INV-LEU904 Dürrenäscherstrasse 13, 1890 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-LEU904
Signatur Archivplan:LEU904
Titel:Dürrenäscherstrasse 13
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Leutwil
Adresse:Dürrenäscherstrasse 13
Versicherungs-Nr.:36
Parzellen-Nr.:96
Koordinate E:2655522
Koordinate N:1240320
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2655522&y=1240320

Chronologie

Entstehungszeitraum:1890
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:LEU914
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Für den Tabakfabrikanten Rudolf Baur-Baur erstelltes spätklassizistisches Wohnhaus, das seine äussere Form und innere Raumteilung sowie Teile der Ausstattung erhalten hat. Als Wohnhaus und frühe Produktionsstätte des Tabakgewerbes in Leutwil kommt dem Gebäude eine erhebliche lokalgeschichtliche Bedeutung zu. Ortsbaulich bildet es einen spannungsvollen Gegenpol zum kantonal geschützten ehemaligen Strohdachhaus Dürrenäscherstrasse 20 (LEU002), welches sich unmittelbar auf der anderen Strassenseite befindet.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Brandkatastereintrag wurde das Haus 1890 für den Zigarettenfabrikanten Rudolf Baur erstellt und für einen damals hohen Betrag von 10'000 Franken versichert [1]. Rudolf Baur hatte 1874 in Beinwil am See eine Tabakfabrik gegründet und den Betrieb bereits 1878 nach Leutwil verlegt. Vorerst produzierte er in einem alten Bauernhaus, welches nördlich der Liegenschaft stand und um 1950 abgebrochen wurde: "Die Packstube befand sich im Wohn- und Schlafzimmer und auf der anderen Seite des Flurs befand sich ein Raum, wo alle Wickel- und Zigarrenmacherinnen sassen" [2]. In der heute noch bestehenden rückwärtigen Scheune Vers.-Nr. 33 (Bauinventarobjekt LEU914) wurden die Tabakballen gelagert. Ein weiteres Fabrikationsgebäude der Firma Baur wurde nach der Schliessung der Fabrik verkauft und zu einem Wohnhaus umgebaut (Liegenschaft Dürrenäscherstrasse 9).
Das Fabrikantenwohnhaus von 1890 beherbergte früher im Erdgeschoss einen Büroraum (Kontor), während Teile des Obergeschosses und des Estrichs als Tabaklager und Trocknungsräume genutzt wurden. 1959 erfolgte der Umbau in ein Zweifamilienhaus mit stockwerkweise aufgeteilten Wohnungen. Zwischenzeitlich war im Erdgeschoss der Kindergarten von Leutwil untergebracht. 2014 wurde der rückwärtige Laubenanbau durch einen modern verglasten Annexbau ersetzt.
Beschreibung:Das ehemalige Fabrikantenwohnhaus erhebt sich als kubischer Mauerbau unter schwach geneigtem Walmdach. Die westliche, strassenseitige Schaufassade prägt ein dreigeschossiger Mittelrisalit mit zwei Fensterachsen. Er durchbricht die durch ein Zahnschnitt-Kranzgesims aus Sandstein betonte Trauflinie und schliesst in einem Giebelaufbau mit plastisch vortretendem Dreieck aus hölzernen Gesimsen. Die axial gesetzten Fenster weisen rechteckige Sandsteingewände mit Blockbänken auf, wobei die Risalitfenster im Obergeschoss durch profilierte Gesimsbekrönungen hervorgehoben sind. Auf der Hausrückseite schliesst als Ersatz für eine alte hölzerne Laube ein verglaster Annexbau mit Pultdach an.
Zum Hauseingang auf der nördlichen Schmalseite gelangt man über einer niedrige zweiläufige Steintreppe. Das profilierte Türgewände wird von einer klassizistischen Gesimsbekrönung abgeschlossen. Stilistisch darauf abgestimmt ist das mit plastischen Säulenmotiven und einem ornamentalen Fenstergitter verzierte Türblatt. Der aus einem filigranen Eisengehäuse bestehende Windfang dürfte hingegen etwas jünger sein.
Im Hausinnern nimmt das Treppenhaus die nordöstliche Gebäudeecke ein. Die geschossinterne Erschliessung erfolgt über einen kleinen Stichgang, von dem südseitig die Stube und Nebenstube, nach Westen zur Strasse hin der "Salon" und das ehemalige Kontor sowie rückwärtig die Küche zugänglich sind. Im Obergeschoss ist heute eine eigenständige Wohnung eingerichtet. Die mit einer Eisenträgerdecke und einem Stichgewölbe aus Backstein ausgestatteten Kellerräume nehmen den gesamten Hausgrundriss ein.
Von der historischen Ausstattung sind Tafelparkettböden, Kassettendecken, Wandkästen und Füllungstüren erhalten. Das ehemalige Büro zeigt als einziger Raum eine durchgehende bauzeitliche Täferung mit Maserierungsmalerei. Ein weisser Kachelofen zur Beheizung des "Salons" und des Kontors ist nicht mehr vorhanden (Inneres gemäss Kurzinventar von 1992)
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0248-0251: Brandkataster Leutwil 1850-1938.
[2] Wespi 2011, S. 116, 146 (Fotoaufnahme des Bauernhauses beim Abbruch).
Literatur:- Janine Wespi Zhang, Ein Leben von, für und mit dem Tabak – Die Tabakindustrie in Leutwil, Masterarbeit Universität Bern 2011 (Typoskript).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0248-0251: Brandkataster Leutwil 1850-1938.
- vamus Industriekultur Nr. 582: Zigarrenfabrik Gebrüder Baur.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39600
 

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