INV-LEN908 Aavorstadt 37, 1845 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-LEN908
Signatur Archivplan:LEN908
Titel:Aavorstadt 37
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Lenzburg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Aavorstadt
Hist. Name Objekt:Haus "Diana"
Adresse:Aavorstadt 37
Versicherungs-Nr.:423
Parzellen-Nr.:374
Koordinate E:2655763
Koordinate N:1248623

Chronologie

Entstehungszeitraum:1845
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:LEN906, 907, 909
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Mehrfamilienhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätklassizismus

Dokumentation

Würdigung:Spätklassizistisch-biedermeierliches Wohnhaus, das 1845 für Schmied Johann Häfner errichtet wurde. Der dreigeschossige, kubische Baukörper wird in zeittypischer Weise durch Fensterachsen streng regelmässig gegliedert und über einem reich profilierten Kranzgesimse von einem Walmdach abgeschlossen. An der Strassenfront ist die Mittelachse durch einen Quergiebel mit ausgeschiedenem Giebelfeld samt Serliana (dreiteiliges Fenster mit rundbogiger Mittelpartie) sowie eine doppelläufige Freitreppe aus Muschelkalk betont. Die äusserliche Erscheinung des Gebäudes ist strassenseitig intakt erhalten, während das Innere 1977 ausgekernt wurde. Zusammen mit seinen ähnlich gestalteten Nachbarhäusern an der Südseite der Aavorstadt (Bauinventarobjekte LEN906, 907, 909) ist das Gebäude Teil der weitgehend intakt erhaltenen Vorstadtbebauung des mittleren 19. Jahrhunderts an der westlichen Ausfallstrasse, wodurch ihm ein erheblicher Situationswert zukommt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Angabe im Brandkataster wurde das Gebäude 1845 für Johann Häfner, Schmied, errichtet. Der Eintrag lautete auf ein „Zweistökiges [nach heutiger Zählung dreistöckiges] gemauertes Wohnhaus mit Mansarde und Lauben, gewölbtem Keller, unter Ziegeldach“ [1]. 1856 wurde die Aavorstadt gemäss einem Projekt des Ingenieurs Alois von Negrelli reguliert, wodurch das Haus wohl seinen überhohen Gebäudesockel erhielt [2]. 1852 war die Liegenschaft an Franz Fäsch, Negotiant, übergegangen, über den 1882 der Geldstag (Konkurs) verhängt wurde. Als weitere Eigentümer folgten 1883 die Spar- & Leihkasse Lenzburg, 1888 Witwe Rosina Härdi-Stäbli, 1890 Jeanot Hämmerli, Waffenfabrikant.
1959 realisierte man auf dem rückwärtigen Gartengrundstück ein direkt an das Gebäude angebautes und intern mit diesem verbundenes Mehrfamilienhaus. 1977 erfolgte eine Auskernung, wobei man die innere Erschliessung ganz in den Anbau von 1959 verlegte [3].
Beschreibung:Das Wohnhaus gehört zur weitgehend intakten spätklassizistisch-biedermeierlich Bebauung auf der Südseite der Aavorstadt. Es bildet in Bezug auf Stilformen und Haustypus mit den fast gleichzeitig erbauten Häusern Aavorstadt 31/33 und Bachstrasse 23A (Bauinventarobjekte LEN907/909) eine zusammenhängende Gruppe, während Haus Nr. 29 (Bauinventarobjekt LEN906) einige Jahrzehnte später entstand. Der dreigeschossige, verputzte Mauerbau ist durch drei mal fünf Fensterachsen in zeittypischer Weise streng regelmässig gegliedert und axialsymmetrisch disponiert. Er trägt ein ungebrochenes Walmdach, das über einem reich profilierten hölzernen Kranzgesims ansetzt. Die Strassenfront wird von einem dreiachsigen Quergiebel mit klassizistisch ausgeschiedenem Giebelfeld überhöht, der eine zeittypische Mittelbetonung bewirkt. Durch die kurz nach der Fertigstellung realisierte Strassenkorrektur von 1856 sitzt der kubische Baukörper auf einem ausgesprochen hohen Kellersockel, von dem ursprünglich wohl nur die mit Muschelkalkplatten verkleidete obere Hälfte aus dem Boden ragte.
Zum mittig angelegten Hauseingang gelangt man über eine aufwendige doppelläufige Treppe aus Muschelkalk. Das spätklassizistisch gestaltete Türgewände besitzt noch das schöne zierbeschnitzte Türblatt aus der Bauzeit und wird von einer profilierten Verdachung abgeschlossen; auf dem Sturz ist der (jüngere?) Hausname „Diana“ aufgemalt. Auf der Höhe der Verdachung scheidet ein umlaufendes Gurtgesims das Erdgeschoss von den beiden Obergeschossen. Typisch für die spröde spätklassizistisch-biedermeierliche Formenwelt sind auch die schlichten Falzgewände aus Muschelkalkstein mit geradem Sturz und Blockbank sowie das als Serliana (dreiteilige Öffnung mit rundbogiger Mittelpartie) gestaltete Giebellicht.
Die Rückfront des Gebäudes ist von einem dreigeschossigen Mehrfamilienhausanbau von 1959 verstellt. Dieser enthält das Treppenhaus, über das seit 1977 auch der damals ausgekernte und vollständig neu ausgebaute Ursprungsbau von 1845 erschlossen wird (nach Umbauplänen; Inneres nicht gesehen).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Stadt Lenzburg. Inventar der kommunal schutzwürdigen Gebäude, 1997 (BNO 1997, Anhang 1, Inventarliste), Nr. 16d.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938.
[2] Die Korrektur umfasste neben der Höherlegung eines Strassenstücks der Aavorstadt auch die Verlegung des Stadtbachs sowie die Tieferlegung der Rathausgasse. Vgl. Stettler / Maurer Kdm AG II 1953, S. 89; Heidi Neuenschwander, Geschichte der Stadt Lenzburg. 19. und 20. Jahrhundert [Geschichte der Stadt Lenzburg, Bd. III], Aarau 1994 (auch erschienen als: Argovia, Bd. 106/1), S. 44-48. – Zu Alois von Negrelli (1799-1858) vgl. Isabelle Rucki / Dorothee Huber, Architektenlexikon der Schweiz, 19./20. Jahrhundert, Basel 1998, S. 398.
[3] Pläne im Baugesuchsarchiv.
Literatur:- Liebes altes Lenzburg, Fotos von anno dazumal, hrsg. von der Ortsbürger-Kommission Lenzburg und der Stiftung Pro Museum Burghalde Lenzburg, Lenzburg 1986, S. 92-94 (histor. Aufnahmen).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938.
- Stadt Lenzburg, Baugesuchsarchiv: Umbaupläne 1974, 2010.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39354
 

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