INV-LEN902D Aavorstadt 20, 1750 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-LEN902D
Signatur Archivplan:LEN902D
Titel:Aavorstadt 20
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Lenzburg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Aavorstadt
Adresse:Aavorstadt 20
Versicherungs-Nr.:445
Parzellen-Nr.:319
Koordinate E:2655849
Koordinate N:1248660

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1750
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Zwei schmale, dreigeschossige Mauerbauten, die wohl kurz nach der Erweiterung des Stadtgebiets um die Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet wurden. Die beiden Hausteile besitzen zur Strasse hin jeweils zwei Achsen spätbarocker steingefasster Rechteckfenster mit fein profilierten, lippenförmigen Simsen. Der östliche beherbergte ehemals das Restaurant „Vorstadt“, das 1979 in das zu diesem Zweck umgebaute Haus „zum Alten Landgericht“ (Kantonales Denkmalschutzobjekt LEN024) verlegt wurde. Zusammen mit diesem Gebäude bilden die beiden Häuser eine Zeile, die mit ihrer gestaffelten Stellung und dem Erdgeschossniveau noch den alten Verlauf der 1856 korrigierten Aavorstadt dokumentiert. Im Inneren sind die beiden Hausteile seit langem vereinigt und seit 1979 räumlich auch mit dem „Alten Landgericht“ verbunden.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die beiden Wohnhäuser, die seit langem unter einer Versicherungsnummer zusammengefasst sind, dürften wie die Häuserzeile Aavorstadt 10-14 (Bauinventarobjekte LEN902B/C) kurz nach 1745 entstanden sein, als das Burgerziel über die mittelalterliche Stadtgrenze hinaus erweitert wurde und eine verdichtete Bebauung des Aavorstadt ausserhalb des Untertors nach sich zog [1]. Mit ihrem Erdgeschossniveau dokumentieren sie ebenso wie das benachbarte Haus „zum Alten Landgericht“ den ursprünglichen Strassenverlauf der Aavorstadt. 1856 wurde durch Ing. Alois von Negrelli (1799-1858) eine Strassenkorrektion ausgeführt, wodurch die Häuser in ihre heutige, teilweise abgesenkte Lage kamen [2].
Bis 1976 beherbergte das äussere der beiden Gebäude das Restaurant „Vorstadt“, während im „Alten Landgericht“ das Heimatmuseum eingerichtet war. Nach dem Auszug des Heimatmuseums wurde das letztere Gebäude 1976-79 für das auf der „Vorstadt“ tätige Wirtepaar Stücheli restauriert und umgebaut, um das Restaurant, nun unter dem Namen “zum alten Landgericht”, dorthin zu verlegen [3]. Seither sind die Gebäude intern verbunden, wobei die Nebenräume des Restaurants weiterhin in den beiden hier beschriebenen Gebäuden verblieben.
Beschreibung:Bei den nachträglich verbunden Gebäuden handelt es sich um zwei schmale, dreigeschossige Mauerbauten, die von zwei leicht gegeneinander gestaffelten, aufgrund der Gebäudetiefe unterschiedlich hohen Satteldächern abgeschlossen werden und auf der Ostseite direkt an das „Alte Landgericht“ (Kantonales Denkmalschutzobjekt LEN024) anschliessen. Die Strassenfassaden sind jeweils zweiachsig ausgebildet und mit steingefassten Rechteckfenstern besetzt. Gemeinsam sind den Fenstergewänden der Ladenfalz und die fein profilierten, gerundeten Simse; sie unterscheiden sich hingegen in ihren Proportionen. Der östliche Hausteil mit den schlankeren Fenstern bewahrt das originale Haustürgewände mit geradem Sturz samt Schlussstein; daneben wurde ein breitrechteckiges Schaufenster ausgebrochen. Der westliche Hausteil zeigt die einheitlich gerahmte Fensterfront der ehemaligen Wirtsstube aus dem frühen 20. Jh. mit mittigem Zugang und grossen, flankierenden Schaufenstern. Auf beiden Dächern sitzen mittig jeweils Lukarnenaufbauten, die in etwas anderer Form schon um 1900 existierten. Auf der Rückseite reichen die Gebäude bis hart an die Parzellengrenzen der benachbarten Gartengrundstücke und zeigen sich durch verschiedene Umbauten und Erweiterungen im Lauf der Zeit stark verändert. Das Dach ist teilweise noch mit alten, handgemachten Biberschwanzziegeln eingedeckt.
Im Inneren gehen die beiden Gebäude wie auch das „Alte Landgericht“ nahtlos ineinander über und sind durch die sukzessiven Umbauten im Lauf des 19. und 20. Jh. stark überprägt. Der östliche Hausteil beherbergt im vorderen Bereich die mit der Wirtsstube verbundene Bar, der westliche Hausteil die als Lagerraum benutzte ehemalige Wirtsstube. Dazwischen führt in der Achse des strassenseitigen Eingangs ein Quergang in die Küchenräume, die sich im rückwärtigen Bereich über beide Hausteile erstrecken. Die heutige, wohl aus dem späteren 19. Jh. stammende und beiden Hausteilen dienende Treppe liegt in einem rückwärtigen Anbau. Im ersten Obergeschoss liegt die Wirtewohnung, die sich über beide Hausteile erstreckt. Erwähnung verdienen eine Täferdecke und eine Tür aus der Liquidation des Restaurants „Grüner Heinrich“ in Zürich, das auf die Landesausstellung von 1939 hin eröffnet worden war und 1970 abgebrochen wurde [4]. Die beiden wuchtigen Stücke aus hochwertigem Nussbaumholz, die in starkem Kontrast zur Kleinheit der Räume stehen, sind in zeittypischen Heimatstilformen gehalten; die Tür zeigt ein Relief mit dem namengebenden „Grünen Heinrich“. Im übrigen zeigen die Räume eine einfache Täferausstattung aus dem 19. Jh. Die weiteren besichtigten Räume wurden sukzessive und recht uneinheitlich modernisiert und besitzen keine nennenswerte Ausstattung.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Vgl. Heidi Neuenschwander, Geschichte der Stadt Lenzburg. Von der Mitte des 16. zum Ende des 18. Jahrhunderts. Auf dem Weg vom Mittelalter zur Neuzeit, Aarau 1984 (auch erschienen als: Argovia, Bd. 96), S. 44f. (mit Abb.); Michael Stettler / Emil Maurer, Die Bezirke Lenzburg und Brugg (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. II), Basel 1953, S. 85. – Aus der Zeit um 1750 datiert auch der Kernbau des heutigen Hotels „Lenzburg“, Aavorstadt 24, das aus der Entstehungszeit noch die eindrucksvolle Stichbogenbefensterung an Erdgeschoss und 1. Obergeschoss bewahrt, während das 2. Obergeschoss eine Zutat des früheren 20. Jh. ist.
[2] Die Korrektur umfasste neben der Höherlegung eines Strassenstücks der Aavorstadt auch die Verlegung des Stadtbachs sowie die Tieferlegung der Rathausgasse. Vgl. Stettler / Maurer Kdm AG II 1953, S. 89; Heidi Neuenschwander, Geschichte der Stadt Lenzburg. 19. und 20. Jahrhundert [Geschichte der Stadt Lenzburg, Bd. III], Aarau 1994 (auch erschienen als: Argovia, Bd. 106/1), S. 44-48. – Zu Alois von Negrelli vgl. Isabelle Rucki / Dorothee Huber, Architektenlexikon der Schweiz, 19./20. Jahrhundert, Basel 1998, S. 398.
[3] Kantonale Denkmalpflege Aargau, Denkmalschutzakten: LEN024, darin u.a. Zeitungsartikel: Lenzburger Bezirks-Anzeiger, 6.4.1979; Seetaler Tagblatt, 7.4.1979.
[4] Freundl. Hinweis der ehem. Wirtin (2017). Das Restaurant befand sich im Haus Theaterstrasse 12 am Bellevue in Zürich; im Hinblick auf den Abbruch zugunsten eines Warenhausneubaus für die ABM (heute Globus) gelangte im Dezember 1970 die gesamte Einrichtung zur Steigerung. Vgl. Neue Zürcher Zeitung, Nr. 590, 18.12.1970, S. 21 sowie die Liquidationsanzeige in Nr. 580, 14.12.1970.
Literatur:- Liebes altes Lenzburg, Fotos von anno dazumal, hrsg. von der Ortsbürger-Kommission Lenzburg und der Stiftung Pro Museum Burghalde Lenzburg, Lenzburg 1986, S. 95 (histor. Aufnahme).
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Denkmalschutzakten: LEN024.
- Aufnahmepläne 2014, freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Eigentümer.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39276
 

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