Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-LIN902 |
Signatur Archivplan: | LIN902 |
Titel: | Linn 16 |
Bezirk: | Brugg |
Gemeinde: | Bözberg |
Ehem. Gemeinde: | Linn (bis 31.12.2012) |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Linn |
Adresse: | Linn 16 |
Versicherungs-Nr.: | 911 (alt 11) |
Parzellen-Nr.: | 2021 |
Koordinate E: | 2652071 |
Koordinate N: | 1257965 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1800 |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | Intakt erhaltenes Juragiebelhaus aus der Zeit um 1800, das vermutlich vom Baumwollhändler Jakob Bläuer erbaut wurde. Mit der streng axialen Befensterung des Wohnteils und den markanten Korbbogenportalen am Scheunentrakt zeigt der schlicht gehaltene, aber grosszügig bemessene Mauerbau unverkennbare Merkmale des biedermeierlichen Bauens auf dem Lande, wobei es sich von der Zeitstellung her um ein ausgesprochen frühes Beispiel dieses Bautyps handelt. Das Hausinnere bewahrt die ursprüngliche Raumordnung und wesentliche Teile der historischen Ausstattung. Als prägender Bestandteil der nordseitigen Strassenbebauung im Zentrum von Linn kommt dem markanten Baukörper eine erhebliche Bedeutung im gemäss ISOS (Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz) als national eingestuften Ortsbild zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Der spätklassizistisch-biedermeierlichen Formensprachen entsprechend dürfte das Haus in der Zeit um 1800 entstanden sein. Vermutlich wurde es an der Stelle eines strohgedeckten Vorgängerbaus errichtet, von dem noch ein Gewölbekeller mit rundbogigem Eingangsportal erhalten ist. Möglicher Bauherr war Jakob Bläuer, der als Baumwollhändler tätig war und dessen gehobene soziale Stellung sich in der Heirat seiner Tochter Verena mit dem wohlhabenden Textilindustriellen Bernhard Fischer von Brugg äusserte [1]. Im Brandkataster von 1809 wird die Liegenschaft als "zweistöckiges steinernes mit Ziegeln gedecktes Wohnhaus samt Scheuerwerk und zwei gewölbten Kellern", in den Händen von Johannes Bläuer, aufgeführt [2]. 1817 ging das Haus an Hans Jakob Kohler über, dessen Nachkommen bis heute hier wohnhaft sind. 1862 erfuhr es einen deutlichen Wertzuwachs wegen "baulicher Verbesserung". Die Erwähnung einer "Remise mit Weintrotte" in einem späteren Eintrag von 1865 gibt einen Hinweis, dass nebst der üblichen Landwirtschaft damals auch Rebbau betrieben wurde [3]. Als jüngere bauliche Veränderungen wurden 1923 wurde die Dachkonstruktion erneuert und der Stall rückwärtig erweitert (gemäss Kurzinventar von 1996). |
Beschreibung: | Das traufbetonte Bauernhaus ist prägender Bestandteil der gassenähnlich verdich-teten nördlichen Häuserzeile von Linn. Um Gartentiefe von der Dorfstrasse zurückversetzt, erhebt es sich als langgestreckter Mauerbau unter durchlaufendem, geradem Giebeldach. Das Gebäude ist als Mittertennhaus in der Nutzungsabfolge Wohnteil, Tenn, Futtertenn und Stall ausgebildet; ostseitig schliesst an den zweigeschossigen Wohnteil ein zusätzlicher jüngerer Ökonomieteil aus Holz an, bei dem es sich wohl um die 1865 erwähnte Remise mit Trotte handelt. Das Haus ist rundum in verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt. Die strassenseitige Schaufront zeigt ein für die Entstehungszeit charakteristisches biedermeierliches Erscheinungsbild mit straff gegliederten Fensterachsen am Wohnteil und korbbogigen Toröffnungen zum Dreschtenn und zum nebenliegenden Futtergang. Für alle Hausteinpartien fand ein gelblicher Sandstein (Kornbergstein) Verwendung. Die Fassaden sind zurückhaltend, aber handwerklich solid durchgestaltet. Der neben dem Tenn gelegene Vordereingang zeigt eine profilierte Gesimsbekrönung und bewahrt das originale biedermeierliche Eichentürblatt mit Rautenfeldern und Messingbeschlägen. Die Scheunentore sind mit Bogenanfängern und Schlusssteinen akzentuiert, und die aufgedoppelten Torflügel zeigen ein zeittypisches Sonnenradmotiv. Als handwerkliche Besonderheit wurden das Türgewände des Hauseingangs und der Bogenanfang des nebenliegenden Tennportals aus einem Werkstück gearbeitet. Unverkennbare Merkmale des biedermeierlichen Bauens sind die halbkreisförmigen Lüftungsöffnungen (Lünetten) an der Heubühnenwand. Die innere Erschliessung erfolgt nach gängigem Schema über einen dem Tenn entlanglaufenden Korridor. Im vierteiligen Grundriss nehmen Stube und Nebenstube das strassenseitige Vorderhaus, die Küche und ein Zimmer das rückwärtige Hinterhaus ein. Ein neben der Küche gelegener Treppenaufgang führt hinauf ins Obergeschoss, welches beidseitig drei Schlafkammern enthält. Die Hausrückseite nimmt eine hölzerne Teillaube mit Aussenaufgang ein. Die grosszügig bemessene Stube bewahrt neben der Sichtbalkendecke und dem schlichten Biedermeiertäfer einen grünen Kastenofen mit Sitzkunst aus dem 19.Jh. Das barocke Büffet mit geschweiftem Oberteil ist wohl älter als das bestehende Gebäude und dürfte entsprechend in Zweitverwendung hierher gelangt sein. Ähnliches gilt für die im Obergeschoss eingebauten barocken Füllungstüren, die eine betont aufwendige Gestaltung mit Mehrfachprofilen, geschweiften Bändern und stattlichem Kastenschloss zeigen. Auf der Hausrückseite befindet sich der Abgang in die zwei tonnengewölbten Keller. Der kleinere, längsgerichtete Raum verfügt über ein altertümliches, gefastes Rundbogengewände; mit grosser Wahrscheinlichkeit wurde es vom Vorgängerbau übernommen. In den grösseren, querliegenden Gewölbekeller gelangt man über einen breiten Eingang mit schlichter Rechteckeinfassung. Die zugehörige zweiflüglige Brettertüre weist fischgratförmige Aufdoppelungen auf. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Baumann 1998, S. 564. [2] Staatsarchiv, Brandkataster Linn. [3] Zur Geschichte des Weinbaus auf dem Bözberg vgl. Baumann 1998, S. 509–513. |
Literatur: | - Max Baumann, Leben auf dem Bözberg, Die Geschichte der Gemeinden Gallenkirch, Linn, Ober- und Unterbözberg, Stilli 1998. |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Linn, IV-12/2. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39816 |
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