INV-MDE923 Adlerstrasse 3, 19. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-MDE923
Signatur Archivplan:MDE923
Titel:Adlerstrasse 3
Bezirk:Rheinfelden
Gemeinde:Magden
Ortsteil / Weiler / Flurname:Mitteldorf
Adresse:Adlerstrasse 3
Versicherungs-Nr.:66
Parzellen-Nr.:681
Koordinate E:2628163
Koordinate N:1264125
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2628163&y=1264125

Chronologie

Entstehungszeitraum:19th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Kleinbauernhaus, Taglöhnerhaus

Dokumentation

Würdigung:Weitgehend intaktes kleinbäuerliches Gehöft, das im frühen 19. Jahrhundert unter teilweisem Einbezug von älterer Bausubstanz errichtet wurde. Das Gebäude zeigt eine in der Region verbreitete Konstellation mit hoch aufragendem Wohnteil und angebauter Ökonomie unter niedrigerem First. Es handelt sich um einen wertvollen, authentisch gebliebenen Zeugen einer kleinbäuerlich-handwerklichen Wohnkultur. Vergleichbare Verhältnisse finden sich noch bei der Liegenschaft Hauptstrasse 62 (Bauinventarobjekt MDE902).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Jahrzahl 1811 am Gesims des Stubenofens gibt einen Hinweis auf das Erstellungsdatum des vorliegenden Gebäudes im frühen 19. Jh. Reste eines älteren Fachwerks und einer stehenden Stuhlkonstruktion in der Trennwand von Wohnteil und Ökonomie weisen indessen auf einen Vorgängerbau wohl aus dem 18. Jh. hin. Vermutlich ebenfalls aus dem 18. Jh. stammen vereinzelte, wiederverwendete Ofenkacheln mit Lilien- und Vogelmotiven.
Im ersten Brandkatastereintrag von 1828 wird das Gebäude als "zweistöckiges Wohnhaus mit zwei Wohnungen und Tremkeller nebst Scheune und Stall, von Stein, Riegel und Holz, mit Ziegeldach" aufgeführt [1]. Eigentümer der Liegenschaft war zu jener Zeit Johann Stäuble, Klemenzen, 1834 ging sie an Fidel Hummel über. Als weitere Besitzer folgten Leontz Stalder Schreiner (1859), Lepold Schneider (1875) und Albert Schneider (1888).
Als einziger grösserer Umbau ist eine um 1900 erfolgte Anhebung der Dachtraufe mittels einer Kniestockkonstruktion anzuführen.
1990 erwarb die Gemeinde Magden die Liegenschaft mit der Absicht, darin ein Dorfmuseum und ein Begegnungszentrum einzurichten. 2009 ist zu diesem Zweck ein Planungskredit bewilligt worden [2].
Beschreibung:Das kleinbäuerliche Gehöft setzt sich aus einem kubisch aufragenden Wohnhaus und einem aus Tenn und Stall bestehenden Scheunentrakt unter tieferem First zusammen. Der Wohnteil ist bis auf die verputzten Fachwerkgiebel und die Zwischenwände aus massivem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt und trauf- wie auch giebelseitig mit je zwei Fensterachsen eher spärlich belichtet. In der Trennwand zur Ökonomie haben sich Fragmente eines älteren Fachwerks und einer stehenden Stuhlkonstruktion erhalten, welche einem Vorgängerbau zuzurechnen sind (vgl. Baugeschichte).
Der kleinmassstäbliche, ungefähr 8 x 10 m messende Wohnungsrundriss zeigt eine gängige Viererteilung mit Stube und Nebenstube im "Vorderhaus" sowie Küche und Vorratskammer im etwas kleiner bemessenen "Hinterhaus". Die schlichten kleinbäuerlichen Verhältnisse dokumentiert der Umstand, dass der Hauseingang nicht in einen Korridor, sondern unmittelbar in die Küche führt. Eher ungewöhnlich mutet die nordseitige Ausrichtung der Stube an, was wohl mit dem Strassenverlauf auf der Nordseite der Liegenschaft zu erklären ist. Die Verbindung der beiden Geschosse erfolgt über eine steile Treppe, die von der Küche in die darüber liegende Kammer führt. Von hier aus gelangt man über eine weitere Stiege hinauf in den Dachboden. Unter der Stube und Nebenstube erstreckt sich ein Keller mit Balkendecke, welcher von der Strasse her ebenerdig zugänglich ist.
An historischer Ausstattung hat sich in der Stube ein Kachelofen mit grün patronierten Füllkacheln erhalten, welcher am Gesims die Jahrzahl 1811 trägt. Der Ofen ist aus wiederverwendeten Kacheln unterschiedlichen Alters und Herkunft zusammengesetzt, eine Gepflogenheit, welche namentlich in kleinbäuerlichen Verhältnissen früher durchaus verbreitet war. In der Küche ist der Eisenherd auf älterem Steinsockel nebst einem Rauchfang noch vorhanden. Eine vierfeldrige Zimmertür mit Holzmaserierung zeigt geschweifte Bänder, die vermutlich in Zweit¬verwendung angebracht worden sind. Die übrige Ausstattung dürfte allesamt aus dem späteren 19.Jh. stammen.
"Die Kleinheit des Hauses, der Verzicht auf Hausteine im Mauerwerk, die Balkendecke im Keller und die simplen Lehmböden in Keller und Tenn lassen auf einen Bauherrn schliessen, der nicht über grosse Geldmittel verfügte. Nichtsdestoweniger stellt das Haus einen charakteristischen Bautyp dar, der im unteren Fricktal einstmals sehr verbreitet war, heute jedoch, als "Taunerhäuschen" gering geachtet, vom gänzlichen Aussterben bedroht ist. Im Kachelofen und vor allem im offenen Kamin haben sich zwei bereits sehr selten gewordenen Einrichtungen erhalten, die ein bezeichnendes Licht auf den Wohnstil vergangener Jahrhunderte werfen. Hervorzuheben ist auch die Tatsache, dass das Gebäude bis jetzt von radikalen Renovationsmassnahmen verschont blieb, so dass es sich relativ leicht und sanft restaurieren liesse. Eine Umnutzung des Hauses im Sinne eines Dorfmuseums würden wir sehr begrüssen, zumal die einstige Hofstatt auf der Hofseite bestens als öffentlicher Aufenthaltsort geeignet wäre." [3]
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Gemeindearchiv Magden, Brandlagerbuch Magden 1828 (ausgewertet durch Werner Rothweiler); Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0550-0553: Brandkataster Gemeinde Magden 1850-1936.
[2] Vgl. Magdener Dorfzytig vom Oktober 2009, S. 7-8.
[3] Baugeschichtliche Würdigung von Dr. Peter Hoegger, Kunstdenkmäler-Inventarisator, kantonale Denkmalpflege, Aarau, 21. Juni 1991; Bauaufnahmen im Auftrag der Gemeinde Magden durch Hans-Jakob Wittwer, dipl. Architekt ETH/SIA, Magden, Juni 1994
Literatur:- Edith Hunziker/Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 9, Bern 2011, S. 329.
- Magdener Dorfzytig, Nr. 11, Oktober 2009, S. 7-8 (Susanne Oswald), Zukünftige Begegnung mit der Vergangenheit.
- Magden (Ortsgeschichte), Magden 2004, S. 96 (Abb.), S. 97-98, 373.
Quellen:- Gemeindearchiv Magden, Brandlagerbuch Magden 1828 (ausgewertet durch Werner Rothweiler).
- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0550-0553: Brandkataster Gemeinde Magden 1850-1936.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Magden IX-3/14.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien (Dokumentation Bauaufnahmen Liegenschaft Adlerstrasse 3)
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
DOK-MDE839.001 Adlerstrasse 3 (= MDE923), Keine Angabe (Dossier (Dokumentationsobjekte))
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=40794
 

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