INV-MDE917 Wintersingerstrasse 7, 1606 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-MDE917
Signatur Archivplan:MDE917
Titel:Wintersingerstrasse 7
Bezirk:Rheinfelden
Gemeinde:Magden
Ortsteil / Weiler / Flurname:Mitteldorf
Adresse:Wintersingerstrasse 7
Versicherungs-Nr.:149 A, B
Parzellen-Nr.:826
Koordinate E:2628315
Koordinate N:1263982
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2628315&y=1263982

Chronologie

Entstehungszeitraum:1606
Grundlage Datierung:Inschrift (Tenntor)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:MDE913, MDE9114, MDE915, MDE916, MDE917D, MDE930
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätgotik

Dokumentation

Inschriften:"1606 HE" (Tenntor)
Würdigung:Bäuerlicher Vielzweckbau von 1606, der mit seinem weitgehend intakten Erscheinungsbild am Wohn- wie auch am Ökonomieteil zu den besterhaltenen Fricktaler Bauernhäuser jener Zeit gehört. Am wappengeschmückten Scheitel des rundbogigen Tenntors ist das Baujahr nebst den Initialen der Eigentümer eingemeisselt. Der Wohnteil hat die originale rauchgeschwärzte Dachkonstruktion mit liegenden und stehenden Stuhljochen vollumfänglich bewahrt. Die stattliche Gesamtanlage lässt auf eine wohlhabende Bauherrschaft mit womöglich obrigkeitlichem Hintergrund schliessen. Zusammen mit der nördlich benachbarten Liegenschaft Sonnenplatz 2 (Bauinventarobjekt MDE916) sowie den gegenüber liegenden Häusern Wintersingerstrasse 6 (MDE915) und Wintersingerstrasse 2 (MDE913) ergibt sich eine bemerkenswerte Vielfalt an individuell ausgeprägten Bauformen im alten Dorfkern von Magden.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Jahrzahl 1606 am Scheitel des Tennportals verweist auf die Entstehungszeit des Hauses, welches über einen für sein hohes Alter ausserordentlich grossen Anteil an originaler Bausubstanz verfügt. Die Bauherrschaft des Gebäudes ist nicht abschliessend geklärt, doch könnten die Initialen "HE" am Tenntorscheitel auf Heinrich oder Hans Eckher (Egger) hinweisen, welche zu dieser Zeit in Magden wohnhaft waren [1].
Im ersten Brandkatastereintrag von 1828 sind Fidel Stäuble als Eigentümer eines "Wohnhauses mit 2 Wohnungen samt Scheune mit 2 Ställen, von Stein, 2 Stock hoch, mit Tremkeller und Ziegeldach" verzeichnet [2]. Der mündlichen Überlieferung zufolge war hier zeitweise eine Buschwirtschaft eingerichtet.
Als nennenswerter baulicher Eingriff wurde im 19. Jh. die strassenseitige Stubenfront im klassizistischen Zeitgeist überprägt und mit grösseren, regelmässig angeordneten Einzelfenstern besetzt. Eine 1839 im Brandkataster vermerkte Wertvermehrung durch „bauliche Verbesserungen“ dürfte sich auf diese partielle Fassadenüberprägung beziehen. Wohl zur gleichen Zeit könnte eine rückwärtige Hauserweiterung mit Laubenanbau sowie eine leichte Anhebung der Dachtraufe zur besseren Belichtung des Obergeschosses stattgefunden haben.
Beschreibung:Der stattliche bäuerliche Vielzweckbau gliedert sich in einen stockwerkweise aufgeteilten, vierachsigen Wohnteil und eine symmetrisch konzipierte Scheune mit zentralem Tenn und beidseitig anschliessenden Ställen. Der längliche Baukörper ist rundum aus verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt, und auch zwischen Wohn- und Ökonomieteil führt eine massive Binnenmauer bis unter den First. Das steile Satteldach, welches teilweise noch mit einfach verlegten Biberschwanzziegeln eingedeckt ist, wurde über dem Wohnteil nachträglich mittels Kniestock etwas angehoben und birgt rückwärtig eine teilweise ummauerte Laube mit Aussentreppe.
Wohl als eines der letzten Beispiele im Fricktal präsentiert sich der Scheunenteil noch in seiner ursprünglichen spätgotischen Gestalt. Den zentralen Blickfang bildet das grossflächige Tennportal, welches von zwei Ställen flankiert wird. Der Scheitelstein des rundbogigen Torgewändes trägt das Baudatum 1606, ein Wappenrelief mit aufrechter Pflugschar über Dreiberg und den Initialen "H E "sowie ein Steinmetzzeichen [3]. Auf der breiten Zierfase unterhalb des Wappens sitzt ein kleiner skulptierter Löwenkopf.
Auch der südwestlich anschliessende Wohnteil bewahrt mit dem durchlaufenden gekehlten Sohlbankgesims und den annähernd quadratischen Fensteröffnungen im Obergeschoss noch die ursprüngliche Fassadengestaltung. Gleiches gilt für die kleinen, gefasten Giebellichter an der Stirnfront des Hauses. Hingegen sind die hochrechteckigen, gefalzten Parterrefenster und das klassizistische Türgericht einer Überprägung im 19. Jh. (vermutlich 1839) zuzuschreiben. Aus dieser Zeit dürfte auch die von einem hölzernen Zahnschnittfries begleitete Dachuntersicht stammen.
In die Bauzeit des Hauses (1606) datiert das rauchgeschwärzte Dachgebälk über dem Wohnteil. Es handelt sich um eine Sparrenkonstruktion mit liegenden (unten) und stehenden Stuhljochen (oben), welche durch kräftig dimensionierte, gezapfte Kopfhölzer versteift werden. Die weit gespannten liegenden Stuhljoche sind von einem auf gefaste Holzpfosten abgestützten Mittellängsrähm unterfangen.
Das mittels eines Stichgangs erschlossene Hausinnere umfasst im strassenseitigen Vorderhaus Stube und Nebenstube, während im rückwärtigen Bereich eine geräumige Küche und eine Hinterstube/Küchenkammer eingerichtet sind. Ins Obergeschoss gelangt man über einen rückwärtigen Laubenaufgang. Unter der strassenseitigen Haustür befindet sich der Abgang in den Tremkeller, welcher sich unter der Stube und Nebenstube erstreckt. Im Innern ist keine nennenswerte historische Wohnungsausstattung mehr vorhanden.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Vgl. Hunziker / Hoegger 2011, S. 328 (Anm. 99) - Mündliche Mitteilung Werner Rothweiler 2005.
[2] Gemeindearchiv Magden, Brandlagerbuch Magden 1828 (ausgewertet durch Werner Rothweiler); Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0550-0553: Brandkataster Gemeinde Magden 1850-1936.
[3] Das Steinmetzzeichen gleicht dem Meisterzeichen von Stoffel Pfeuti, Lenzburg. Vgl. Stettler 1948), S. Tabelle II, Nr.28 (Rohr, Untervogtei von 1610).
Literatur:- Edith Hunziker/Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 9, Bern 2011, S. 327-328.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 170.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002, S. 168 (Abb. 329), S328 (Abb. 631).
- Magden (Ortsgeschichte), Magden 2004, S. 98 (Abb.).
Quellen:- Gemeindearchiv Magden, Brandlagerbuch Magden 1828 (ausgewertet durch Werner Rothweiler).
- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0550-0553: Brandkataster Gemeinde Magden 1850-1936.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Magden IX-3/4.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=40758
 

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