INV-MUR920 Gasthof "Zum Engel", 1752 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-MUR920
Signatur Archivplan:MUR920
Titel:Gasthof "Zum Engel"
Bezirk:Muri
Gemeinde:Muri (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Langdorf
Adresse:Luzernerstrasse 58
Versicherungs-Nr.:334
Parzellen-Nr.:1428
Koordinate E:2668660
Koordinate N:1235650
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2668660&y=1235650

Chronologie

Entstehungszeitraum:1752
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Gasthaus, Gasthof
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Dokumentation

Autorschaft:Paul Rey, Baumeister, Muri
Würdigung:Imposanter barocker Mauerbau aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, dem im Ortsbild von Muri-Langdorf eine überaus prominente Rolle zukommt. Das Krüppelwalmdach, das durch seinen starken Knick und den weiten Überstand wie auch die analog gestalteten Zwerchhäuser auffällt, erlaubt es, das Gebäude dem aus der bekannten Murianer Baumeisterfamilie Rey stammenden Baumeister und Steinmetzen Paul Rey zuzuschreiben. Bemerkenswert ist der eindrückliche Gewölbekeller.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Ein Gasthaus ist in Muri-Dorf mit Unterbrüchen seit dem 16. Jh. zu fassen. Der Name „Engel“ taucht erstmals im Jahr 1800 auf [1]. Das bestehende Gebäude soll nach Angaben in Unterlagen der Aargauischen Gebäudeversicherungsanstalt (AVA) 1752 erbaut worden sein [2], was nach den Bauformen des Hauses plausibel scheint. Insbesondere in der Dachgestaltung mit Krüppelwalm und grossen Zwerchhäusern gleicht der Bau dem 1747 nach Plänen von Baumeister und Steinmetz Paul Rey (geb. 1701) als Kanzlerhaus des Klosters erbauten Pfarrhaus (kantonales Denkmalschutzobjekt MUR010) [2]. Es ist daher anzunehmen, dass auch der wenig später errichtete „Engel“ von Baumeister Paul Rey stammt. Die zum Gasthaus gehörende, südlich benachbarte Stallscheune wurde um 1990 durch ein Mehrfamilienhaus ersetzt.
Beschreibung:Als überaus stattlicher spätbarocker Mauerbau nimmt der giebelständig zur Strasse gestellte „Engel“ eine besonders prominente Stellung am südlichen Ortseingang von Muri-Langdorf ein. Der langgestreckte dreigeschossige Baukörper liegt unter einem auffällig geformten, wuchtigen Krüppelwalmdach, das mit starkem Knick, weitem Überstand und kräftig profilierter Dachuntersicht wie auch mit den analog gestalteten Dächern der beiden Zwerchhäuser das charakteristischste Merkmal des Hauses bildet. In den von einem Klebdach ausgeschiedenen Giebelfeldern öffnet sich jeweils ein Einzelfenster, das von drei Ochsenaugen (ovalen Giebellichtern) gerahmt wird. Analoge Gestaltungselemente werden in den Zwerchhäusern mit Gesimsansätzen am Fuss des Giebels und mit einem Einzelfenster samt darüberliegendem Ochsenauge in vereinfachter Form wiederholt. Zusammen mit den traufseitigen Vorschermen ergeben die Klebdächer eine umlaufende und weit vorspringende verschalte Dachuntersicht. Das Dach weist noch die alte Biberschwanzdeckung auf.
Streng gegliedert präsentieren sich die sechsachsigen Längsseiten und die zweiachsige Strassenfassade. Die breiten, annähernd quadratischen Fensteröffnungen zeigen gefalzte Muschelkalkgewände mit kantigen Simsen, im EG und 1. OG wohl grösstenteils erneuert. Der südliche Eingang zur Gastwirtschaft lag ehemals in der zweiten strassenseitigen Achse. An der Südostecke des Hauses hängt das wohl dem 19. Jh. entstammende Wirtshausschild. Die zwei halbgeschossig versetzten Fensterachsen an der nördlichen Trauffassade markieren die Lage der Treppenhäuser, die hier erstaunlicherweise doppelt vorhanden sind. Durch einen Anbau an der Nordwestecke des Hauses ist sich diese Seite heute stark verunklärt.
Ein eindrücklicher, ansprechend restaurierter Keller mit Kreuzgewölben und einem Mittelpfeiler aus Muschelkalkstein beherbergt heute eine Bar. Der Dachraum bewahrt noch die ursprüngliche Unterteilung mittels Fachwerkwänden. Die mit Strohlehmwickeln gefüllten Gefache sind mit einer Lehmschicht verstrichen, in die mit den Fingerkuppen Ritzmuster gezogen wurden. Ansonsten ist das Hausinnere weitgehend modernisiert (Inneres nach Kurzinventar 1998).
Vor der Südfassade befinden sich die Reste einer ehemals noch grosszügigeren Gartenwirtschaft mit altem Bestand von vier geschnittenen Rosskastanien.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- ICOMOS. Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Muri 4236-69.
Anmerkungen:[1] Die komplexe Besitzergeschichte ist bei Siegrist 1983, S.228f. und Müller 1989, S.242f. detailliert abgehandelt.
[2] Freundl. Mitteilung von Herrn Fischlin, Muri (1998).
[3] Vgl. zum Pfarrhaus Germann Kdm AG V 1967, S. 205.
Literatur:- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 98.
- Jean Jacques Siegrist, Geschichte des Raumes der nachmaligen Gemeinde Muri vor 1798 (Muri in den Freien Ämtern, Bd. 1; Unsere Heimat, Bd. 55), Aarau 1983, S. 228f.
- Hugo Müller, Die Geschichte der Gemeinde Muri seit 1798 (Muri in den Freien Ämtern, Bd. 2; Unsere Heimat, Bd. 59), Aarau 1989, S. 242f.
- Georg Germann, Der Bezirk Muri (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band V), Basel 1967, S. 205 (zum Pfarrhaus).
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=42546
 

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