INV-LEN905A Kutscherhaus Burghalde, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-LEN905A
Signatur Archivplan:LEN905A
Titel:Kutscherhaus Burghalde
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Lenzburg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Burghalde
Adresse:Schlossgasse 31
Versicherungs-Nr.:341
Parzellen-Nr.:2733
Koordinate E:2656180
Koordinate N:1248563

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:LEN027, LEN905B, LEN905C
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Gärtnerhaus, Pförtnerhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Dokumentation

Würdigung:Zur Baugruppe der Burghalde gehörendes barockes Nebengebäude, das vielleicht im Zusammenhang mit der 1793/94 errichteten „Neuen Burghalde“ entstand und als „Kutscherhaus“ bekannt ist. Der in Mischbauweise aus Stein und Fachwerk errichtete, zweigeschossige Putzbau trägt ein markantes, steil aufragendes Mansardwalmdach. Das Gebäude wurde 1991 sanft renoviert und ist in seiner äusseren Erscheinung weitgehend intakt erhalten. Zusammen mit der benachbarten ehemaligen Haushaltungsschule und Kinderkrippe von 1921 (Bauinventarobjekt LEN905B) und dem gegenüberliegenden Hirzelhaus (Bauinventarobjekt LEN905C) komplettiert es in seiner Torsituation die wertvolle, in drei Etappen 1628, 1710 und 1793/94 entstandene Burghalde (Kantonales Denkmalschutzobjekt LEN027), wodurch ihm ein ausgesprochen hoher Situationswert zukommt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das sogenannte „Kutscherhaus“ gehörte sicherlich seit jeher zur Baugruppe der Burghalde, die in drei Etappen 1628, 1710 und 1793/94 errichtet wurde und seit 1985 das Stadtmuseum von Lenzburg beherbergt (Kantonales Denkmalschutzobjekt LEN027). Es dürfte nach seinen barocken Bauformen im ausgehenden 18. Jh. entstanden sein, vielleicht im Zusammenhang mit der 1793/94 durch Johann Jakob Bär errichtete „Neue Burghalde“ [1]. Gemäss dem ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1829 befand sich die Liegenschaft damals im Eigentum des Samuel Müller, Küfer, bevor sie 1837 an Rudolf Ringier überging, den Eigentümer der Burghalde. Im ausführlicheren Eintrag von 1850 wird das Gebäude als ein „2stöckiges Wohnhaus mit Tremkeller, Küferwerkstätte & Brennofen nebst Holzschopf von Stein, Rieg & Holz unter Ziegeldach“ beschrieben [2].
Von Ringiers Erben gelangte die Liegenschaft 1896 an den Schweizerischen Gemeinnützigen Frauenverein, welcher das Haus nach Angabe im Brandkataster im selben Jahr renovierte und darin während mehrerer Jahrzehnte eine Haushaltungsschule führte [3]. 1919 wurde ein rückwärtiger Pultdachanbau durch einen Quergiebelanbau ersetzt. 1921 liess der Verein zur Erweiterung der Schule den benachbarten Neubau Schlossgasse 29 errichten, der später die erste Lenzburger Kinderkrippe beherbergte (Bauinventarobjekt LEN905B). Gleichzeitig mit dem „Burghalde“-Ensemble erwarb die Ortsbürgergemeinde 1948 auch das „Kutscherhaus“. 1991 wurde das Gebäude sanft renoviert, wobei man den südseitigen Quergiebelanbau von 1919 in gleicher Form ersetzte [4].
Beschreibung:Als Bestandteil der prachtvollen, denkmalgeschützten Baugruppe der Burghalde (Kantonales Denkmalschutzobjekt LEN027) erhebt sich das sogenannte „Kutscherhaus“ an der zur Stadt gewandten Seite unmittelbar gegenüber dem Garteneingang der „Neuen Burghalde“ von 1793/94. Das kleindimensionierte barocke Nebengebäude wird von einem markanten, steilen Mansardwalmdach mit allseitig weitem Dachüberstand abgeschlossen. Der zweigeschossige, verputzte Baukörper ist nach Angabe im Brandkataster in Mischkonstruktion aus Stein und Fachwerk erstellt. Er wird im Sockelgeschoss von gedrungenen, zweiseitig geböschten Eckpfeilern eingefasst und zeigt hier nur spärliche Fensteröffnungen mit Muschelkalkgewänden. Das Obergeschoss ist stirnseitig mit zwei, längsseitig mit drei leicht unregelmässig verteilten Einzelfenstern besetzt. Die schlank proportionierten hölzernen Einfassungen mit lippenförmig profilierte Simsen sind im Stil des späten 18. Jh. erneuert; die Brettläden stammen von 1991. Der Hauseingang lag früher an der westlichen Schmalseite, wie ein Aquarell von 1892 zeigt [5]. Das Dach ist mit alten Biberschwanzziegeln eingedeckt. Im Mansardgeschoss öffnen sich schlanke Giebellukarnen, die 1991 erneuert wurden und vielleicht schon ursprünglich in ähnlicher Form bestanden (vgl. Fotografien aus der Zeit um 1900).
Der rückwärtig nach Süden anschliessende Quergiebelanbau stammt von 1991 und folgt in der Gestaltung seinem allerdings etwas kürzeren Vorgänger von 1919. Bereits vor 1991 erfolgte der Zugang zum Haus über diesen Gebäudetrakt. Heute liegt der Hauseingang an der Ostfassade des Anbaus.
Das Erdgeschoss des Kernbaus wie auch der erneuerte Anbau beherbergen heute Büroräume; Ober- und Dachgeschoss des Kernbaus sind als Wohnung eingerichtet. Erhalten sind die Deckenbalkenlagen, die als Grundkonstruktion für eine neue Deckenkonstruktion genutzt wurden, und das alte Dachgerüst. Die Räume sind weitgehend modernisiert. Von der früheren Einrichtung zeugt einzig noch ein barocker Nussbaum-Wandschrank im Ostzimmer der Obergeschosswohnung.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- Aargauer Heimatschutz AHS / Aargauer Landschaftsarchitekten BSLA, Inventar der Historischen Gärten und Anlagen des Kantons Aargau, Stadt Lenzburg, LEN-G-004 (Ensemble Burghalde).
Anmerkungen:[1] Zur gesamten Baugruppe vgl. Michael Stettler / Emil Maurer, Die Bezirke Lenzburg und Brugg (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. II), Basel 1953, S. 98-108.
[2] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938.
[3] Zum Verein vgl. Heidi Neuenschwander, Geschichte der Stadt Lenzburg. 19. und 20. Jahrhundert [Geschichte der Stadt Lenzburg, Bd. III], Aarau 1994 (auch erschienen als: Argovia, Bd. 106/1), S. 332-338.
[4] Umbau und Renovation Kutscherhaus, in: Aargauer Tagblatt, 21.6.1990; Plüss 1999, S. 31f.
[5] Aquarell von Carl Andreas Fehlmann, dat. 1892-94, mit Darstellung eines Ereignisses von 1871, abgebildet in Alte Ansichten von Lenzburg 1992, S. 156 (vgl. Bilddokumentation).
Literatur:- Gruss aus Lenzburg. Vergangene Zeiten in Ansichtskarten, hrsg. von der Ortsbürgerkommission der Stadt Lenzburg und der Stiftung pro Museum Burghalde, Aarau 1996, S. 98f. (histor. Ansichten).
- Liebes altes Lenzburg, Fotos von anno dazumal, hrsg. von der Ortsbürger-Kommission Lenzburg und der Stiftung Pro Museum Burghalde Lenzburg, Lenzburg 1986, S. 76 (histor. Aufnahme).
- Alte Ansichten von Lenzburg. Gemälde und Grafiken von 1470-1900, hrsg. von der Ortsbürgerkommission der Stadt Lenzburg und der Stiftung pro Museum Burghalde, Aarau 1992, S. 156 (histor. Ansicht).
- Adolf Plüss, Die Renovation des „Hirzelhauses“ und die Ortsbürgergemeinde Lenzburg, in: Lenzburger Neujahrsblätter, 1999, S. 31-35, hier S. 31f.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39324
 

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