INV-MUR911 Vorderweystrasse 16, 1830 (ca.)-1850 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-MUR911
Signatur Archivplan:MUR911
Titel:Vorderweystrasse 16
Bezirk:Muri
Gemeinde:Muri (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Wey
Adresse:Vorderweystrasse 16
Versicherungs-Nr.:48
Parzellen-Nr.:1966
Koordinate E:2667885
Koordinate N:1236004
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2667885&y=1236004

Chronologie

Entstehungszeitraum:between approx. 1830 and approx. 1850
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Dokumentation

Autorschaft:Hans Rey, Maurermeister oder Paul Rey, Baumeister und Steinmetz, Muri
Würdigung:Mächtiger spätbarocker Mauerbau aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, welcher anhand des reich profilierten, geohrten Portals der Murianer Baumeisterfamilie Rey zugeschrieben werden darf. Das ganz aus Bruchsteinen errichtete dreigeschossige Haus wird an seinem Äusseren heute von einem Kniestock-Rafendach des 19. Jahrhunderts und einer Putzgliederung aus der Zeit um 1900 geprägt; durch die in den 1990er Jahren aufgebrachte Dämmung des Daches und zweiseitige Anbauten ist sein Erscheinungsbild etwas verunklärt. Besonders bemerkenswert ist eine schöne, seltene Stuckdecke mit Motiven der Régence und des Rokoko im zweiten Obergeschoss.
Bau- und Nutzungsgeschichte:An der Strassenfassade besitzt das Wohnhaus ein aufwendig instrumentiertes Portal, das grosse Ähnlichkeiten mit jenen am Gasthof "Ochsen" (Bauinventarobjekt MUR902) und am Pfarrhaus (Kantonales Denkmalschutzobjekt MUR010) zeigt, ersteres erbaut 1726 von Maurermeister Hans Rey, letzteres 1747 von Baumeister und Steinmetz Paul Rey (geb. 1701) als Kanzlerhaus des Klosters [1]. Das Gebäude lässt sich somit in das frühere oder mittlere 18.Jh. datieren und wohl einem Mitglied der berühmten Murianer Baumeisterfamilie Rey zuschreiben. Über die Bauherrschaft ist nichts bekannt. Im Brandkataster von 1850 wird das „Wohnhaus mit gewölbtem und Tremkeller von Stein unter Ziegeldach“, im Besitz des Arztes Josef Weibel, erwähnt [2]. Um 1875 gehörte es dem Fürsprecher und Notar Bürgisser, später wurde es von den Familien Villiger (Tierärzte) und Steinmann (Druckerei) bewohnt [3].
Um 1900 erhielt das Haus die bestehende Putzgliederung, vielleicht im Zusammenhang mit einer im Brandkataster verzeichneten Wertsteigerung im Jahr 1910 [4]. In den 1990er Jahren wurde das Dach mit einer Warmedämmung versehen.
Beschreibung:Als mächtiger, aus Bruchsteinen gefügter Mauerbau ragt das spätbarocke Wohnhaus dreigeschossig auf. Traufständig zur Vorderweystrasse gestellt, ruht es unter einem nur knapp vorspringenden Satteldach mit Kniestock (Rafenkonstruktion mit liegendem Stuhl), das dem 19. Jh. entstammt und in den 1990er Jahren mit einer Wärmedämmung versehen wurde. Der Baukörper zählt traufseitig drei und giebelseitig zwei Fensterachsen. Die bestehende Putzgliederung mit quadriertem Sockelgeschoss und Ecklisenen samt Kapitellen, welche die oberen Stockwerke einfassen, datiert aus der Zeit um 1900. Damals dürften auch die bestehenden, breit proportionierten Fenstergewände aus Sandstein mit kräftigen Kunststein- oder Zementsimsen versehen worden sein. Das Dach setzt über einer als Kranzgesims eingesetzten hölzernen Zahnschnittleiste auf und zeigt eine zeittypische kassettierte Untersicht.
Der um 1730/50 entstandene Hauseingang fällt durch seine anspruchsvolle Gestaltung auf. Das mit Wülsten und Kehlen reich profilierte, geohrte Sandsteingewände (im unteren Bereich teilweise ersetzt) besitzt über einem kissenartig ausbauchenden Sturz mit rechteckig eingeschnittenem, vergittertem Oberlicht eine ebenfalls profilierte Verdachung. Der Bauzeit zuzuordnen ist auch der schlichtere Hintereingang samt dem Türblatt mit schmucker, rautenförmiger Aufdoppelung. Die Innenseite dieser Brettertüre wird von eingeschobenen Gratleisten zusammengehalten. Ein dorfseitiger Anbau verunklärt das Erscheinungsbild des Hauses; rückwärtig schliesst der grosse Flachdachbau der Druckerei Steinmann an.
Von den beidseits des Mittelgangs angelegten Kellerräumen des Sockelgeschosses haben die hangseitigen ihre angestammte Funktion bewahrt. Der vordere Raum besitzt mächtige eichene Deckenbalken, der hintere ein Kreuzgewölbe. Die talseitigen Räume wurden später zu Geschäftsräumen der Druckerei Steinmann umgenutzt und mit dem Anbau verbunden. Der Erschliessung dient ein Treppenhaus in der Mitte des rückwärtigen Hausteils. Wohl um 1900 entstand der Terrazzoboden im Hausgang.
Ein grosses Zimmer im zweiten Obergeschoss bewahrt eine äusserst kostbare Stuckdecke aus der Entstehungszeit des Hauses. Diese ist in den Mitten und Ecken der Hohlkehle mit Rocaille-Kartuschen besetzt, während filigranes, rosettenverziertes Gitterwerk im Régence-Stil den Bereich dazwischen schmückt. Stärker profiliert ist das üppige Mittelmotiv. Des weiteren haben sich in etlichen Räumen alte Zimmertüren samt Beschlägen und hübsche Tafelparkette des 19.Jh. erhalten (Inneres nach Kurzinventar 1998).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Zum Pfarrhaus vgl. Germann Kdm AG V 1967, S. 205.
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0522-0524; Brandkataster Gemeinde Muri, 1850-1938.
[3] Zum hier gedruckten „Geschäftsblatt“, das 1929 von Josef Steinmann gegründet wurde vgl. Müller 1989, S. 256.
[4] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0522-0524; Brandkataster Gemeinde Muri, 1850-1938.
Literatur:- Hugo Müller, Die Geschichte der Gemeinde Muri seit 1798 (Muri in den Freien Ämtern, Bd. 2; Unsere Heimat, Bd. 59), Aarau 1989, S. 256 (zum „Geschäftsblatt“).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0522; Brandkataster Gemeinde Muri, 1850-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=42492
 

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