INV-MUH903 Altes Schulhaus, 1898-1899 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-MUH903
Signatur Archivplan:MUH903
Titel:Altes Schulhaus
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Muhen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Mittelmuhen
Adresse:Hauptstrasse
Versicherungs-Nr.:213
Parzellen-Nr.:1047
Koordinate E:2646498
Koordinate N:1242953
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2646498&y=1242953

Chronologie

Entstehungszeitraum:1898 - 1899
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus

Dokumentation

Würdigung:Das 1898/99 nach Plänen des Kantonalen Hochbaumeisters Robert Ammann errichtete Alte Schulhaus ist ein auffallend repräsentativer historistischer Bau von erheblicher architektonischer Qualität. Mit seinem grossen Volumen und der stattlichen, intakt erhaltenen äusseren Erscheinung setzt er als Bindeglied zwischen den historischen Ortsteilen Unter- und Mittelmuhen ein markantes ortsbauliches Zeichen. Dem ältesten heute noch bestehenden Schulhaus in der Gemeinde kommt zudem eine wesentliche lokalgeschichtliche Bedeutung zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Bis ins ausgehende 19. Jh. wurde der Schulunterricht in Ober- und Untermuhen getrennt abgehalten. Unter Druck des kantonalen Erziehungsdepartements ging man ab 1890 an die Planung eines neuen, gemeinsamen Schulhauses. Als Standort wurde das damals noch unbebaute Feld zwischen den beiden Ortsteilen Mittel- und Untermuhen, unmittelbar westlich der Hauptstrasse, ausgewählt. Der Neubau erfolgte 1898/99 nach Plänen des kantonalen Hochbaumeisters Robert Ammann [1]. Dank der Mitwirkung einer grösseren Zahl von italienischen Wanderarbeitern gingen die Arbeiten zügig voran. Bereits Ende November 1898 fand die Aufrichte statt, und im Mai 1900 konnte das neue Schulhaus samt Turnsaal und Theaterbühne eingeweiht werden. Im Erdgeschoss war während längerer Zeit auch die Gemeindeverwaltung untergebracht [2].
Das Alte Schulhaus Muhen wurde um 2000 einer umfassenden, fachgerechten Sanierung unterzogen und in der Folge 2001 unter Bundesschutz gestellt.
Beschreibung:Der stattliche dreigeschossige Baukörper mit schwach geneigtem, nur knapp vorspringendem Walmdach ist in Nord-Süd-Ausrichtung traufständig an die Hauptstrasse gestellt. Die Längsseiten sind mit neun und die Schmalseiten mit drei Fensterachsen regelmässig gegliedert. Die östliche, strassenseitige Hauptfassade entfaltet eine durchaus repräsentative Wirkung, indem die mittleren drei Achsen als Eingangsrisalit mit aufwändigen Schmuckformen ausgestaltet sind. Den eigentlichen Blickfang bilden hier das von zwei Säulen flankierte Hauptportal mit Dreiecksgiebel und die von einem Uhrengiebel bekrönte Balustrade mit dem aufgemalten Baudatum 1898. Die Risalitfenster sind im ersten Obergeschoss mit Giebelverdachungen ausgestattet, während das zweite Obergeschoss mit Schlusssteinen bekrönte Rundbogenlichter aufweist. Alle übrigen Fenster sind mit Gesimsbekrönungen bzw. mit Schlusssteinen versehen. Über einem mit Granit- und Muschelsandsteinplatten verkleideten Mauersockel ist das Parterre als Sockelgeschoss mit aufwendiger Hausteingliederung ausgebildet. Ein rundum geführtes Gurtgesims und ein doppeltes Kranzgesims aus Sandstein rahmen die Obergeschosse. Über die strassenseitige Eingangsfront und die Schmalseiten zieht sich im ersten Obergeschoss zusätzlich ein Sohlbankgesims.
In der Mittelachse der Hausrückseite schliesst ein drei Achsen breiter Vorbau mit mittigem Treppenhausrisalit an. die Seitenflügel sind hier in den Obergeschossen gänzlich fensterlos gehalten. Die schweren Eichentüren der vier Eingänge wurden in der Strafanstalt Lenzburg gefertigt. Drei Glocken, die bis zum Bau der Kirche die Gemeinde zum Gottesdienst riefen, hängen im stattlichen Glockentürmchen mit hellgelber Eternitschieferverkleidung. Das Türmchen trägt mit seiner charakteristischen Form wesentlich zur prägenden Fernwirkung des Gebäudes bei.
Die innere Erschliessung des Hochparterres erfolgt über einen auf das rückwärtige Treppenhaus mündenden Mittelgang. Die südliche Hälfte des Baukörpers nimmt eine gegenüber dem Hochparterreniveau abgetiefte Turnhalle ein, die über eine von Gusseisensäulen getragene Empore verfügt. Die Empore ist über eine filigrane eiserne Wendeltreppe zugänglich und besitzt ein auffallend schön gearbeitetes hölzernes Balustergeländer. Im Saal wurde vor dem Kirchenbau auch der Gemeindegottesdienst abgehalten. In den Obergeschossen sind die Schulzimmer jeweils über kurze Quergänge erschlossen.
Die Einrichtung des Schulhauses war für damalige Verhältnisse überaus modern. So besassen die Toilettenanlagen schon von Beginn weg eine automatische Wasserspülung, die über ein eigens dafür gebautes Reservoir gespeist wurde. In den Schulzimmern sorgten mit Klappen bedienbare Lüftungskanäle für die Zufuhr von frischer Luft [3]. An originaler Ausstattung sind schöne eichene Fischgratparkette und Krallentäfer erhalten, dazu ist im Mittelgang des Hochparterres der ursprüngliche Terrazzoboden mit einer Mosaikeinlage. Das Treppenhaus bewahrt noch das gusseiserne Geländer (Inneres gemäss Kurzinventar von 1992).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Robert Ammann (1852-1933), aufgewachsen auf dem Trolerhof in Menziken, arbeitete als Zimmermann in Hamburg, Hannover und Berlin. Nach Absolvierung des Technikums in Holzminden wurde er 1876 Adjunkt des kantonalen Hochbaumeisters und rückte 1885 zum Hochbaumeister auf. Dieses Amt versah er bis 1899. Im Aargau wirkte er unter anderem als Architekt beim reformierten Pfarrhaus in Lupfig (1888-89), bei der reformierten Pfarrkirche von Menziken (1888-90), bei der Festung Aarburg (1891-93), beim Schulhaus in Niederrohrdorf (1895-96), bei der Renovation der Stadtkirche Laufenburg (1905) und bei der katholischen Kirche Berikon (1903-04) mit. Biografische Angaben zu Robert Ammann aus der Jubiläumsschrift "100 Jahre evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Menziken-Burg", S. 42.
[2] Zur Schulgeschichte von Muhen und zum Schulhausbau vgl. Widmer 1995, S. 113-118, 146-148.
[3] Mündliche Auskünfte von Max Lüscher, Mühen (1992)..
Literatur:- Markus Widmer, Dorfchronik Muhen, Muhen 1995.
- Heinz Baumann/Walter Widmer, Weisch no? Alte Photographien aus dem Uerken-, Suhren- und Ruedertal, Schöftland 1981, S. 122.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1936.0001/0220-0223: Brandkataster 1809-1899; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0022: Brandkataster Muhen 1899-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=42216
 

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