Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1767 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Dachuntersicht Nordgiebel) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerliches Wohnhaus |
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Dokumentation |
Inschriften: | "1767" (Dachuntersicht nördliche Giebelseite) |
Würdigung: | Stattlicher, breitgelagerter Ständerbau von 1767, der von einem für die Freiämter Hauslandschaft charakteristischen hohen Giebeldach mit knappem Krüppelwalm und Klebdachreihen abgeschlossen wird und noch eine von zwei Trauflauben besitzt. Trotz der starken Veränderungen am Äusseren, welche die ursprüngliche Baugestalt nur noch beschränkt nachvollziehen lassen, besitzt das Doppelwohnhaus in seiner Gesamtanlage wie auch mit der in den Giebelfeldern noch ablesbaren traditionellen Bohlenständerkonstruktion konstruktionsgeschichtlichen und bautypologischen Zeugenwert. Eine ausgesprochene Rarität ist der Kachelofen in der Stube der westlichen Haushälfte, der höchst qualitätvolle Zierkacheln des ausgehenden 17. Jahrhunderts in einen klassizistischen Aufbau des frühen 19. Jahrhunderts integriert. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Einer Inschrift an der Dachuntersicht der nordöstlichen Giebelseite zufolge wurde das Doppelwohnhaus 1767 erbaut. Um 1950 unterzog man die östliche Haushälfte einer durchgreifenden Erneuerung, welche die historische Gestalt des Hauses hier leider weitgehend tilgte. In jüngerer Zeit wurde die westliche Haushälfte renoviert und an der südlichen Giebelfassaden mit einer vertikalen Bretterverschalung versehen. Die bereits zuvor stark veränderte östliche Haushälfte erhielt an der Giebelfront eine gleichfalls neue horizontale Bretterverschalung. Die ursprünglich zur Liegenschaft gehörende Stallscheune, die mit ihrem grossen Volumen ein charakteristisches Element an der Aettenbergstrasse bildete, wurde unlängst durch ein sehr dominant wirkendes Mehrfamilienhaus ersetzt, wodurch der frühere bauliche Zusammenhang stark verunklärt wird. |
Beschreibung: | Das mächtige bäuerliche Doppelwohnhaus, das zusammen mit seiner mittlerweile abgebrochenen Stallscheune ehemals ein ausgesprochen prominentes Element in der Bebauung der Aettenbergstrasse war, tritt nach der Bautätigkeit der letzten Jahre sehr viel weniger auffällig in Erscheinung. Es handelt sich um einen breitgelagerten zweigeschossigen Baukörper unter hohem, geknicktem Giebeldach, welches in der für das Freiamt charakteristischen Form über einen knappem Krüppelwalm und giebelseitige Klebdächer verfügt. Während die Konstruktion in den Wohngeschossen der um 1950 erneuerten östlichen Haushälfte stark verändert ist, zeigte sich die westliche Haushälfte bis zur letzten Renovation auch am Äusseren noch weitgehend in ihrer ursprünglichen Gestalt. Über dem massiv aufgemauerten, verputzten Kellersockel sind die Wohngeschosse in Ständerbauweise errichtet, wobei zur Versteifung des Gefüges am Obergaden und am Giebel überblattete Kopfhölzer angebracht sind. Die Füllungen bestehen aus liegend eingenuteten Bohlen. Unter den ehemals kleineren, gekuppelt angeordneten Fensteröffnungen verlaufen durchgehende Brustriegel. Während die Wohngeschosse an der Nordseite seit längerem verputzt sind, wurden die beiden Haushälften an der Südseite in jüngerer Zeit mit jeweils unterschiedlichen Holzverschalungen versehen, welche die äussere Erscheinung des Hauses beeinträchtigen. Die Konstruktion ist dadurch heute nur noch in den Giebelfeldern abzulesen, die sich mit Ausnahme der westlichen Hälfte des Südgiebels weitgehend in ihrer ursprünglichen Gestalt zeigen. An der Nordseite besitzt das Haus drei Reihen von Klebdächern auf spätbarock beschnitzten Bügen, während die von der Witterung stärker abgewandte Südseite nur ein Klebdach auf Traufhöhe zeigt (analog zum Haus Aettenbergstrasse 15/15B, Bauinventarobjekt MUR917). Von den ursprünglich wohl beidseitig unter den Vorschermen vorhandenen Trauflauben ist nur jene der Westseite in stark veränderter Form erhalten. An der Dachuntersicht des nordseitigen Krüppelwalms ist das Christusmonogramm IHS, flankiert vom Baujahr 1767, aufgemalt. Im Gegensatz zum unteren Dachraum mit seinen Bohlenständerfronten sind die obersten Dachböden lediglich mit einer Bretterverschalung abgeschlossen. Die unter dem First getrennten Hausteile sind traufseitig zugänglich. In verbreiteter dreiraumtiefer Grundrissanlage nehmen in beiden Hausteilen jeweils Stube und Nebenstube das südseitige Vorderhaus ein, in der Mitte liegen die Küchen, im Hinterhaus zusätzliche Kammern. Die westliche Gebäudehälfte wurde nachträglich quer zur Firstrichtung noch einmal unterteilt, indem man im nordseitigen Hinterhaus eine kleinere Wohnung mit separatem Zugang von der Laube her einrichtete. In der Stube der westlichen Haushälfte hat sich ein weisser klassizistischer Kastenofen des frühen 19.Jh. erhalten, der in origineller Weise Zierkacheln eines älteren, sehr qualitätvoll bemalten Ofens integriert [1]. Die vermutlich aus dem späteren 17.Jh. datierenden buntbemalten Kacheln zeigen einen reichhaltigen Motivschatz mit Beschlag- und Rollwerk, Blattgirlanden, einer menschliche Fratze im Blattkelch sowie einer szenischen Darstellung, in der zwei Amoretten einen Liebespfeil schmieden. Hier in Zweitverwendung eingebaut, sind die Kacheln vielleicht Reste eines Prachtofens, der einst ein stattliches Klostergebäude schmückte. Nach ihren Formen entstammen sie sehr wahrscheinlich einer Winterthurer Hafnerwerkstatt, etwa jener von Hans Heinrich Graf III oder jener der Hafnerdynastie der Pfau. Die Wand- und Deckentäfer sind grösstenteils dem 19.Jh. zuzuordnen. Mit Ausnahme der Nordwestkammer (heute Küche der 2. Wohnung) erstrecken sich unter der ganzen westlichen Haushälfte Keller mit mächtigen Eichenbalkendecken. In den stehenden Stuhl des unteren Dachraums sind in Bohlenständerbauweise Kammern eingefügt. Der obere Teile der mit Aufschieblingen und einer einfachen Biberschwanzdeckung versehenen Sparrendachkonstruktion ruht auf liegenden Stuhljochen (Inneres nach Kurzinventar 1998). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Vgl. Räber 1996, S. 238f. |
Literatur: | - Pius Räber: Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 238f. (Abb. 448). |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Muri VIII-16/4. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=42528 |
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