INV-MUR926 Langenmatt 1, 1794 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-MUR926
Signatur Archivplan:MUR926
Titel:Langenmatt 1
Bezirk:Muri
Gemeinde:Muri (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Langenmatt
Adresse:Langenmatt 1
Versicherungs-Nr.:1
Parzellen-Nr.:2097
Koordinate E:2666794
Koordinate N:1236348
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2666794&y=1236348

Chronologie

Entstehungszeitraum:1794
Grundlage Datierung:Inschrift (Buffet)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Inschriften:"JLB" (Buffet); "LI 1907" (Buffet); "1905" (Sitzkunst)
Würdigung:Stattliches freistehendes Wohnhaus von 1794, das mit hohem, leicht geknicktem Krüppelwalmdach und je einem giebelseitigen Klebdach den charakteristischen Formen des Freiämter oder Innerschweizer Ständerbaus folgt und 1905 einen Quergiebelanbau in denselben Formen erhielt. Als Wohnhaus eines Hofs, für den seit dem 16. Jh. Angehörige der Familie Laubacher als Eigentümer dokumentiert sind, zeigt das Haus nicht nur die Wohnkultur einer wohlhabenden Bauernfamilie; auch dokumentiert es, wie man um 1900 den bestehenden Bau in origineller Weise wesentlich zu erweitern verstand. Besonders wertvoll ist das weitgehend intakte Hausinnere, das ein vollständiges spätbarockes Intérieur mit Nussbaumtäfer samt „Zythüsli“ sowie ein Eckbuffet umfasst. Bemerkenswert sind ausserdem die einfacher gehaltenen, nicht weniger gepflegten Täferausstattungen der übrigen Zimmer.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der sehr alte Hof Langenmatt ist seit dem frühen 16.Jh. als Besitz der Familie Laubacher bekannt [1]. Von einem Mitglied dieser Familie wurde wohl 1794 das heutige Haus erbaut, wie die Initialen JLB und die entsprechende Jahrzahl am Stubenbuffet nahelegen. 1904 übernahmen die Gebrüder Ineichen vom Sentenhof, deren Nachkommen bis vor kurzem Eigentümer waren, das Gehöft und liessen das Haus in den darauffolgenden Jahren renovieren und um einen quergiebligen Anbau erweitern. Um 1950 wurde das Haus mit einer Eternitverschalung versehen. In jüngster Zeit wurden die Eindeckung erneuert und der Hauseingang erweitert. Nach einer kürzlich erfolgten Handänderung sind von Seiten der neuen Eigentümerschaft zur Zeit umfangreichere Eingriffe im Inneren des Hauses geplant.
Beschreibung:Das Haus ist Hauptgebäude eines Gehöfts, das zusammen mit der benachbarten Liegenschaft als kompakte Baugruppe den Kern des Weilers Langenmatt bildet. Ursprünglich umfasste es nur den unter dem Hauptfirst gelegenen längsrechteckigen Bau, der sich mit der Giebelfront nach Süden wendet. Als freistehendes zweigeschossiges Wohnhaus unter leicht geknicktem Satteldach mit Krüppelwalmen und giebelseitigen Klebdächern entspricht dieses ursprüngliche Haus dem um 1800 verbreiteten Typus des sogenannten Freiämter oder Innerschweizer Ständerbaus. Dieselben Gestaltungselemente wurden beim 1905 errichteten Anbau übernommen, der mit einem Querfirst in das ältere Dach stösst. Seine Breite entspricht der gesamten Traufseite des Kernbaus, wodurch das Haus einen annähernd quadratischen Grundriss erhielt.
Über einem Mauersockel erhebt sich das mit Flecklingen (Kanthölzern) gefüllte Ständergerüst, das seit ca. 1950 mit einer Eternitverschalung verkleidet ist. Die beiden Stirnseiten zeigen je vier regelmässig verteilte Fensterachsen und ein Klebdach auf Traufhöhe, mit dem die Giebelfelder klassizistisch ausgeschieden werden. Die östliche Traufseite ist dreiachsig befenstert, wobei der Achsenabstand auf der Stubenseite etwas grösser ist. Der mittig gelegene, ursprünglich von einem Fenster begleitete Hauseingang wurde in jüngerer Zeit stark verändert und auf eine für ein Bauernhaus unübliche Breite erweitert. Der Quergiebelanbau zeigt an seiner Stirnseite gegen Westen die halbgeschossig versetzten Treppenhausfenster; seine Traufseiten verlängern die Giebelfronten des Kernbau um jeweils eine, etwas weiter gestellte Fensterachse. Die ehemals hölzernen Fenstergewände und Jalousieläden sind in Metall ersetzt.
Der Grundriss des Kernbaus entspricht der üblichen Aufteilung mit einem Quergang, an den sich südlich Stube und Nebenstube lagern; seit 1905 schliesst er an das geräumige Treppenhaus an. Die Räume zeigen noch die weitgehend erhaltene Ausstattung des späten 18. Jh., mit qualitätvollen Ergänzungen aus der Umbauphase des frühen 20. Jahrhunderts. Hervorzuheben ist vor allem das spätbarocke Intérieur der Stube mit zweifeldrigen Zimmertüren und Nussbaum-Wandtäfer, in das ein schönes "Zythüsli" mit Blumendekor integriert ist. Die Felderdecke zeigt schön profilierte Leisten. Prunkstück ist das in das Jahr 1794 datierte, hübsch beschnitzte Eckbuffet aus Nussbaumholz mit den Initialen JLB (für J. Laubacher?). Der aus Kirschbaumholz gefertigte, stilistisch dem spätbarocken Bestand angepasste Oberbau des Buffets trägt die Jahreszahl 1907 und die Initialen L I[neichen] des damals neuen Hausherrn. Im Zug des gleichen Umbaus ist auch der hellgrüne, an der Schublade unter der Sitzkunst 1905 datierte Kachelofen entstanden, dessen Reliefkacheln florale Jugendstildekorationen tragen. Die Nebenstube ist mit einem einfacheren, heute freigelegten Weichholztäfer ausgestattet.
Das Treppenhaus bewahrt den hölzerne Treppenlauf und ein gedrechseltes Staketengeländer mit ebenfalls gedrechseltem, üppig ornamentiertem Antrittspfosten. Das Obergeschoss zeigt älteres Knietäfer, ergänzt mit Bretttäfer wohl des frühen 20. Jh. In einem der Zimmer hat sich ein ebenfalls aus der Umbauphase im frühen 20. Jh. stammender gusseiserner Ofen mit karamelfarbenen Kacheln erhalten. Das Dachgerüst, ein Sparrendach mit liegendem Stuhl, ist im wesentlichen original erhalten. Unter dem Kernbau erstrecken sich quer zur Firstrichtung zwei Gewölbekeller.
Anmerkungen:[1] Siegrist 1983, S. 261f. (zur Familie Laubacher)
Literatur:- Pius Räber: Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 245 (Abb. 474).
- Jean Jacques Siegrist, Geschichte des Raumes der nachmaligen Gemeinde Muri vor 1798 (Muri in den Freien Ämtern, Bd. 1; Unsere Heimat, Bd. 55), Aarau 1983.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Muri VIII-16/37.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=42582
 

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