INV-OBK908 Kirchenfeldstrasse 5, 1827 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OBK908
Signatur Archivplan:OBK908
Titel:Kirchenfeldstrasse 5
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Oberkulm
Ortsteil / Weiler / Flurname:Kirchenfeld
Adresse:Kirchenfeldstrasse 5
Versicherungs-Nr.:208
Parzellen-Nr.:633
Koordinate E:2651108
Koordinate N:1239615

Chronologie

Entstehungszeitraum:1827
Grundlage Datierung:Inschrift (über Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"MEL[chior] MVL[ler], "1823", "ACH GOT BEWAHRE GNÄDIG DIESES HAUS UND ALLE DIE DA GEHEN EIN UND AUS" (über Hauseiingang)
Würdigung:Stattliches biedermeierliches Bauernhaus von 1827, das mit jüngeren Schopfanbauten eine kreuzförmige Anlage bildet. Der Wohnteil des mehrheitlich gemauerten Vielzweckbaus bewahrt die ursprüngliche Fassadengestaltung mit zeittypisch axialer Befensterung und einfassenden Hausteinelementen aus Sandstein. Einen Blickfang bildet der von einer aufwändig behauenen Inschrifttafel bekrönte Hauseingang, zu dem sich auch das bauzeitliche, klassizistische Türblatt mit filigran sprossiertem Oblicht erhalten hat. Das ausgangs des Dorfes an der alten Fahrstrasse nach Unterkulm gelegene Gebäude dürfte im 19. Jh. zeitweise eine Eigengewächswirtschaft beherbergt haben. Einen Hinweis auf diese Nutzung gibt die aus der Bauzeit stammende, hochklappbare Wand zwischen Stube und Nebenstube. Mit dem klassizistischen Kachelofen und dem sorgfältig gearbeiteten Täfer haben sich im Erdgeschoss wesentliche Teile des historischen Interieurs erhalten.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Inschrift über dem Hauseingang wurde der Vielzweckbau 1827 für Melchior Müller erbaut, womit sich auch das Mühlenrad zwischen den Initialen und Ziffern erklärt. Der Eintrag im Brandkataster von 1829 lautet auf "Ein Wohnhaus zwei Stok hoch mit Bescheurung von Stein und Holz, mit gewölbtem Keller und Ziegeldach". Vermutlich zögerte sich die Fertigstellung des Innenausbaus hinaus, so dass erst 1831 aufgrund von Verbesserungen eine Erhöhung des Schätzwertes von 3'200 auf 5'000 Franken erfolgte. 1859 gab es eine erste Handänderung. Bereits 1878 gehörte das Haus gemäss Brandkataster mit "Jakob Wälti, alt Bot." einem früheren Briefträger. Über den mutmasslichen Sohn Samuel Wälti ging das Haus Anfang 20. Jh. an "Rudolf Weber, Bote", von dem sich die Bezeichnung "Bott-Weber-Haus" ableiten dürfte [1].
Der rechtwinklig angeordnete Scheunenanbau wurde gemäss Brandkataster zwischen 1850 und 1876 errichtet.
Im späteren 20. Jh. erfolgte der Einbau von Badezimmern in die obere Küche und in die untere Hinterkammer. Das Obergeschoss wurde weitgehend modernisiert und in der Erdgeschosswohnung ein direkter Durchgang von der Küche in die Stube geschaffen (gemäss Kurzinventar 1993).
Beschreibung:Die bäuerliche Liegenschaft befindet sich am Rand des Dorfes, in der Wynaebene an der alten Fahrstrasse nach Unterkulm. Die kreuzförmige Hofanlage setzt sich aus einem Kernbau mit Wohnteil, Tenn und Stall sowie etwas niedrigeren, rechtwinklig an den Ökonomietrakt stossenden Schopfanbauten zusammen. Ehemals gehörte auf der nördlichen Traufseite noch ein Wasch- und Ofenhaus dazu (abgebrochen, siehe Vorzustand von 1993 in der Bilddokumentation).
Der in verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführte, mit einem geraden Teilwalmdach abschliessende Hauptbaukörper ist wie die meisten Häuser am alten, der Wyna folgenden Bebauungsast mit der Stubenfront nach Südosten orientiert, wobei der Wohnteil die nordöstliche Hälfte und der Ökonomieteil mit Tenn, Stall und aussenliegendem Futtertenn die südwestliche Hälfte einnimmt. In die Stirnmauer der Scheune ist ein längliches Ochsenauge eingelassen. Der zweigeschossige, mit Ecklisenen aus Sandstein eingefasste Wohnteil zeigt eine gleichmässige Fassadengliederung mit traufseitig vier auf giebelseitig zwei Fensterachsen. Die Fenster- und Türgewände wie auch die in der Art einer Supraporte gestaltete Inschrifttafel über dem vorderen Hauseingang sind aus Sandstein gehauen. Die in erhabenem Relief gearbeitete Inschrift lautet: "ACH GOT BEWAHRE GNÄDIG DIESES HAUS UND ALLE DIE DA GEHEN EIN UND AUS", darunter stehen die Initialen "MEL[chior] MVL[ler], die Jahrzahl "1823" und dazwischen das Wappen des Bauherrn: ein halbes Mühlenrad. Dazu hat sich das eichene Türblatt aus der Bauzeit erhalten, mit teils überschobenen Füllungen, einem Kämpfer mit Zahnfries und darüber einem Oblicht mit filigraner Sprossierung in Form von sich überkreuzenden Spitzbogen. Baujahr und Initialen finden sich noch einmal am geschnitzten "Schlussstein" des stichbogigen, profilierten Jochbalkens über dem originalen Tenntor.
Der um einige Treppenstufen erhöhte Wohnteil ist über einen entlang dem Tenn durchlaufenden Korridor erschlossen, in den im hinteren Bereich neben dem Hinterausgang die Treppe ins Obergeschoss integriert ist. Vom darüberliegenden Gang ist die Obergeschosslaube an der nördlichen Traufseite zu erreichen. Beide Geschosse weisen dieselbe übliche Aufkammerung mit südostseitiger Stube und Hinterstube sowie nordwestseitiger Küche und Hinterkammer (mit nachträglichem Badezimmereinbau) auf.
Bauzeitliche Ausstattung findet sich vor allem noch in den Wohnräumen des Erdgeschosses, während das Obergeschoss im späteren 20. Jh. weitgehend modernisiert wurde. In der Stube des Erdgeschosses hat sich ein klassizistischer, blauer Kachelofen samt zweistufiger Kunst mit weissen Frieskacheln erhalten, der auf kannelierten Füssen aus Sandstein steht. Die Decke ist mit einem einfachen Täfer versehen, während die Hinterstube eine holzsichtige Balkendecke zeigt. In beiden Stuben hat sich an der Wand ein tannenes Brettertäfer mit einer mittels profilierten Friesbrettern erzeugten Felderteilung erhalten, welche sich durch eine sorgfältige handwerkliche Machart auszeichnet. Eine Besonderheit, die häufig in Verbindung mit der Nutzung der Räume als Eigengewächswirtschaft steht, ist die aufklappbare Zwischenwand, die mit kunstvoll geschmiedeten Beschlägen ausgestattet ist. Der untere, feststehende Teil der Wand weist am oberen Rand eine Zierleiste mit Kerbschnittmuster auf (Hausinneres gemäss Kurzinventar 1993).
Unter dem Wohnteil befinden sich zwei gewölbte Keller.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Oberkulm 4140-4.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0075; CA.0001/0257-0259: Brandkataster Gemeinde Oberkulm 1829-1938 (Vers.-Nr. 178; 210; 212; 208). – Walti 1995, S. 68.
Literatur:- Hans Walti, Oberkulm. Vergangenheit und Gegenwart in Bildern, Oberkulm 1995, S. 68.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 50.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05/0075; CA.0001/0257-0259: Brandkataster Gemeinde Oberkulm 1829-1938 (Vers.-Nr. 178; 210; 212; 208).
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=44220
 

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