsbereich überdecken ein Pultdach und das vorspringende steile Krüppelwalmdach mit sichtbarer Holzkonstruktion. Das Spitzbogenportal mit doppelt gekehltem Granitgewände trägt die Inschrift «Sancto Gallo et Othmaro» im Bogenfeld. Das Türblatt zieren florale Schmiedeeisenbeschläge mit Jugendstilanklang.
Das Innere wird im Kunstdenkmälerband von 2011 wie folgt beschrieben: "Das Schiff wird von einer gebrochenen hölzernen Leistendecke überspannt, deren Malerei gotische Flachschnitzereien imitiert. Vegetabile Schablonenmalereien überziehen die Brüstung der Orgelempore. Der neugotische Orgelprospekt ist in Angleichung an die Altarretabel holzsichtig belassen und sparsam vergoldet.
Der durch einen spitz zulaufenden Triumphbogen abgetrennte vierseitig schliessende Chor ist gewölbt. Seine sandsteinroten Rippen streben auf tartschenförmigen Konsolen ansetzend gegen den ringförmigen Schlussstein. Die beiden Glasgemälde in den Schrägwänden zeigen in tabernakelartigen, masswerkverzierten Gehäusen die Kirchenpatrone: links Abt Gallus mit Bär, rechts Abt Othmar mit Weinfässchen. Am Fuss des Gallusfensters Stifterinschrift von Jacob Dietrich Meyer von Hägglingen, Pfarrer in Kaiseraugst von 1867-1878. Während Kanzel und Chorschranke verloren sind, existieren die neugotischen, mit Ausnahme spärlicher Vergoldungen nicht gefassten Schnitzaltäre noch in reduzierter Form. Die dreiachsigen Aufbauten der Seitenaltäre sind feingliedrige, mit Fialen besetzte Baldachinarchitekturen, über deren Mittelteil ein durchbrochener Spitzhelm mit bekrönender Kreuzblume aufragt. In den Figurennischen des ostseitigen Muttergottesaltars Maria, begleitet von zwei weiblichen Heiligen. Gegenüber im Josephsaltar der Nährvater Joseph, flankiert von den Heiligen Karl Borromäus und Aloisius von Gonzaga. Das Gesprenge des Hauptaltars steht, zu einem Tabernakel umgearbeitet, im Chorscheitel und wird beidseitig von Anbetungsengeln flankiert. Die Mensa ist als Zelebrationsaltar mitten in den Chor gerückt. An der Westwand des Schiffs ein Kruzifix, das wie die nazarenischen Kreuzwegstationen und der aus weissem Marmor gefertigte, mit Blendmasswerk verzierte Taufstein zur originalen Ausstattung gehört." (Hunziker 2011, S. 308).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Für eine Auswahl von Hardeggers Werken vgl. André Meyer, Neugotik und Neuromanik in der Schweizerischen Kirchenarchitektur des 19.Jh., Zürich 1973, S.172, sowie Isabelle Rucki und Dorothee Huber, Architektenlexikon der Schweiz, 1998, S. 252.
Literatur:- Edith Hunziker, Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band IX, Der Bezirk Rheinfelden, S. 307.
- Otto Mittler, Katholische Kirchen des Bistums Basel, Olten 1937, S. 82.
- Geschichte von August und Kaiseraugst, Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Baselland, Band IV, 2. Auflage, Liestal 1976, S. 236-240.
- André Meyer, Neugotik und Neuromanik in der Schweizerischen Kirchenarchitektur des 19. Jh., Zürich 1973, S.172.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, 172.
- Isabelle Rucki und Dorothee Huber, Architektenlexikon der Schweiz, 1998, S. 252.
- Stefanie Wettstein, Ornament und Farbe, 1996, S. 45.
- Lisbeth Dudler, locus iste a deo factus est, eine Schrift zum 100. Geburtstag der Kirche St. Gallus und Othmar in Kaiseraugst, 2001.
 

Related units of description

Related units of description:DOK-KAU839.002 Röm.-kath. Pfarrkirche (=KAU906) (Dossier (Dokumentationsobjekte))
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=38040
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds