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INV-OBB903 Überthal 7, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))
Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-OBB903 |
Signatur Archivplan: | OBB903 |
Titel: | Überthal 7 |
Bezirk: | Brugg |
Gemeinde: | Bözberg |
Ehem. Gemeinde: | Oberbözberg (bis 31.12.2012) |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Überthal |
Adresse: | Überthal 7 |
Versicherungs-Nr.: | 501 (alt 1) |
Parzellen-Nr.: | 1016 |
Koordinate E: | 2653648 |
Koordinate N: | 1262129 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 18th cent. |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | OBB904, OBB905 |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Inschriften: | 1834 (Tenntor) |
Würdigung: | Bau- und nutzungsgeschichtlich interessanter Gebäudekomplex, der sich aus einem wohl im 18. Jahrhundert entstandenen und später überprägten freistehenden Wohnhaus, einem 1834 angefügten biedermeierlichen Scheunentrakt und einer rückwärtigen Trotte von 1866 mit Gewölbekeller zusammensetzt. Ebenfalls zur Hofanlage gehören ein Waschhaus mit Gewölbekeller von 1839 (Bauinventarobjekt OBB904) und eine südwestlich benachbarte Scheune von 1836, die ihrerseits Bestandteil eines vielschichtigen Ökonomiekomplexes ist (Bauinventarobjekt OBB905). Zweifellos handelt es sich hier um den Kern des grossbäuerlichen Fehlmann-Hofes, welcher aus einem spätmittelalterlichen Lehen des Klosters Königsfelden hervorgegangen ist. Die Hofanlage ist zentraler Bestandteil des kleinen Weilers Überthal, dessen Ortsbild als national bedeutend eingestuft ist. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die Siedlungsanlage von Überthal geht vermutlich in spätmittelalterliche Zeit zurück, als hier ein Lehenshof des Klosters Königsfelden bestand. 1682 ging der Hof für 6000 Gulden an den aus Staffelbach stammenden Samuel Fehlmann über, welcher als Stammvater des Bözberger Geschlechts der Fehlmann gilt. In der Folge wurde das grosszügige Anwesen unter zwei Söhnen und später unter mehreren Nachkommen aufgeteilt. So sind in Überthal 1750 drei Haushaltungen und 1850 bereits sechs Haushaltungen verzeichnet [1]. Eigentümer des Gebäudekomplexes Überthal 7 war um 1800 Hans Jakob Fehlmann. Damals bestand der Hauptbau wohl als freistehendes Wohnhaus, welches im ersten verfügbaren Brandkataster von 1829 denn auch als "zweistöckiges Wohnhaus von Stein samt Anbau, mit Ziegeldach nebst gewölbtem Keller" verzeichnet ist [2]. Mit seinen Brüdern Isaak, Abraham und Heinrich Fehlmann teilte sich Hans Jakob Fehlmann zu jener Zeit eine grosse Scheune "mit vier Tenn und vier Ställen, unter Stroh- und Ziegeldach", welche in der Folge mehrfach verändert und erneuert wurde. Aus diesem Gebäudekomplex ist später die 1836 datierte Scheune Vers.-Nr. 503 (Bauinventarobjekt OBB905) hervorgegangen. Im augenfällig veränderten Wohnteil des Bauernhauses Überthal 7 (Vers.-Nr. 501) sind wesentliche Teile des freistehenden Wohnhauses von Hans Jakob Fehlmann noch enthalten. Ein gefastes Rundbogenportal am Kellereingang und die spätbarock geprägten Fenster an der Hausrückseite sprechen für ein Baudatum vermutlich noch im 18. Jh. Mit dem Anbau des biedermeierlichen Scheunentrakts 1834 erhielt die Liegenschaft dann ihre heutige Ausprägung als bäuerlicher Vielzweckbau [3]. 1866 wurde die Liegenschaft durch einen rückwärtigen Trottenanbau mit Gewölbekeller abermals erweitert [4]. Die strassenseitige Überprägung des Wohnteils samt Erneuerung der Dachkonstruktion dürfte in der Zeit um 1900 stattgefunden haben. Weitere Hinweise zur vielfältigen Baugeschichte des Hauses geben eine in das Jahr 1870 datierte Ofenplatte eines abgegangenen Kachelofens, mit den Initialen "J F" (= Jakob Fehlmann). |
Beschreibung: | Der längliche, in Bruchsteinmauerwerk aufgeführte Baukörper ist mit Firstrichtung Nordost-Südwest traufständig an eine platzartig erweiterte Strassenbiegung gestellt. Die beiden eigenständig errichteten Bereiche von Wohnhaus und Scheune sind durch ihre unterschiedlichen Dachformen gekennzeichnet. Der im Grunde ältere Wohnteil bezeugt in seiner äusseren Erscheinung mit mittelsteilem, geradem Giebeldach und niedrigerer Firsthöhe den Umbau um 1900. Aus dieser Zeit stammen auch die Zementgussgewände an der strassenseitigen Stubenfront. Indessen verweisen die breitrechtreckigen Fensterformate und die unregelmässige, auf die innere Nutzung abgestimmte Anordnung der Öffnungen auf die Erbauungszeit wohl noch im 18. Jh. An der Giebelfront und der rückwärtigen Trauffassade ist die ursprüngliche Befensterung mit gefalzten Muschelkalkgewänden und teils hölzernen Rahmungen im Obergeschoss noch vorhanden. Ebenso hat sich in einem Fall die alte, 16-teilige Verglasung mit Holzsprossen erhalten. Das Hausinnere erschliesst ein durchgehender Quergang entlang dem Tenn, mit rückwärtigem Treppenaufgang ins Obergeschoss. Im viergeteilten Erdgeschoss liegen Stube und Nebenstube wie gewohnt auf der südöstlichen Strassenseite, während die Küche und eine Kammer die Rückseite einnehmen. Der Hintereingang bewahrt ein hübsches Biedermeier-Türblatt mit rautenförmiger Aufdoppelung aus profilierten Friesbrettchen. Das Obergeschoss besitzt einen Mittallängsgang, von dem aus zu beiden Seiten je drei Zimmer zugänglich sind. An historischer Ausstattung sind gefelderte Wand- und Deckentäfer mit teils profiliertem Fries erhalten. Unter der nordöstlichen Haushälfte erstreckt sich quer zum First ein tonnengewölbter Keller, welcher vom Ursprungsbau aus dem 18. Jh. stammt oder womöglich noch älteren Datums ist. Der südwestlich anschliessende Scheunentrakt von 1834 ist durch eine massive Bruchsteinmauer vom älteren, ursprünglich freistehenden Wohnteil getrennt. Unter steilem, traufseitig weit heruntergezogenem Satteldach gliedert er sich in Tenn, Futtertenn und Stall. Die grossflächigen Tore sind in zeittypischer biedermeierlicher Manier mit korbbogigen Gewände aus Mägenwiler Muschelkalk ausgestattet. Das grössere Tenntor zeigt am Schlussstein die eingemeisselte Jahreszahl 1834. Charakteristisch für die Entstehungszeit sind auch die schlitzartigen Lüftungsöffnungen an der Heubühnenwand, welche ebenso sorgfältig wie die Tore mit Muschelkalk gefasst sind. In Innern hat sich die hölzerne Futterwand mit grossen, verschliessbaren Öffnungen erhalten. Im rückwärtigen Bereich der Scheune befindet sich ein halboffener, überdachter Hofbereich, welcher sorgfältig mit Kopfsteinen gepflästert ist und über einen Laufbrunnen von 1848 verfügt. Hier schliesst ein ins ansteigende Gelände gestelltes Nebengebäude an, das laut Brandkataster 1866 erstellt wurde [4]. Über eine traufseitige Steintreppe gelangt man in den im Hochparterre gelegenen Trottenraum, dessen Boden mit Tonplatten ausgelegt ist. Hier stand früher eine Wein- oder Obstpresse auf gemauertem Unterbau (Gebäude heute als Abstellraum genutzt). Der ebenerdig über ein breites Rechteckportal zu betretende Gewölbekeller besitzt noch ein Fassauflager aus kräftigen Eichenbalken. Zum Hofkomplex gehören ein zweites rückwärtiges Nebengebäude von 1839 (Bauinventarobjekt OBB904) und eine zusätzliche freistehende Stallscheune von 1836 (Bauinventarobjekt OBB905) |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Zur Entstehung des Weilers Überthal vgl. Baumann 1998, S. 452, 461–463. [2] Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1942.0001 (4481): Brandkataster Gemeinde Bözberg 1829; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0164-0165: Brandkataster Gemeinde Oberbözberg 1876-1938. [3] Brandkatastereintrag von 1834: neue, ziegelgedeckte Scheune mit Stallung; Eigentümer Isak und Jakob Fehlmann. [3] Brandkatastereintrag von 1866: Ökonomiegebäude und Weinpresse von Stein, mit gewölbtem Keller. [4] Giebeldach gemäss Baubefund erneuert und um 90 Grad gedreht. |
Literatur: | - Max Baumann, Leben auf dem Bözberg, Die Geschichte der Gemeinden Gallenkirch, Linn, Ober- und Unterbözberg, Stilli 1998. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002, S. 378 (Abb. 716). |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1942.0001 (4481): Brandkataster Gemeinde Bözberg 1829; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0164-0165: Brandkataster Gemeinde Oberbözberg 1876-1938 (alte Vers.-Nrn.: 1829: 56, 167; 1850: 76; 1875: 86, 88, 89; 1899: 1). - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Oberbözberg, IV-17/9. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=43866 |
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