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INV-OFE902 Alter "Engel", 17. Jh. (Dossier (Bauinventar))
Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-OFE902 |
Signatur Archivplan: | OFE902 |
Titel: | Alter "Engel" |
Bezirk: | Aarau |
Gemeinde: | Oberentfelden |
Adresse: | Dorfstrasse 14 |
Versicherungs-Nr.: | 68 |
Parzellen-Nr.: | 100 |
Koordinate E: | 2645926 |
Koordinate N: | 1245127 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 17th cent. |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Gasthaus, Gasthof |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Spätgotik |
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Dokumentation |
Würdigung: | In der Zeit um 1600 entstandener spätgotischer Mauerbau, der bis ins späte 18. Jahrhundert den Gasthof «Engel» beherbergte. Der breitbehäbige Baukörper, der von einem ausladenden Gehrschilddach mit Giebelründe und zierbeschnitzten Bügen abgeschlossen wird, bewahrt insbesondere an der nördlichen Stirnseite und der bachseitigen Trauffassade einen Grossteil der originalen Befensterung mit gekehlten, teils gekuppelten Muschelkalkgewänden. Er bildet mit seiner Giebelfront in leicht angewinkelter Stellung den Fluchtpunkt der gassenartigen bebauten Hauptstrasse, die sich vor dem Haus in den Strassenzug der Köllikerstrasse zur Rechten und jenen der Muhenstrasse zur Linken verzweigt und besitzt damit einen hohen Situationswert für das Ortsbild von Oberentfelden. Wie sein stattlicherer Nachfolger (Bauinventarobjekt OFE901) dokumentiert der «Alte Engel» mit seiner einstigen Funktion als Gasthaus auch die Bedeutung der Zürich-Bern-Strasse für die Entwicklung von Oberentfelden. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Nach seinen spätgotischen Bauformen und insbesondere den reihenartig angeordneten Fenstern im Obergeschoss dürfte das Gebäude in der Zeit um 1600 entstanden sein. Es ist noch heute als «Alter Engel» bekannt und beherbergte vielleicht schon zur Entstehungszeit die Gastwirtschaft, deren Name 1641 erstmals archivalisch fassbar ist und sich auf den Erzengel Michael als Patron des Chorherrenstifts Beromünster beziehen könnte [1]. Die einstige Bedeutung des Gasthofs ist mit der Lage Oberentfeldens an der Zürich-Bern-Strasse zu erklären. Seit dem späten 15. Jh. hatte sich Bern bemüht, den Ost-West-Verkehr von der älteren Jurasüdfussroute über Aarau, Olten und Solothurn abzuziehen und auf die südlichere Route über Lenzburg, Oftringen und Aarburg umzuleiten, da diese vollständig über bernisches Herrschaftsgebiet verlief. Damit war Oberentfelden auf die wichtige Fernverkehrsroute gerückt, welche Bern mit Zürich wie auch mit der Messe in Zurzach und dem süddeutschen Raum verband. Wohl nach dem Bau der «Neuen Aargauer Strasse» durch die Berner, der im Suhrental zwischen 1768 und 1770 erfolgte, wurde das Tavernenrecht an den heutigen Standort in ein vormaliges Manufakturgebäude (Bauinventarobjekt OFE901) verlegt [2]. Im ersten Brandkastastereintrag von 1809 wird die Liegenschaft als «Ein zweystökiges gemauertes Haus mit Ziegeln gedekt, eine hölzerne Scheur, mit Stroh gedekt» beschrieben. Eigentümer war Jakob Kyburz, alt Engelwirths [3]. Wenig später wurde die Scheune durch einen gemauerten Neubau mit Ziegeldach ersetzt. Spätere Eigentümer waren ab 1824 Jakob und Rudolf Thut, Tabakfabrikanten, unter deren Nachkommen das Haus im weiteren Verlauf des 19. Jh. verblieb. Erst 1916 ging die Liegenschaft an Otto Häfliger-Hilfiker, gew[esener] Metzger, über, dem bereits 1917 Rinaldo Rusconi und 1920 Emil Welti-Weber, Maschinenschlosser, folgten. Spätestens um 1900 beherbergte das Gebäude eine «Krämerei». Um 1920 wurde das Dach samt Giebelründe in Anlehnung an den früheren Zustand erneuert und gleichzeitig mit einem grossen Quergiebelaufbau nach Osten versehen [4]. 1985-87 erfolgte eine Gesamtrenovation mit Dachausbau und Umbau des Ladenlokals. |
Beschreibung: | Mit seiner breitbehäbigen, nach Norden auf Hauptstrasse gerichteten Giebelfront und der Übereckstellung zwischen Muhen- und Köllikerstrasse kommt dem Gebäude eine überaus grosse Bedeutung für das Ortsbild zu, die heute allerdings durch einen Fahrleitungsmast, Wegweiser sowie die Signale eines Niveauübergangs etwas beeinträchtigt wird. Der zweigeschossige, verputzte Mauerbau besitzt ein ausladendes Gehrschilddach mit imposanter korbbogiger Giebelründe auf zierbeschnitzten Bügen. Das Obergeschoss zeigt reihenartig leicht unregelmässig angeordnete, teils gekuppelte Fensteröffnungen, die allesamt mit spätgotisch gekehlten Muschelkalkgewänden versehen und durch ein umlaufendes, gekehltes Sohlbankgesims verbunden sind. In dem ansonsten durch einen Ladeneinbau stark veränderten Erdgeschoss ist an der Stirnseite noch der Hauseingang mit gefastem Rundbogenportal aus der Entstehungszeit erhalten. Die hart am Ufer der Suhre stehende westliche Traufseite ist mit Strebepfeilern in den Bachlauf abgestützt. Über das Obergeschoss zieht sich hier eine mit Holzschindeln verrandete Laube mit alter, wulstiger Brüstung. Ebenfalls aus der Entstehungszeit stammen einige bachseitige Fensteröffnungen, die im Erdgeschoss vergittert sind und von denen eine durch die Ausgussnase eines früheren Schüttsteins als einstiges Küchenfenster zu identifizieren ist. Die zur Muhenstrasse gerichtete östliche Traufseite zeigt mehrheitlich jüngere Öffnungen sowie einen wuchtigen Quergiebelaufbau aus der Zeit um 1920. Südseitig schliesst die ehemalige Scheune an, bei der es sich wohl um den im frühen 19. Jh. anstelle eines hölzernen Vorgängers errichteten Neubau handelt. (Hausinneres nicht gesehen.) |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Lüthi 1997, S. 176. [2] Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz (IVS), AG 9 (1995), AG 10 (1992), AG 10.1 (1992), AG 10.1.1 (1995), AG 10.2 (1992). [3] StAAG, Brandkataster Oberentfelden. [4] Stettler Kdm AG I 1948, S. 171. |
Literatur: | - Heinz Baumann / Walter Linder: Mer luege zrugg. Alte Fotografien von Unter- und Oberentfelden, Schöftland 1984, S. 105 (histor. Aufnahme). - Michael Stettler, Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. I), Basel 1948, S. 171. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Aarau, ZwA 1936.0001/0224-0227, Brandkataster Gemeinde Oberentfelden, 1809-1849, 1875-1899; CA.0001/0024, Brandkataster Gemeinde Oberentfelden, 1899-1938 (alte Vers.-Nrn.: 1809: 44, 1825: 47, 1828: 49, 1850: 56, 1875: 63). - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotosammlung. |
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URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=44406 |
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