Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1720 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Kellereingang) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | OBF002, OBF912 |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Speicher |
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Dokumentation |
Inschriften: | "MDCC A[nno] XX“ (Kellereingang) |
Würdigung: | Ungewöhnlich mit römischen Ziffern datierter "Zehntenstock" von 1720, welcher mit dem ähnlich gearteten Nachbargebäude (Kantonales Denkmalschutzobjekt OBF002) ein wertvolles, kantonsweit einzigartiges Ensemble obrigkeitlicher Speicherbauten bildet. Das als Keller, Vorratsraum und Kleinwohnung dienende Gebäude verfügt über eine vielfältige und wechselhafte, nicht in allen Teilen geklärte Nutzungsgeschichte. Prominent im Dorfkern gelegen und von einer kompakten historischen Bebauung umgeben, entfaltet es eine grosse ortsbauliche Wirkung. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Beim vorliegenden Gebäude wie auch beim Nachbarbau soll es sich um ehemalige Zehntenspeicher der Herrschaft Kasteln handeln, welche zur Einlagerung der grundherrlichen Abgaben dienten [1]. Das Baudatum von 1720 ist mit römischen Ziffern am strassenseitigen Kellereingang vermerkt. Unterschiedliche Geschossniveaus zwischen dem grösseren vorderen (Vers.-Nr. 71A) und dem kleineren hinteren Gebäudeteil (Vers.-Nr. 71B) lassen eine nachträgliche rückwärtige Erweiterung vermuten, welche aber schon im 18. Jh. oder frühen 19. Jh. stattgefunden hat. Im Brandkataster von 1850 sind jedenfalls schon die bestehenden Verhältnisse mit zwei Wohnungen und Gewölbekellern vermerkt, wobei der eine Teil interessanterweise der Gemeinde Aarau und der andere Teil Katharina Zimmermann gehörte [2]. Wie auf alten Fotoaufnahmen ersichtlich ist, war das Gebäude ähnlich wie der denkmalgeschützte Nachbarbau einst vollumfänglich gemauert (vgl. Bilddokumentation). Zu Beginn des 20. Jh. aber musste die strassenseitige Stirnfront wegen Einsturzgefahr teilweise abgetragen werden. Anstelle des ausgebrochenen Mauerwerks brachte man eine schlichte Bretterschalung an. Diese wurde in den 1980er beim Um- und Ausbau des vorderen Gebäudeteils erneuert und im Giebelfeld mit zusätzlichen Fensteröffnungen versehen. Gleichzeitig erhielt der vordere Gebäudeteil (Vers.-Nr. 71A) eine neue Aussentreppe sowie eine neue Dachkonstruktion. Der hintere, kleinere Gebäudeteil (Vers.-Nr. 71B) war von den neueren Umbauarbeiten nicht betroffen. Hier hatte man die rückwärtige Stirnwand schon früher mit zusätzlichen Fensteröffnungen versehen. |
Beschreibung: | Wie das östliche Nachbargebäude (Denkmalschutzobjekt OBF002) erhebt sich der „Zehntenstock“ als länglicher, stirnseitig zur alten Dorfstrasse (Adelboden) gerichteter Baukörper. Das vorwiegend gemauerte Gebäude gliedert sich in zwei ungleich grosse Hälften, die beide einen Kellerraum und eine darüber liegende Kleinwohnung umfassen. Der vordere, grössere Hausteil (Vers.-Nr. 71A) weist strassenseitig ein stattliches Rundbogenportal auf, welches ebenerdig in den längsgerichteten Gewölbekeller führt. Den Blick unmittelbar auf sich zieht die in römischen Ziffern eingemeisselte Scheitelinschrift „MDCC A[nno] XX“ (1720). Anstelle der alten hölzernen Gittertür, die zusammen mit seitlichen Lüftungsschlitzen für eine gute Belüftung des Kellerraumes sorgte, befindet sich heute ein neues, geschlossenes Türblatt. Der Zugang ins darüber liegende Wohngeschoss erfolgt traufseitig über eine erneuerte Holztreppe. Das Hausportal zeigt in Analogie zum Kellereingang ein gefastes Rundbogengewände aus Muschelkalk. Hausinneres nicht besichtigt. Beim rückwärtigen Hausteil (Vers.-Nr. 71B) erschliessen ein traufseitiger Aussenabgang und ein kräftiges Rechteckportal aus Muschelkalk den kleinen, quer zum First verlaufenden Gewölbekeller. Der ebenfalls traufseitig angelegte Hauseingang zeigt ein schlichtes hölzernes Rechteckgewände. Im unteren Wohnraum ("Stöcklistube") hat sich ein offenes Cheminée ungeklärten Alters erhalten. Aus der Bauzeit des Hauses stammt die Balkendecke mit Schiebeboden und profilierten Deckleisten. Als Besonderheit weist diese eine verschliessbare Öffnung für den Warmluftabzug in die darüber liegende Kammern auf. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Vgl. Stettler/Maurer 1953, S. 369. [2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0166-0168: Brandkataster Gemeinde Oberflachs 1850-1938. |
Literatur: | - Michael Stettler, Emil Maurer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band II: Die Bezirke Lenzburg und Brugg, Basel 1953. - Oskar Leder, Aus der Geschichte der Gemeinde Oberflachs, Oberflachs 1968. - Oskar Leder, Oberflachs und der Zehntenstock, in: Brugger Neujahrsblätter, 92. Jrg., S. 119-123, Brugg 1982. - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 68. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002, S. 161 (Abb. 302), S. 398 (Abb. 753). |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0166-0168: Brandkataster Gemeinde Oberflachs 1850-1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=43920 |
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