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INV-LEN939 Bölli 3, 1968-1969 (Dossier (Bauinventar))
Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-LEN939 |
Signatur Archivplan: | LEN939 |
Titel: | Bölli 3 |
Bezirk: | Lenzburg |
Gemeinde: | Lenzburg |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Bölli |
Adresse: | Bölli 3 |
Versicherungs-Nr.: | 2028, 2047 (Gartenpavillon) |
Parzellen-Nr.: | 1437 |
Koordinate E: | 2656355 |
Koordinate N: | 1247900 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1968 - 1969 |
Grundlage Datierung: | Literatur |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Wohnhaus |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Nachkriegsmoderne |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Pierre Zoelly (1923-2003), Architekt, Zürich |
Würdigung: | 1968/69 vom renommierten Architekten Pierre Zoelly in Zürich für Charlotte Müller errichtetes Wochenendhaus, das am Südosthang des Bölli in die freie Landschaft blickt. Das Gebäude besteht gemäss dem von Zoelly selbst entwickelten Patent „Domino“ aus einem in Ortsbeton gefertigten Unterbau und einem modular aufgebauten Oberbau mit insgesamt vier von Pyramidendächern abgeschlossenen, quadratischen Pavillons, von denen einer einen stirnseitigen Sitzplatz beschirmt. Einen spannungsvollen Kontrast setzen skulptural geformte, geschwungene Sichtbetonelemente auf der Westseite. Von einem der bedeutenden Vertreter der Nachkriegsmoderne in der Schweiz gestaltet, stellt der Bau einen wichtigen Zeugen für die strukturalistische Strömung in der Architektur der 1960er Jahre dar; mit seiner Konstruktionsweise dokumentiert er gleichzeitig die zeittypische Suche nach einer originellen wie auch architektonisch anspruchsvollen Form der baulichen Vorfertigung. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das Gebäude wurde 1968/69 durch den Architekten Pierre Zoelly (1923-2003) als Wochenendhaus für Charlotte Müller errichtet [1]. Zoelly, der in der Westschweiz wie auch in Zürich verwurzelt und dort tätig war, als Architekt und Dozent aber auch lange in den USA gewirkt hatte, gehört zu den bedeutenden Architekten der Nachkriegsmoderne in der Schweiz [2]. Das hier beschriebene Gebäude konzipierte er gemäss seinem Patent „Domino“, einem modular aufgebauten Vorfertigungssystem, das Zoelly in durchaus zeittypischer Weise aufgrund eigener Studien entwickelt hatte, das allerdings nur in einigen wenigen eigenen Bauten Realisierung fand [3]. |
Beschreibung: | Das als Wochenendhaus konzipierte Gebäude erhebt sich am sanft abfallenden Südosthang des Bölli, einem kegelförmigen Ausläufer des Goffersbergs, und blickt von dort in reizvoller Aussichtslage auf die unverbaute Landschaft südlich vor der Stadt. Es präsentiert sich als eine strukturalistisch inspirierte Reihung von insgesamt vier quadratischen Pavillons, die mit ihren kubischen Formen in einem spannungsvollen Kontrast zu den pyramidenförmigen Dachabschlüssen und zu einzelnen skulptural geschweiften Sichtbetonelementen stehen. Der langgestreckte, quer zum Hang gerichtete Bau besteht aus einem geschlossen wirkenden Untergeschoss in Sichtbeton und dem mehrgliedrigen Oberbau, dessen pavillonartige Einzelelemente grossflächig verglast sind. Entsprechend Zoellys Patent „Domino“ ist der Unterbau in Ortsbeton erstellt, während der modular gegliederte Oberbau vorgefertigt wurde. Tragende Elemente sind die wuchtig erscheinenden, weiss gestrichenen Eckpfeiler, die in ihrer kastenartigen Konstruktion auch die Leitungsanschlüsse aufnahmen; darauf ruhen die aus Transportgründen in zwei Hälften aus Beton gefertigten Pyramidendächer. Dazwischen sind grossflächige Holzrahmenfenster gespannt. Das Modulmass beträgt gemäss dem Bausystem 6 m, die wiederum in 7 Einheiten zu je 85.7 cm gegliedert sind [4]. Das Obergeschoss schützen auf der Nord- und Westseite geschweifte Sichtbetonflanken mit schlitzartigen Fensteröffnungen. Nach Süden schliesst das Wohnhaus mit einer doppelgeschossigen luftigen Eisenkonstruktion, die gleichfalls ein flaches Pyramidendach trägt und als Witterungsschutz für einen Sitzplatz und einen Balkon dient. Das Obergeschoss, das im ansteigenden Hang von Norden her ebenerdig zu betreten ist, beherbergt den Eingangsbereich mit offener Küche und Esszimmer, das Badezimmer mit separatem WC, Waschküche, Schlafzimmer sowie eine Galerie, die über dem zweigeschossigen Arbeitszimmer zum stirnseitigen Balkon vermittelt. Vom Gang entlang der Westfassade führt eine elegant geschweifte Betontreppe ausserhalb des Pavillonvolumens in das Untergeschoss, welches das Arbeits- und Wohnzimmer mit Cheminée, ein Archiv sowie einen Heizungsraum umfasst. Die Holzriemenböden sind grösstenteils weiss gestrichen; die Archivtüren wurden von Peter Mieg bemalt [5]. Nordseitig steht ein zugehöriges, ebenfalls pavillonartig gestaltetes Gartenhaus (Vers.-Nr. 2047). Teil des Projekts war auch die komplementär verstandene Umgebungsgestaltung: „Die Steifheit der Vorfabrikation ist willentlich kontrastiert durch ein romantisches Gartenkonzept.“ [6] Eine künstliche Geländefalte sollte dabei nach der Auffassung des Architekten die grossräumige landschaftliche Situation kleinmassstäblich nachbilden. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Stadt Lenzburg. Inventar der kommunal schutzwürdigen Gebäude, 1997 (BNO 1997, Anhang 1, Inventarliste), Nr. 18. - Stadt Lenzburg. Inventar der kommunal schutzwürdigen Gebäude, Dokumentation 1995, Inv.-Nr. 18. |
Anmerkungen: | [1] Baueingabepläne (27.9.1968) im Baugesuchsarchiv. [2] Vgl. zu Zoelly Ausst.Kat. 1978; Rucki / Huber 1998, S. 582; Zoelly 1998; werk, bauen + wohnen, 2004, Nr. 3, S. 56f. (Nekrolog); Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Art. ‚Pierre Zoelly‘ (2014): http://www.hls-dhs-dss.ch. – Zoelly projektierte in Lenzburg auch die Einfamilienhäuser Lütisbuchweg 2 (Wohnhaus Peter Mieg, 1948/49) und Blumenrain 7 (Atelierhaus Peter Hächler, 1964, Bauinventarobjekt LEN938). [3] Vgl. Zoelly 1998, S. 174f. [4] Zoelly 1998, S. 174. [5] Inneres gemäss Gebäudedokumentation im kommunalen Inventar von 1995. [6] Ausst.Kat. 1978, S. 70. |
Literatur: | - Pierre Zoelly, Pierre Zoelly. Elemente einer Architektursprache, Basel / Boston / Berlin 1998, S. 73, 174f., 218. - Isabelle Rucki / Dorothee Huber, Architektenlexikon der Schweiz, 19./20. Jahrhundert, Basel 1998, S. 582. - Hans Maurer et al., Lenzburg AG (Schweizerische Kunstführer, Nr. 429/430), Bern 1988, S. 12. - Pierre Zoelly, Ausst.Kat. Zürich 1978 (Werkstattbericht. Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich ; 2), Zürich 1978, S. 70f. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39540 |
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