INV-MEN903 Altes Pfarrhaus, 1821 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-MEN903
Signatur Archivplan:MEN903
Titel:Altes Pfarrhaus
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Menziken
Adresse:Hauptstrasse 61
Versicherungs-Nr.:222
Parzellen-Nr.:376
Koordinate E:2656722
Koordinate N:1232424
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2656722&y=1232424

Chronologie

Entstehungszeitraum:1821
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa
Epoche / Baustil (Stufe 3):Klassizismus

Dokumentation

Autorschaft:Kopp, Jost (1759-1830)
Inschriften:"1821" (Beschlag Vordertür); "1852" (Treppenaufgang)
Würdigung:Das klassizistische Wohnhaus, das 1821 nach Plänen des Beromünster Baumeisters Jost Kopp errichtet wurde und um 1900 einige Jahre als Pfarrhaus diente, ist ein gut proportionierter, kubischer Bau unter ausladendem Vollwalmdach. Das intakte Äussere zeigt die für die Bauzeit typische Befensterung mit schlichten Gewänden aus Muschelkalk sowie einen zur Hauptstrasse orientierten Treppenaufgang mit geschmücktem Eingangsportal. Im Innern bewahrt das Gebäude zahlreiche Ausstattungselemente des frühen und späten 19. Jahrhunderts. Das Alte Pfarrhaus ist ein lokalgeschichtlich wichtiger, gut erhaltener Bauzeuge. Es trägt als Einzelobjekt und im Kontext mit den benachbarten historischen Bauten wesentlich zum Charakter des Ortskerns bei.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das herrschaftliche Wohnhaus wurde 1821 nach Plänen des Beromünster Baumeisters Jost Kopp errichtet, von dem in Menziken auch die Wohnhäuser Hauptstrasse 31 (1827, heute Apotheke zum Ritter, stark verändert), Hauptstrasse 89 (um 1820, "Haus zur Eintracht", Denkmalschutzobjekt MEN003) und vermutlich Schwarzenbachstrasse 12 (1822, Bauinventarobjekt MEN920) stammen. Die Liegenschaft gehörte um 1850 Heinrich Humbel, wechselte 1864 in den Besitz des Fabrikanten Heinrich Irmiger und wurde 1889 von dessen Erbengemeinschaft samt Nebengebäude und Brunnen an die reformierte Kirchgemeinde Menziken-Burg zur Nutzung als Pfarrhaus verkauft [1]. Als Ergänzung wurde daneben ein Jahr später ein Wasch- und Holzhauses gebaut. In den Jahren 1903-07 wurden am Pfarrhaus verschiedene Ausbesserungsarbeiten vorgenommen (Ersatz der Fenster samt Läden sowie des Fassadenputzes, Umdeckung des Daches). Die an der Bahnhofstrasse hinter dem Pfarrhaus gelegene Pfarrscheune verkaufte man 1910 an die Gemeinde, die darin ein Feuerwehrmagazin und eine Wohnung für den Kantonspolizisten einbauen liess.
Mit der für damalige Verhältnisse starken Zunahme des Verkehrsaufkommens, u. a. bedingt durch die Wynentalbahn und die Seetalbahn, wurde der zentrale Standort des Pfarrhauses als unzumutbar empfunden und 1911 der Bau eines neuen Pfarrhauses vorangetrieben. 1913 war das neue Gebäude fertig gestellt. Das alte Pfarrhaus an der Hauptstrasse wurde 1919 dem damaligen Mieter Dr. Max Merz für Fr.40'000.- zugeschlagen [2].
Beschreibung:Das an der Verzweigung nach Burg, beim Übergang der Hauptstrasse über die ehemals offen fliessende Wyna gelegene Wohnhaus ist ein herrschaftlicher, zweigeschossiger Mauerbau unter einem ausladenden, geknickten Vollwalmdach. Das nach Südwesten gerichtete Dachhäuschen dürfte im Zusammenhang mit dem Umbau zum Pfarrhaus im späten 19. Jh. hinzugekommen sein.
Der kubische Baukörper bewahrt sämtliche aus Muschelkalk gefertigten Fenster- und Türgewände, die in je vier gleichmässig verteilten Achsen (auf der Rückseite in drei Achsen) die Fassaden gliedern. Die Einfassungen der Fenster sind zeittypisch schlicht gehalten, während das Türgewände einfache Louis XVI-Dekore mit stilisiertem Tropfenmotiv zieren. Der von einem kräftig profilierten Gesims bekrönte Vordereingang in der Mittelachse der Hauptfassade ist über eine zweiläufige Steintreppe zu erreichen. Die zweiflüglige Eichentüre ist mit Ausnahme der Füllungen original erhalten, während die vergitterten Glasfenster und die Aufdopplung dem Geschmack des ausgehenden 19. Jh. entsprechen. Der kunstvoll ausgeschnittene Messingbeschlag zeigt das Baujahr 1821. Auf eine spätere Ergänzung deutet die Jahrzahl 1852 am Treppenvorbau mit integriertem Kellerabgang; damals dürfte wohl auch das aus filigranen Gussteilen gefertigte Eisengeländer entstanden sein. Auf der Hinterseite des Gebäudes befindet sich eine zweistöckige Laube aus Holz, welche die beiden mittleren Achsen mit dem Hinterausgang einnimmt. Dabei handelt es sich um eine Zutat von 1864 durch den damaligen Besitzer Heinrich Irmiger [3].
Die innere Erschliessung erfolgt über einen mittigen Stichgang, der in der rückwärtigen Gebäudehälfte in ein original erhaltenes Treppenhaus mündet. Im Erdgeschoss sind beidseits des Gangs zwei Räume zugänglich. Das Obergeschoss weist auf der Eingangsseite eine Enfilade mit drei Räumen auf, wobei der mittlere, zwei Fensterachsen breite, als Hauptraum gekennzeichnet ist. Die Küchen befinden sich in der nordöstlichen Gebäudeecke. In der aufwändiger ausgestalteten Belétage ist ein Grossteil der ursprünglichen Ausstattung noch vorhanden: mit Hartholzfriesen umrahmte und unterteilte Berner Böden, Gipsdecken mit Stuckspiegeln, Füllungstüren sowie Brust- und Knietäfer. Verschwunden sind hingegen die alten Kachelöfen und Tapeten. Auf eine Umbauphase des ausgehenden 19. Jh., im Hinblick auf die Nutzung als Pfarrhaus, geht im Erdgeschoss das schlichte Feldertäfer an Decken und Wänden zurück. In eine zweistufige, weiss übermalte (ursprünglich hellblaue) Kunst sind Frieskacheln mit Vasen- und Girlandenmotiven eingebaut, die von einem abgetragenen originalen Kachelöfen stammen. Der Salon des Obergeschosses bewahrt einen dunkelroten Turmofen im Heimatstil aus dem frühen 20. Jh..
Zwei geräumige Gewölbekeller mit einem Mittelgang sind von innen sowie über einen frontseitigen Kellerabgang von aussen zu erreichen (Angaben zu Raumaufteilung und Ausstattung gemäss Kurzinventar 1992/95).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0252: Brandkataster Gemeinde Menziken 1850-1938.
[2] Sommerhalder 1988, S. 56-59.
[3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0252-0253: Brandkataster Gemeinde Menziken 1850-1938.
Literatur:- Erwin Sommerhalder, Jubiläumsschrift. 100 Jahre evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Menziken-Burg, Menziken 1988, S. 56-59.
- Peter Steiner, Vor Zeiten im Wynental, Jubiläumsschrift der Historischen Vereinigung Wynental zu ihrem 50jährigen Bestehen, Menziken 1978.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 52.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0252-0255: Brandkataster Gemeinde Menziken 1850-1938.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=41268
 

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