INV-LEU903 Dorfstrasse 1, 1809 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-LEU903
Signatur Archivplan:LEU903
Titel:Dorfstrasse 1
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Leutwil
Adresse:Dorfstrasse 1
Versicherungs-Nr.:41
Parzellen-Nr.:119
Koordinate E:2655553
Koordinate N:1240244
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2655553&y=1240244

Chronologie

Entstehungszeitraum:1809
Grundlage Datierung:Inschrift (Türsturz)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätbarock

Dokumentation

Inschriften:"18 HVBO 09" (Haustürsturz)
Würdigung:Spätbarock geprägtes Wohnhaus mit ehemaliger Gastwirtschaft, das sein äusseres Erscheinungsbild wie auch die innere Raumordnung vollumfänglich bewahrt hat. Als besonders wertvolle Teile der historischen Raumausstattung und wichtiges Zeugnis der ländlichen Wohnkultur sind nebst der aufklappbaren Stubenwand das Einbaubuffet aus Nussbaumholz und der grüne Kachelofen mit bemalten Frieskacheln erhalten. Mit dem südlich vorgelagerten Bauerngarten und den zugehörigen Nebenbauten ergibt sich eine stimmungsvolle Hofsituation, die ein markantes Zeichen im zentralen Bereich der historischen Strassenbebauung von Leutwil setzt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Eine Inschrift am Türsturz des Hauseingangs verweist auf das Baujahr 1809 und den Bauherrn Hans Ulrich Bolliger. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1829 wird das Gebäude als "Wohnhaus von Stein, mit 2 gewölbten Kellern und Ziegeldach", in Besitz von Hans Ulrich Bolliger, beschrieben. Zur Liegenschaft gehörte eine "abgesonderte" Scheune, welche vermutlich auf der gegenüber liegenden Strassenseite, an der Stelle der heutigen Gemeindescheune, stand [1]. Einer Ohmgeld-Abrechnung von 1823 ist zu entnehmen, dass im frühen 19. Jh. im Haus zumindest kurzzeitig eine Pintenwirtschaft betrieben wurde [2].
Beschreibung:Mit der westlichen Stirnfront hart an die Dorfstrasse stossend, erhebt sich das spätbarocke Wohnhaus als kompakter zweigeschossiger Mauerbau unter leicht geknicktem Gehrschilddach, welches mit doppelt verlegten Biberschwanzziegeln eingedeckt ist. Wohl als Ausdruck der gehobenen wirtschaftlichen Verhältnisse wurde das Gehöft nicht in der ortsüblichen Konstellation als bäuerlicher Vielzweckbau (Wohnhaus und Scheune unter einem Dach), sondern in Getrenntbauweise mit freistehender Scheune erstellt.
Die nach Süden gerichtete Stubenfront zeigt eine regelmässige sechsachsige Gliederung mit stichbogig ausgeschnittenen Fensteröffnungen. Die äusserste, strassenseitige Fensterachse nimmt den Hauseingang auf, dessen Stichbogensturz die Bauinschrift "18 HVBO 09" (= Hans Ulrich Bolliger) zeigt. Die Fenster- und Türgewände sind wie die Freitreppe zum Hauseingang und der Plattenbelag rund um das Gebäude sorgfältig aus Muschelkalk gefügt. Im Unterschied zur grosszügig belichteten Stubenfront sind die Stirnseiten wie auch die rückwärtige Trauffassade nur spärlich mit Lichtöffnungen besetzt.
Die innere Erschliessung erfolgt über einen entlang der strassenseitigen Stirnmauer geführten Quergang, in dessen Rückseite eine Treppe ins Obergeschoss sowie ein Abgang in den Keller führen. Der Grundriss zeigt eine gängige Vierteilung mit Stube und Nebenstube im südlichen Vorderhaus sowie Küche und Hinterer Stube auf der Hausrückseite. Das auf gleiche Weise unterteilte Obergeschoss enthält Schlaf- und Vorratsräume. Die Trennwand zwischen Stube und Hinterstube ist auf Hüfthöhe hochklappbar, was als Hinweis auf eine frühere Nutzung als Gastwirtschaft dienen kann.
Aus der Bauzeit des Hauses erhalten sind wesentliche Teile der Wohnungsausstattung, so die ungestrichenen Sichtbalkendecken, Brettertäfer mit Felderteilung und einzelne Türen samt Beschlägen. Das Prunkstück der Stube bildet ein Einbaubuffet aus Nussbaumholz, mit Schubladenteil und geschweiften Füllungstürchen. Ebenfalls ins frühe 19.Jh. datiert die zweistufige grüne Sitzkunst, deren weisse Frieskacheln in der Art des Aarauer Ofenmalers Heinrich Egli mit Girlanden, Vasen und Sinnsprüchen verziert sind [3]. Wohl aus der Zeit stammt der seitlich anschliessende grüne Kastenofen. Demgegenüber dürfte die blaue Sitzkunst mit weissem, unverziertem Fries in der hinteren Stube aus einer zweiten Ausstattungsphase im späteren 19. Jh. stammen, ebenso die Fischgrat- und Tannenriemenparkette in den Wohnräumen. Im östlichen und nördlichen Bereich des Hauses erstrecken sich zwei tonnengewölbte Keller, die von der östlichen Stirnseite wie auch vom Hausgang aus erschlossen sind (Inneres gemäss Kurzinventar 1991 und Inventar Bauernhausforschung 1996).
Südlich des Wohnhauses schliesst ein von einem Holzzaun umfriedeter Garten mit zwei stattlichen Fichtenbäumen an, der nach Osten hin durch ein Nebengebäude (ehem. Waschhaus und Mosterei) begrenzt wird. Im Zusammenspiel mit der auf der anderen Strassenseite stehenden Scheune ergibt sich eine hofartige Situation im zentralen Bereich der alten dörflichen Bebauung.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0073: Brandassekuranz Leutwil 1829-1848; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0248-0251: Brandkataster Leutwil 1850-1938.
[2] Hochstrasser 1991/92, S. 29.
[3] Zu Ofenmaler Heinrich Egli vgl. Räber 2002, S. 200-202.
Literatur:- Samuel Hochstrasser, Die Leutwiler Wirtschaften seit 1800, in: Jahresschrift der Historischen Vereinigung Wynental 1991/92, S. 28-47.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2: Fricktal und Berner Aargau, Baden 2002, S. 209 (Abb. 441), S. 367 (Abb. 698b).
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 54.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05.0073: Brandassekuranz Leutwil 1829-1848; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0248-0251: Brandkataster Leutwil 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Leutwil, V-8/3.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39594
 

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