Dokumentation |
Autorschaft: | Felice Franzini, Bildhauer |
Inschriften: | "O IHR ALLE, DIE IHR HIER VORÜBERGEHT AM / WEGE, HABET ACHT UND SCHAUET OB EIN / SCHMERZ GLEICH SEI MEINEM SCHMERZE! Klagel. 1,12", "Hier ruht in Gott: / die edle Stifterin dieses Denkmals / Witwe Elisabeth Stöckli geb. Räber / im Heerenweg / 1829-1896.", "Meine Kinderlein! Lasset uns nicht mit Worten und mit der Zunge lieben sondern / in der That und Wahrheit. 1.Joh. 3.18" (Frontseite Sockel), "Mission 1897, 1909, 1919, 1930, 1940, 1949, 1960, Glaubenswoche 1989" (Schmalseiten Sockel) |
Würdigung: | Von Elisabeth Stöckli-Räber gestiftetes Missions-Denkmal, bestehend aus einer 1891 geschaffenen lebensgrossen Zement-Pietà von Bildhauer Felice Franzini, die wohl 1896 in einer hohen, konchenförmigen Nische aufgestellt wurde. In prominenter Lage nimmt das Denkmal die Mitte des unmittelbar nördlich an die Pfarrkirche (Bauinventarobjekt MUR901) anschliessenden Friedhofs ein. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die Pietà-Gruppe des Missionsdenkmals soll das Werk eines Bildhauers Felice Franzini von 1891 sein [1], der ansonsten allerdings gänzlich unbekannt ist und vielleicht eher als Urheber einer Kopie nach der Vorlage eines anderen Künstlers anzusprechen ist. Gemäss Inschrift auf dem Postament handelt es sich um eine Stiftung von Elisabeth Stöckli-Räber, die sich im selben Jahr mit ihrem Ansinnen an die Kirchenpflege wandte [2]. Die Aufstellung des Bildwerks erfolgte wohl erst nach ihrem Tod 1896, wie eine Herstellerangabe samt Jahrzahl an den Eisenprofilen des kunstgeschmiedeten Gitters nahelegt [3]. Das Denkmal soll an die Missionen erinnern, die auf den Flanken des Postaments ab 1897 eingetragen wurden; auch liegt die Stifterin hier begraben. Die Inschrift "Meier in Muri" am Postament bezieht sich wohl auf den Steinhauer. Restauriert im Jahr 2000 [4]. |
Beschreibung: | Das Missionsdenkmal erhebt sich prominent in der Mittelachse des nördlich der katholischen Pfarrkirche (Bauinventarobjekt MUR901) gelegenen Friedhofs. Es besteht aus einer hohen Rundbogennische, die eine Pietàgruppe auf Postament vor hoch aufragendem Kreuz birgt. Das fünf Meter hohe, konchenförmige Gehäuse ist mit Pilastergliederung und einem Akroter in Palmettenform anspruchsvoll instrumentiert und wird von einem kunsthandwerklichen Schmiedeeisengitter verschlossen. Es bildet die Rahmung für die lebensgrosse, durchaus qualitätvolle Zementplastik von 1891. Für die Körperhaltung der Figuren orientierte sich der Schöpfer der Figur, resp. ihres unmittelbaren Vorbilds offensichtlich an Carraccis „Pietà Farnese“ [5], einem der im 19. Jh. wohl geläufigen Gemälde dieses Motivs. Das Marmorpostament, das im Grundriss die Form eines gestreckten Sechsecks hat, ist mit "Meier in Muri." signiert und trägt auf der Vorderfront die auf die Stifterin verweisende Inschrift: "O IHR ALLE, DIE IHR HIER VORÜBERGEHT AM / WEGE, HABET ACHT UND SCHAUET OB EIN / SCHMERZ GLEICH SEI MEINEM SCHMERZE! Klagel. 1,12 Hier ruht in Gott: / die edle Stifterin dieses Denkmals / Witwe Elisabeth Stöckli geb. Räber / im Heerenweg / 1829-1896. Meine Kinderlein! Lasset uns nicht mit Worten und mit der Zunge lieben sondern / in der That und Wahrheit. 1.Joh. 3.18" Auf den vorderen Schmalseiten des Sockels sind zusätzlich die Missionsjahre (1897, 1909, 1919, 1930, 1940, 1949, 1960 sowie die Glaubenswoche 1989) eingemeisselt. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. - ICOMOS. Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Muri 4236-59. |
Anmerkungen: | [1] Germann Kdm AG V 1967, S. 204. [2] Pfarrarchiv Muri, Protokoll der Kirchenpflege Muri 1877-1920, S. 123, 22.3.1891 (gemäss Notizen der Kunstdenkmälerinventarisation von 1965). [3] „Lancashire“ und „1896“, gemäss Restaurierungsbericht Werner Villiger, Bünzen, 2000, bei Restaurator Michael Kaufmann, Muri. [4] Restaurierungsberichte bei Restaurator Michael Kaufmann, Muri. [5] Um 1599/1600; Neapel, Capodimonte. |
Literatur: | - Georg Germann, Der Bezirk Muri (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band V), Basel 1967, S. 204. |
Quellen: | - Pfarrarchiv Muri, Protokoll der Kirchenpflege Muri 1877-1920, S. 123, 22.3.1891 (nach Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation, 1960er Jahre). |
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