INV-LIN903 Linn 12, 1713 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-LIN903
Signatur Archivplan:LIN903
Titel:Linn 12
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Bözberg
Ehem. Gemeinde:Linn (bis 31.12.2012)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Linn, Im Loch
Adresse:Linn 12
Versicherungs-Nr.:908 (alt 8)
Parzellen-Nr.:2023
Koordinate E:2652117
Koordinate N:1257988

Chronologie

Entstehungszeitraum:1713
Grundlage Datierung:Inschrift (Deckenbalken)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:1713 (Deckenbalken)
Würdigung:Stattliches, im Kern wohl von 1713 stammendes und im frühen 19. Jahrhundert überprägtes Bauernhaus, das am massiv gemauerten Wohnteil eine spätbarocke Fassade mit zeittypischen Stichbogenfenstern bewahrt. Das Hausinnere ist unter Wahrung der hergebrachten Raumstruktur modernisiert, wobei Teile der historischen Ausstattung beibehalten wurden. Der ehemalige Scheunentrakt wurde durch einen Neubau ersetzt (nicht Teil des Schutzumfangs). Das zu den ältesten Bauten im heutigen Ortsbild gehörende Gebäude nimmt eine ortsbaulich interessante, von der übrigen Häuserzeile zurückversetzte Stellung ein.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Liegenschaft befindet sich abseits der zeilenartigen Strassenbebauung in tieferer Lage, was ihr den Beinamen "Lochhof" eingetragen hat. Die Bezeichnung ist auf einer Kachelinschrift "Heinrich Bleuer Loch Bauer zu Lind 1819" eines mittlerweile abgegangenen Kachelofens bezeugt [1].
Eine eingekerbte Jahreszahl 1713 am Deckenbalken zwischen Nebenstube und Küchenkammer lässt vermuten, dass der Kernbau des Hauses aus dem frühen 18. Jh. stammt. Im Brandkataster von 1809 wird das Gebäude als "2-stöckiges Wohnhaus mit Stroh gedeckt, samt Scheuerwerk", in den Händen von Heinrich Bläuer, aufgeführt [2]. 1811 erfolgte eine deutliche Erhöhung des Versicherungswertes, "wegen eines ganz neuen Anbaus". Es ist davon auszugehen, dass der Wohnteil zu dieser Zeit sein heutiges Erscheinungsbild mit axial geprägter steinerner Fassade und Stichbogenfenstern erhielt. Nur wenig jünger ist der bereits erwähnte Kachelofen von 1819.
1834 fand eine nochmalige bauliche Erweiterung statt. Gemäss Brandkataster wurde ein zusätzlicher steinerner Anbau mit Wohnung erstellt, bei dem es sich um den heutigen östlichen Annexbau handeln dürfte. Gleichzeitig wurde die Liegenschaft
unter den drei Gebrüdern Hans Heinrich, Caspar und Hans Jakob Bläuer aufgeteilt. 1850 werden wiederum nur zwei Eigentümer aufgeführt: Die untere Wohnung, die hintere Hälfte der Scheune, der halbe Gewölbekeller wie auch die Hälfte der östlichen Wohnung gehörten Elisabeth Bläuer, während die obere Wohnung sowie die andere Hälfte von Scheune, Keller und östlicher Wohnung in den Händen von Caspar Bläuer war. Aus diesen Aufzeichnungen geht hervor, dass man in der Nutzungsaufteilung eine gewisse Flexibilität zeigte.
Vor einigen Jahren erfuhr das Gebäude eine sorgfältige Renovation, wobei das Hausinnere unter Beibehaltung der alten Raumstruktur und von Teilen der historischen Ausstattung modernisiert und der Dachraum zu Wohnzwecken ausgebaut wurde. 2018 fand eine Totalerneuerung des ehemaligen Scheunentrakts statt.
Beschreibung:Der ehemalige bäuerliche Vielzweckbau steht um Haustiefe zurückversetzt auf der nördlichen Talseite der zeilenartigen Strassenbebauung von Linn. Vom historischen Baukörper erhalten blieb der Wohnteil, welcher als zweigeschossiger massiver Mauerbau unter steilem, geknicktem Giebeldach in Erscheinung tritt (westlich anschliessender Scheunentrakt 2018 erneuert). Die südgerichtete Hofseite ist als eigentliche Schaufassade ausgebildet und mit axial angeordneten Stichbogenfenstern spätbarocker Prägung besetzt. Die Fenstergewände wie auch das ebenfalls stichbogige Türgericht sind aus Muschelkalk gefertigt. Die Fassade in der heutigen Ausprägung dürfte aus dem umfassenden Umbau von 1811 hervorgegangen sein, als das ehemalige Strohdachhaus in einen ziegelgedeckten Mauerbau umgewandelt wurde. Die rückwärtigeTrauffassade ist mit gefalzten Fenstereinfassungen und einer einfachen hölzernen Obergeschosslaube wesentlich schlichter gestaltet.
Die innere Erschliessung folgt einem gängigen Muster mit scheunenseitig durchlaufendem Korridor und vierteiliger Raumordnung. Die Stube und Neben¬stube (heute zusammengelegt) nehmen dabei das südseitige Vorderhaus ein, während die Küche und eine anschliessende Küchenkammer auf der rückwärtigen
Seite liegen. Der ostseitige Anbau, welcher vermutlich von 1834 stammt, enthält weitere Wohnräume, welche zwischenzeitlich an den Hauptbau angeschlossen waren. Davon zeugen nachträglich vermauerte Durchgänge und Fensternischen in der massiven Giebelwand. Unter dem ostseitigen Anbau erstreckt sich quer zum First ein tonnengewölbter Keller.
An historischer Ausstattung haben sich in der unteren Stube ein olivgrüner Jugendstil-Kachelofen aus der Zeit um 1900 und in der Küche ein eiserner Sparherd erhalten. Balkendecken mit Schiebeböden und profilierten Deckleisten gehören zum Baubestand von 1819, möglicherweise sogar von 1713. An einem Deckenbalken zwischen der Nebenstube und der Küchenkammer hat sich jedenfalls die eingekerbte Jahreszahl "1713" erhalten (Inneres gemäss Inventar Bauernhausforschung von 1997).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Erwähnung in Stettler/Maurer 1953, S. 356. – Die Ofenkachel wird heute im Heimatmuseum Schinznach Dorf aufbewahrt.
[2] Staatsarchiv, Brandkataster Linn.
Literatur:- Max Baumann, Leben auf dem Bözberg, Die Geschichte der Gemeinden Gallenkirch, Linn, Ober- und Unterbözberg, Stilli 1998.
- Michael Stettler/Emil Maurer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band II: Die Bezirke Lenzburg und Brugg, Basel 1953.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Gallenkirch, IV-8/1.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39822
 

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