INV-OFE903 Altes Schulhaus, 1830-1832 (Dossier (Bauinventar))

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Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OFE903
Signatur Archivplan:OFE903
Titel:Altes Schulhaus
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Oberentfelden
Hist. Name Objekt:Altes Schul- und Gemeindehaus
Adresse:Aarauerstrasse 13
Versicherungs-Nr.:169
Parzellen-Nr.:590
Koordinate E:2645898
Koordinate N:1245425

Chronologie

Entstehungszeitraum:1830 - 1832
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätklassizismus

Dokumentation

Würdigung:1830-32 erbautes Schulhaus, das nach dem Bezug des schräg gegenüber gelegenen Nachfolgebaus (Schulhaus «Dorf», Bauinventarobjekt OFE914) im Jahr 1906 als Gemeindehaus diente. Im Kern ein typisches spätklassizistisch-biedermeierliches Landschulhaus mit zeittypisch strenger und regelmässiger Fassadengestaltung, wurde das Gebäude im Zug des Umbaus zum reinen Gemeindehaus gestalterisch modernisiert, indem man es mit einem geschweiften Quergiebel in damals aktuellen Heimatstilformen versah. In der traufständigen Ausrichtung zur Aarauerstrasse kommt dem langgestreckten Baukörper am nördlichen Eingang zum alten Dorfkern von Oberentfelden ein erheblicher Situationswert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:1796 wurde in Oberentfelden das erste eigens zu diesem Zweck bestimmte Schulhaus errichtet, offenbar ein Holzbau mit Strohdach, welcher den Schülerzahlen allerdings bald keineswegs mehr genügte [1]. Nach wiederholten Aufforderungen durch den Bezirksschulrat beschloss die Gemeindeversammlung 1827 oder 28 auf Antrag von Regierungsart Melchior Lüscher, mit dem Nachbarn des bisherigen Schulhauses, Rudolf Kyburz, über den Kauf seines Grundstücks als Bauplatz für einen grösseren Neubau zu verhandeln. 1830-32 wurde das bestehende Gebäude errichtet, das 1831 als «zweistöckiges gemauertes Schulgebäude mit Ziegeldach» in den Brandkataster eingetragen wurde [2]. Der Vorgängerbau wurde demontiert und auf einer Steigerung verkauft, während man Kyburz’ Wohnhaus auf Kosten der Gemeinde an einen neuen Standort versetzte.
Obwohl die Schülerzahlen im Lauf des 19. Jh. und vor allem nach 1880 stark zunahmen, musste das Gebäude noch bis zum Bau des heutigen Schulhauses «Dorf» 1904-06 für die gesamte Schule genügen. Nach dem Bezug des grosszügigen Neubaus diente das Alte Schulhaus ausschliesslich von der Gemeindekanzlei genutzt, die wohl schon zuvor in dem Gebäude untergebracht war. In diesem Zusammenhang erfolgte eine Renovation, bei der man den Biedermeierbau mit neuen Fenstergewänden und einem geschweiften Quergiebel im Sinn des nun aktuellen Heimatstils versah. Rückwärtig wurde ein Abortrisalit angebaut.
Seine bisherige Funktion verlor das Gebäude mit dem Bau des neuen Gemeindehauses 1970-72. Um 1990 nahm man eine sorgfältige Aussenrenovation vor. Heute sind Vereinsräume und eine Brockenstube in dem Gebäude untergebracht.
Beschreibung:Das Alte Schulhaus steht schräg gegenüber seinem Nachfolger (Bauinventarobjekt OFE914) an der Aarauerstrasse und markiert dort den nördlichen Eingang des alten Dorfkerns. Es handelt sich um einen später in einigen Details umgestalteten Biedermeierbau. Der langgestreckte zweigeschossige Baukörper, der sich mit seiner Längsseite auf die Hauptstrasse ausrichtet, ist als verputzter Mauerbau ausgeführt und wird von einem mittelsteilen Walmdach abgeschlossen. Er ist in zeittypischer Weise streng regelmässig und axialsymmetrisch disponiert und wird entsprechend dem ursprünglichen Zweck als Schulhaus von sieben auf zwei Fensterachsen grosszügig belichtet. Die Mittelachse betont ein geschweifter Quergiebel, der im frühen 20. Jh. einen flachen Dreiecksgiebel ersetzte und dem Gebäude ein damals moderneres Aussehen im Sinn des Heimatstils gab. Das Giebellicht in Form einer biedermeierlichem Lünette (Halbrundfenster) stammt noch vom Ursprungsbau.
Der unter dem Quergiebel gelegene strassenseitige Haupteingang wird von einem breiten Rechteckgewände aus Muschelkalk gerahmt, das mit einer profilierten Verdachung akzentuiert ist und noch aus der Entstehungszeit des Gebäudes stammt. Das ursprünglich dreiseitige Treppenpodest wurde nachträglich erneuert und auf einen doppelläufigen Aufgang reduziert. Das Türblatt mit Schmiedeeisenvergitterung stammt aus dem frühen 20. Jh. Gleiches gilt für die aus Kunststein gefertigten, rechteckigen Fenstergewände mit profilierten Blockbänken und hölzernen Jalousieläden sowie die Sandstein-Eckquaderung. Der Gebäudesockel besitzt eine Verkleidung aus Muschelkalkplatten. Das Dach ist mit Biberschwanzziegeln eingedeckt und bewahrt die vollständig geschlossenen Dachflächen.
An der zur Suhre gerichteten Rückfront ist dem Gebäude in der Mittelachse ein halbgeschossig versetzter Risalit mit Zeltdachabschluss angefügt, der über einen Hintereingang verfügt und die WC-Anlagen enthält.
Das Innere wird in üblicher Disposition über einen durchlaufenden Mittelgang mit rückwärtigem Treppenaufgang ins Obergeschoss erschlossen. Die Gebäudeflügeln entsprechen auf beiden Geschossen je einem ehemaligen Schulzimmer. In einem Erdgeschossraum ist noch die alte Vertäferung erhalten, die Obergeschossräume zeigen Gipsdecken mit einfachen Stuckspiegeln. Im damaligen Gemeinderatssaal stand früher ein Kachelofen, dessen Frieskacheln mit klassizistischen Motiven aus der Bauzeit bemalt waren und einem Kachelofen im Gasthof zum Bären in Untermuhen glichen [3]. (Inneres gemäss Kurzinventar 1992.)
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Geschichtliches nach Haberstich 1943, S. 66-68; Lüthi 1997, S. 165-167.
[2] StAAG, Brandkataster Oberentfelden.
[3] Stettler Kdm AG I 1948, S. 171.
Literatur:- Alfred Lüthi, Ortsgeschichte Oberentfelden, Oberentfelden 1997, S. 165-167.
- Heinz Baumann / Walter Linder: Mer luege zrugg. Alte Fotografien von Unter- und Oberentfelden, Schöftland 1984, S. 107f. (histor. Aufnahmen).
- Michael Stettler, Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. I), Basel 1948, S. 171.
- Hermann Haberstich, Die Geschichte des Dorfes Oberentfelden, [Oberentfelden] 1943, S. 66-68.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Aarau, ZwA 1936.0001/0224-0227, Brandkataster Gemeinde Oberentfelden, 1809-1849, 1875-1899; CA.0001/0024, Brandkataster Gemeinde Oberentfelden, 1899-1938 (alte Vers.-Nrn.: 1831: 189: , 1850: 130, 1875: 145).
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=44412
 

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