INV-LEN904A Kronenplatz 12, 1873 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-LEN904A
Signatur Archivplan:LEN904A
Titel:Kronenplatz 12
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Lenzburg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Kronenplatz
Hist. Name Objekt:Bezirksanzeiger
Adresse:Kronenplatz 12
Versicherungs-Nr.:522
Parzellen-Nr.:224
Koordinate E:2656120
Koordinate N:1248810

Chronologie

Entstehungszeitraum:1873
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohn- und Geschäftshaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätklassizismus

Dokumentation

Würdigung:1873 für den Handelsmann Samuel Widmer-Strauss erbautes Wohn- und Geschäftshaus, das ursprünglich eine Gewürz- und Tabakhandlung beherbergte und später während langer Zeit dem Lenzburger Bezirksanzeiger diente. Der spätklassizistische Mauerbau, der zeittypisch von einem geraden Walmdach abgeschlossen wird, bewahrt an den Obergeschossen die elegante Sandsteingliederung, während die Erdgeschossfront wohl im früheren 20. Jahrhundert stärker geöffnet wurde. Bemerkenswert ist das grosszügige Treppenhaus in einem eigenen rückwärtigen Anbau. Mit seiner markanten Erscheinung bildet der stattliche, dreigeschossige Baukörper in städtebaulich wichtiger Situierung die östliche Begrenzung des Kronenplatzes am Fuss des Schlossbergs.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Wohn- und Geschäftshaus wurde gemäss Angabe im Brandkataster 1873 für Negotiant (Handelsmann) Samuel Widmer-Strauss erbaut [1]. Nach dessen Konkurs ging das Gebäude 1883 an das Baugeschäft Leu & Cie. in Zürich über. 1893 erfolgte eine Renovation. Über zwei weitere Eigentümer gelangte die Liegenschaft 1902 zurück an Louise Widmer-Strauss, offenbar die Ehefrau des Erbauers, die im Haus nach Ausweis einer zeitgenössischen Fotografie eine Handelsunternehmung mit Kaffee, Gewürzen und Tabak führte. Später ging das Haus an Kaufmann Otto Wirz, dann an Franz Kromer, Buchdrucker, über. Lange Zeit diente es als Domizil des „Lenzburger Bezirks-Anzeigers“, der heute noch einige Büros belegt.
Kurz nach 1900 erfolgte eine Umgestaltung der platzseitigen Erdgeschossfront. Im Lauf des 20. Jh. entstanden Anbauten im rückwärtigen Bereich. Der nordseitige Anbau wurde nach seinen Bauformen um 1940/50 aufgestockt und umgestaltet. Umbauten in den Wohnungen und Büroräume wurden sukzessive vorgenommen.
Beschreibung:Das spätklassizistische Wohn- und Geschäftshaus bildet mit seinem stattlichen Baukörper den östliche Platzwand des Kronenplatzes, der am Rand der Altstadt und am Fuss des Schlossbergs vom sogenannten Försterhaus (Stadtbauamt) sowie der namengebenden Wirtschaft (Kantonale Denkmalschutzobjekte LEN033/034) geprägt wird. Der dreigeschossige verputzte Mauerbau wird über einem Kniestock mit hölzernem Konsolenfries von einem ungeknickten Walmdach abgeschlossen. Die gediegene Pilastergliederung der längsseitigen Platzfront scheidet in der etwas breiteren Mittelpartie zwei Achsen rechteckiger Zwillingsfenster aus, während die beiden Seitenstücke ebenfalls je zweiachsig mit Einzelfenstern besetzt sind. Die sorgfältig gefertigten Fenstergewände der Obergeschosse bestehen aus Sandstein, wobei jene der Bel Etage sind mit gefelderten Brüstungen und geraden Verdachungen speziell ausgezeichnet sind. Das in der ersten Hälfte des 20. Jh. umgestaltete Sockelgeschoss zeigt eine zeittypische Putzquaderung und weite Stichbogenöffnungen, die eine grosszügige Belichtung der als Druckerei genutzten Räume ermöglichten. In der ursprünglichen Anlage erhalten geblieben ist noch der Hauseingang, der von einem stichbogigen Gewände aus Muschelkalk mit Kehlung und markantem Schlussstein gerahmt wird und noch das bauzeitliche Türblatt mit Gusseisenvergitterung besitzt. Ihm benachbart lag ursprünglich ein identisch gestalteter zweiter Eingang, während die Seitenstücke mit Einzelfenstern besetzt waren. Auf dem Dach sitzen zwei kleine Giebeldachlukarnen.
An der Nordseite lag schon um 1900 ein einachsiger Anbau mit Einfahrt im Erdgeschoss; seine heutige Form mit zwei massiven Obergeschossen hat er nach den Bauformen wohl um 1940/50 erhalten. An der kaum einsehbaren Gebäuderückseite schliesst das Terrain des stark ansteigenden Schlossberghangs etwa auf der Höhe des ersten Obergeschosses an. Hier wurden verschiedene Anbauten angefügt, die ihre heutige Erscheinung durch sukzessive Umgestaltungen im Lauf der zweiten Hälfte des 20. Jh. erhalten haben. Ursprünglicher Bestandteil ist der etwa mittig an das Haus gefügte, ausgesprochen weit vorspringende Treppenhausrisalit, der zum Hang hin mit einer nachträglichen Raumschicht erweitert wurde und so nach aussen hin deutlich jünger erscheint.
Der ebenerdige Hauseingang öffnet sich auf einen Quergang mit Treppe ins erste Obergeschoss. Erst dort setzt das über einen Durchgang erreichbare, vollständig im rückwärtigen Anbau gelegene Treppenhaus an, das die oberen Geschosse erschliesst. In den grossen Erdgeschossräumen, die rückseitig im gewachsenen Terrain liegen, standen die schweren Druckmaschinen, während sie ursprünglich wohl als Warenlager dienten. Die grossen Spannweiten der Deckenkonstruktion werden durch mächtige Holzsäulen mit Unterzügen und Querverstrebungen ermöglicht. Im rückwärtigen Bereich erstrecken sich mehrere Gewölbekeller. Das rückwärtig angebaute Treppenhaus erhebt sich in ungewöhnlicher Disposition auf einem grosszügig dimensionierten, annähernd quadratischen Grundriss, wobei jeweils eine Seite vom Treppenlauf eingenommen wird, die übrigen drei von einem Umgang, alle mit gedrechseltem Staketengeländer. Das grosse Treppenauge diente früher einem Warenaufzug, dessen Ausleger noch vorhanden ist und mit dem Ladungen von einer später verschlossenen, ebenerdigen Durchfahrt bis in das Dachgeschoss gehoben werden konnten.
Das erste Obergeschoss ist heute in drei Bereiche geteilt. Die beiden mittleren, platzseitigen Räume bewahren noch Reste der früheren Ausstattung, insbesondere zwei schöne klassizistische Zylinderöfen mit kannelierten weissen Kacheln und reliefierten Kranzkacheln sowie Parkettböden aus der Bauzeit. Die nördlich anstossenden Räume sind in der Struktur erhalten, der südliche Bereich ist vollständig modernisiert und zu einem grossen Büroraum zusammengefasst. Das zweite Obergeschoss wird von einer grosszügigen Wohnung eingenommen, die noch die Raumstruktur und einzelne Parkettböden aus der Bauzeit sowie Täferteile und einen karamelfarbenen Kachelofen aus dem frühen 20. Jh. bewahrt. Im Kniestock liegen zwei bauzeitliche Mansarden.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938.
Literatur:- Liebes altes Lenzburg, Fotos von anno dazumal, hrsg. von der Ortsbürger-Kommission Lenzburg und der Stiftung Pro Museum Burghalde Lenzburg, Lenzburg 1986, S. 145 (histor. Aufnahme).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39306
 

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