INV-OBK905 Oberstegstrasse 11, 1834 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
1/2

Identifikation

Signatur:INV-OBK905
Signatur Archivplan:OBK905
Titel:Oberstegstrasse 11
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Oberkulm
Ortsteil / Weiler / Flurname:Obersteg
Adresse:Oberstegstrasse 11
Versicherungs-Nr.:80
Parzellen-Nr.:1366
Koordinate E:2651941
Koordinate N:1238143

Chronologie

Entstehungszeitraum:1834
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Giebelbetonter Vielzweckbau, der mit einigen weiteren Gebäuden den südöstlichen Abschluss der Bebauung am Obersteg bildet. Das 1834 durch Umbau aus einem hölzernen Vorgänger hervorgegangene Mittertennhaus ist am Wohnteil über einem in Bruchstein gefügten, niedrigen Kellersockel in Sichtfachwerk und am Ökonomietrakt samt Schopfanbau in Ständerbohlenbauweise errichtetet. Den eigentlichen Blickfang bildet die mit grossformatigen Zwillingsfenstern ausgestattete Stirnfront, die ihre schmucke Wirkung weitestgehend dem Erhalt der alten sprossierten Fensterflügel verdankt. Strassenseitig erschliessen eine Treppe und eine Laube das Obergeschoss, das wohl schon ursprünglich eine zweite Wohnung enthielt. Im Innern hat sich die Raumstruktur mit südostseitigen Stuben und tennseitiger Küche und Hinterkammer weitgehend erhalten. Auf beiden Stockwerken sind Kachelöfen vorhanden.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Vermutlich ist das Gebäude in seiner heutigen Gesamtform im frühen 19. Jahrhundert aus einem älteren Ständerbohlenbau hervorgegangen. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1829 wird es noch beschrieben als "ein Wohnhaus mit Bescheurung, zwei Stok hoch, von Holz mit gewölbtem Keller und Ziegeldach". Eigentümer waren Jakob und Melchior Hunziker, welche je einen nicht näher definierten Anteil besassen. 1834 wurden grössere bauliche Verbesserungen vorgenommen und die Versicherungswerte infolgedessen von je 800 auf 1200 respektive 1250 Franken erhöht. Vermutlich wurden damals die Wände des Wohnteils in Sichtfachwerk mit Wickeln erstellt, also mit Ausfachungen aus Staketen, Strohwickeln und Lehm, wie es aus dem nachfolgenden Brandkataster von 1850 hervorgeht. Die Ständerbohlenwände des Ökonomieteils blieben währenddessen weitgehend bestehen. Warum seit 1876 statt des gewölbten Kellers zwei Tremkeller verzeichnet sind, erschliesst sich nicht. Ab dem mittleren 19. Jh. wurde das Gebäude mit Schopfanbauten ergänzt [1].
Beide Hausteile wurden im jeweiligen Zweig der Familie Hunziker weitergegeben und erst in den 1930er Jahren eigentumsrechtlich miteinander vereint. 1861 wechselte das obere Stockwerk von Jakob an Gottlieb Hunziker, von dem es der Sohn Samuel wohl 1925 übernahm. Das untere Stockwerk ging 1877 an Melchiors Kinder Friedrich, Verena, Melchior und Elise, von welchen Elise Hunziker-Deppeler 1926 als Eigentümerin übrigblieb. Mit den Erben Gottlieb Hunziker-Deppelers, die 1931 als Eigentümer folgten und im gleichen Zeitraum auch den Hausanteil mit der oberen Wohnung übernehmen konnten, sind vermutlich deren Kinder gemeint [2].
Anlässlich eines Küchenumbaus wurde in jüngerer Zeit in beiden Stockwerkswohnungen das strassenseitige Fenster zwischen Tenn und Hauseingang durch ein querrechteckiges Fensterformat ersetzt. Von einem späteren Ausbau des Estrichs und des Heubodens über dem Tenn zu Wohnzwecken stammen kleine Dachflächenfenster auf der strassenabgewandten Seite. Wohl in diesem Zusammenhang hat man auch das rückseitige Tenntor entfernt und eine gegenüber der Trauffassade des Wohnteils zurückspringende Rückwand errichtet; auf diese Weise entstand unter dem vorkragenden Heubühnenersatzbau ein erweiterter gedeckter Vorplatz. Auf der hinteren Traufseite wurde von der Stube her ein Gartenausgang geschaffen. Stirnseitig erhielt das Fachwerk eine Aufdoppelung, darunter haben sich die konstruktiven Hölzer erhalten.
Beschreibung:Der traufständig zur Oberstegstrasse ausgerichtete Vielzweckbau befindet sich als eines der obersten Häuser ganz im Südosten an dem der Wyna folgenden Bebauungsast. Der unter einem breit gelagerten, geknickten Satteldach mit Gehrschilden geborgene Bau vereint einen giebelbetonten Wohnteil auf der Südostseite und einen Ökonomieteil mit Tenn, Stall und Schopfanbau auf der Nordwestseite. Der Wohnteil ist über einem in Bruchstein gemauerten Kellersockel und einem eichenen Schwellenkranz einschliesslich der tennseitigen Zwischenwand in Sichtfachwerk errichtet, wobei die Ständer stockwerkweise abgebunden sind. Der Ökonomieteil ist als Ständerbohlenbau mit Fachwerkgiebel (siehe Zustand vor Anbringen der Bretterverkleidung in der Bilddokumentation) erstellt. Teile der hölzernen Wand zwischen ehemaligem Tenn und Stall sind noch auf der Rückseite des Hauses sichtbar. Der in gleicher Weise konstruierte Schopfanbau, der sich unter einem Pultdach über die ganze Breite der Nordwestfront erstreckt, dürfte schon früh, jedenfalls vor 1850, hinzugekommen sein [3].
Die Trauffassaden des Wohnteils sind nur sehr zurückhaltend mit Öffnungen versehen (teilweise erneuert), wobei die strassenseitigen Fenster einzeln und die rückseitigen gekuppelt gesetzt sind. Hingegen ist die nach Südosten ausgerichtete Giebelseite als schmucke Schaufront ausgebildet. Die von einer gedrungenen, ausladenden Giebelründe überspannte Fassade ist mit drei Fensterpaaren je Geschoss grosszügig belichtet, wobei die Fensterachsen der inneren Raumaufteilung in Stube und Nebenstube entsprechend so verteilt sind, dass sich eine Vierergruppe und eine Zweiergruppe bilden. Die Sprosseneinteilung, die sich in den alten Fensterflügeln samt Vorfenstern erhalten hat, ist dabei von entscheidender Bedeutung für die dekorative Wirkung dieser primär durch die Fenster gestalteten Fassade.
Die traufseitigen Dachvorsprünge bilden einen ausladenden Vorschermen, der strassenseitig einen Treppenaufgang mit Erschliessungslaube zur oberen Wohnung schützt. Darunter befindet sich in derselben Achse der Eingang in die separat erschlossene Erdgeschosswohnung. Im Innern hat sich in beiden Stockwerkswohnungen der alte Grundriss mit tennseitig angelegter Küche und Kammer sowie Stube und Nebenstube nach Südosten weitgehend erhalten, wobei die Stuben im Erdgeschoss nachträglich zu einem einzigen Raum vereint wurden. In beiden Wohnungen sind Kachelöfen erhalten [4].
Zum Haus gehört ein auf dem Vorplatz stehender Laufbrunnen aus Zementguss, der im späten 19. Jh. aufgestellt worden sein dürfte.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung (Ortsteil Obersteg).
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0075; CA.0001/0257-0259: Brandkataster Gemeinde Oberkulm 1829-1938 (Vers.-Nr. 50A, B; 69A, B; 78A, B; 80).
[2] Wie Anm. 1.
[3] Im Brandkataster sind Schopfanbauten und ein Schweinestall ab 1850 erwähnt.
[4] Angaben zum heutigen Zustand im Innern gemäss freundlicher Auskunft des Eigentümers.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05/0075; CA.0001/0257-0259: Brandkataster Gemeinde Oberkulm 1829-1938 (Vers.-Nr. 50A, B; 69A, B; 78A, B; 80).
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=44202
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds