INV-OBF916 Mitteldorf 2, 4, 1610 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OBF916
Signatur Archivplan:OBF916
Titel:Mitteldorf 2, 4
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Schinznach
Ehem. Gemeinde:Oberflachs (bis 31.12.2013)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Oberflachs
Adresse:Mitteldorf 2, 4
Versicherungs-Nr.:53 A, B
Parzellen-Nr.:119, 118
Koordinate E:2652086
Koordinate N:1254695
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2652086&y=1254695

Chronologie

Entstehungszeitraum:1610
Grundlage Datierung:Inschrift (Kellereingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Prominent am westlichen Ortseingang gelegener, 1610 datierter Mauerbau, der in seiner steilgiebligen Anlage noch spätgotische Züge aufweist, im 18./19. Jahrhundert aber eine Fassadenüberprägung erfahren hat. Das in grossen Teilen modernisierte Gebäude umfasst ein mächtiges Sockelgeschoss mit Kellerräumen und ehemaliger Schmiedewerkstatt. Darüber erstrecken sich die Räume zweier in Firstrichtung getrennter Wohnungen, welche das Vollgeschoss und den unteren Bereich des Dachraumes einnehmen. Massive Binnenmauern und eine rauchgeschwärzte, stuhllose Dachkonstruktion verleihen dem Haus ein eigenwilliges Gepräge und unterstreichen seine interessante, nicht in allen Teilen geklärte Baugeschichte.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die aufgemalte Jahreszahl „1610“ am Scheitel des Kellerportals verweist auf das hohe, in spätgotische Zeit zurückreichende Alter des Hauses [1]. Dieses hat mit den massiven Aussen- und Binnenmauern, den Balkenlagen in der westlichen Haushälfte und den rauchgeschwärzten Dachpfetten noch originale Bausubstanz bewahrt. Das bestehende Fassadenbild mit den unterschiedlichen Fensterformaten dürfte wohl auf Überformungen im 18. und 19. Jh. zurückgehen. Ebenfalls um jüngere Zutaten handelt es sich bei der ostseitig vorkragenden Eingangslaube und den Dachaufbauten.
Im Brandkataster von 1850 wird das Gebäude als „zweistöckiges Wohnhaus mit zwei Wohnungen, Trämkeller und Schmiedewerkstatt“ beschrieben. Eigentümer war Gemeinderat Christian Käser, von dessen Nachkommen die Liegenschaft an Pintenwirt Samuel Leder (1884) und später an Maurer Jakob Süess (1894) überging [2].
Eine „Liegenschaftsbeschreibung“ von 1924 gibt interessante Einblicke in die verschachtelten Eigentumsverhältnisse [3]. Zu jener Zeit war Schuhmacher Paul Hoffmann Eigentümer des östlichen, grösseren Wohnteils, während der westliche Teil den Erben von Heinrich Zimmermann gehörte:

- Östlicher Wohnteil: Südliche Hälfte des östlichen Kellers; im Erdgeschoss die östliche Wohnung, bestehend aus Stube, Nebenzimmer und Küche; im ersten Stock (unteres Dachgeschoss) die zwei nördlichen Kammern und der Raum über der Küche; vom südlichen Anbau die östliche Hälfte mit Abtritt; vom Estrich der südliche Teil.
- Westlicher Wohnteil: Nördliche Hälfte des östlichen Kellers; ganzer westlicher Keller; im Erdgeschoss die westliche Wohnung, bestehend aus Stube, Nebenzimmer und Küche; im ersten Stock (unteres Dachgeschoss) die südliche Kammer; vom südlichen Anbau die westliche Hälfte mit Abtritt; vom Estrich der nördliche Teil.
- Gemeinsame Nutzung: Eingang in den östlichen Keller; Treppen in den ersten Stock; Treppen auf den Estrich; Eingang ins Haus.

2001/02 fand ein tiefgreifender Umbau des östlichen Hausteils mitsamt Ausbau des Dachgeschosses statt. Nicht davon betroffen war der kleinere westliche Hausteil.
Beschreibung:Das giebelständig zur Strasse ausgerichtete und rückwärtig ins ansteigende Gelände gestellte Haus nimmt eine dominante Stellung am westlichen Dorfeingang ein. Das hohe, strassenseitig freistehende Sockelgeschoss umfasst zwei Kellerräume, von denen der westliche, zeitweise als Schmiedewerkstatt genutzte Raum die originale eichene Balkendecke mit Schiebeboden erhalten hat. Der dorfseitig über ein Rundbogenportal mit aufgemalter Jahreszahl „1610“ zugängliche, östliche Keller ist vollständig modernisiert.
Über dem nahezu quadratischen Sockelgeschoss erhebt sich der massiv gemauerte Oberbau mit nur einem Vollgeschoss und einem zweiten, in den steilgiebligen Dachraum eingefügten Obergeschoss. Der fassadenbündige stirnseitige Dachabschluss ist als charakteristisches Merkmal spätgotischer Mauerbauten zu bezeichnen. Gruppenweise angeordnete Einzelfenster an der Giebelfront wie auch das traufseitige Zwillingsfenster geben dem Haus sein charakteristisches Gepräge.
Im Hausinnern sind eine massive, quer zum First bis in den Estrich reichende Binnenmauer und eine ebensolche, parallel zum First geführte in der nördlichen, strassenseitigen Haushälfte von besonderem bau- und nutzungsgeschichtlichem Interesse. Dank einer quer geführten Binnenmauer und den massiven Stirnmauern, auf denen die Mittelpfetten unmittelbar zu liegen kamen, erübrigte sich das sonst übliche Aussteifungssystem mit stehenden oder liegenden Stuhljochen. Die Firstpfette, wie das übrige Dachgebälk gänzlich russgeschwärzt, ist zusätzlich auf eine dem Mauerwerk aufgesetzte kleine Firstsäule abgestützt (nur noch teilweise vorhanden und grösstenteils verschalt).
Zur ursprünglichen Nutzung des originellen Gebäudes liegen keine gesicherten Hinweise vor. Die heutigen Verhältnisse mit firstparallel getrennten Wohnungen dürften aber zumindest schon im 19. Jh. bestanden haben. Als ehemaliger gemeinsamer Eingang ist der heutige östliche Hauszugang zu vermuten. Das strassenseitige Vorderhaus dürfte ursprünglich wohl zwei grosszügige Wohnräume enthalten haben, welche nachträglich unterteilt wurden. Ein in der massiven Längstrennmauer noch erkennbarer, später zugemauerter Binnendurchgang lässt auf eine ehemals gemeinsame Nutzung der beiden heute getrennten Hausteile schliessen. Im rückwärtigen Bereich mit moderner Küche und Aufgang ins Dachgeschoss lassen sich die ursprünglichen Verhältnisse kaum mehr nachvollziehen.
In der nordöstlichen Stube ist eine Sitzkunst mit grünen Art-Déco-Reliefkacheln (frühes 20. Jh.) erhalten.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Bei der ersten Inventarisierung 1997 waren die stark abgewitterten Ziffern „16..“ am Scheitel des Kellerportals noch erkennbar. Gemäss Auskunft des Hauseigentümers soll es sich um die Jahreszahl 1610 gehandelt haben (vgl. Kurzinventar 1997). Bei einer kürzlich erfolgten Renovation wurde die Jahreszahl am Scheitel des Kellereingangs neu aufgemalt.
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0166-0168: Brandkataster Gemeinde Oberflachs 1850-1938.
[3] Dokument in Besitz des heutigen Eigentümers.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0166-0168: Brandkataster Gemeinde Oberflachs 1850-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=44004
 

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