Ansichtsbild: |
|
|
Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1894 - 1895 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
|
Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Repräsentatives Wohnhaus, Villa |
|
Dokumentation |
Würdigung: | Am Übergang vom Spätklassizismus zum Historismus stehende Fabrikantenvilla mit asymmetrisch strukturiertem Baukörper von 1894-95. Das für den Haftenfabrikanten Karl Fischer-Vogt errichtete Wohnhaus zeichnet sich durch eine differenzierte Gliederung und vielfältigen Bauschmuck aus Kunststein aus. Es steht in einer an die Wyna angrenzenden und mit Bäumen bepflanzten Gartenanlage, deren bauzeitliche Umfriedung ein üppig dekoriertes Schmiedeisentor besitzt. Die Villa stand ehemals in räumlichem Bezug zur "Haftenfabrik Wirz & Fischer", die wenige Meter weiter nördlich auf Reinacher Boden betrieben wurde. Sie ist ein typischer Vertreter der im 19. Jahrhundert entlang der wichtigen Strassenzüge entstandenen Fabrikantenwohnsitze. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Ausschlaggebend für die Wahl des Standortes dürfte die "Haftenfabrik Wirz & Fischer" gewesen sein, die nur wenige Meter weiter nördlich jenseits der Grenze zu Reinach stand (Hauptstrasse 85, abgebrochen). Johann Wirz, Erfinder einer handbetriebenen Maschine zur Herstellung von Ringen und Haken für Kleiderhaften (1842), hatte dort 1848 zunächst sein Wohnhaus gebaut, nachdem das väterliche Strohdachhaus in Menziken abgebrannt war. Anfangs produzierte er wohl alleine oder mit ein bis zwei Gehilfen. 1862 erstellte er nördlich des Wohnhauses einen Fabrikbau und beschäftigte in der schweizweit ersten und längere Zeit einzigen Haftenfabrik zehn Arbeiter. Später konnte er den Betrieb erweitern und die Produktion dank Wasserkraft steigern [1]. Karl-Fischer-Vogt, ab den 1890er Jahren Mitinhaber der "Mechanischen Haftenfabrik Wirz & Fischer" in Reinach, liess sich die Villa 1894-95 südlich der Fabrikantenvilla von Heinrich Merz-Merz (Bauinventarobjekt MEN922) an der Hauptstrasse auf Menziker Boden erbauen [2]. Gemäss Auskunft seines Enkels Erich Fischer-Curti wurde an der architektonischen Ausführung gespart, weil man das Geld lieber in die Fabrik investierte. So wurden die von der Strasse abgewandten Fenstereinfassungen einfacher gestaltet als jene zur Strasse hin [3]. Das gepflegte Haus befindet sich noch immer in Familienbesitz. |
Beschreibung: | Der zweigeschossige Putzbau bringt mit der Auflösung des streng kubisch aufgefassten Baukörpers zeittypische Tendenzen zum Ausdruck. Der über annähernd quadratischem Grundriss errichtete Hauptbaukörper trägt ein gerades Walmdach, in das der dreigeschossige Mittelrisalit der strassenseitigen Hauptfront hineingreift. Der Nordfassade ist neben einem seitlichen Risalit mit Quergiebel ein eingeschossiger Anbau mit Veranda vorgelagert. In der Fassadengestaltung setzt ein Gurtgesims das Erdgeschoss vom darüberliegenden Bereich ab. Die Obergeschossfenster sind mit Blockbänken und profilierten Brüstungen zwischen flachen Volutenkonsolen reich instrumentiert. Den Hauptakzent setzt das Risalitfenster mit seiner Giebelbekrönung. Das darüber liegende Fenster variiert die Gestaltung mit einem geohrten Gewände, während im Giebelfeld am Nordrisalit gekuppelte Rundbogenfenster eingelassen sind. Das hölzerne Kranzgesims des Risalits kombiniert einen Zahnschnittfries mit Konsolen. Für das rundum geführte, mit einem Konsolenfries geschmückte Kranzgesims verwendete man wie bei den Fenster- und Türgewänden Kunststein. Als weiteren Bauschmuck zeigt die Veranda ein üppig mit vegetabilem Schmuck ausgestattetes Schmiedeisengeländer. Der baulich etwas veränderte Hauseingang liegt hinter einem von Säulen gestützten Portikus mit Dreieckgiebel an der Südseite. Beim anschliessenden eingeschossigen Vorbau in der südöstlichen Ecke handelt es sich vermutlich um eine sekundäre Zutat. Hausinneres nicht gesehen. Laut Auskunft der Bewohnerin sind Küche und Bad modernisiert worden, während die übrige Ausstattung (Böden, Decken etc.) original erhalten ist [4]. Der von einer Sockelmauer mit bauzeitlichem Schmiedeisengeländer umfriedete Garten öffnet sich mit einem repräsentativen zweiflügligen Tor auf die Strasse. Es wird von einem flachen Bogen bekrönt, der mit gegossenen Zierelementen - Urnen, Blumenranken und einer leeren, von zwei Vögeln flankierten Kartusche - reich geschmückt ist. Auf dem grosszügig mit Rasenflächen, Sträuchern und hohen Bäumen besetzten Grundstück steht ein früher wohl als Holz- und Waschhaus genutztes Nebengebäude. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. - ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Menziken 4139-6. |
Anmerkungen: | [1] Steiner 1995, S. 401-402, 601. [2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0253-0255: Brandkataster Gemeinde Menziken 1876-1938. [3] Freundliche Mitteilung von Erich Fischer-Curti, Schwarzenbachstrasse 10. [4] Freundliche Mitteilung von Catharina Fischer. |
Literatur: | - Peter Steiner, Reinach. 1000 Jahre Geschichte, Reinach 1995. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0252-0255: Brandkataster Gemeinde Menziken 1850-1938. |
|
|
URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=41394 |
|
Social Media |
Share | |
|