INV-OFE909 Suhrgasse 14, 1755 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OFE909
Signatur Archivplan:OFE909
Titel:Suhrgasse 14
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Oberentfelden
Ortsteil / Weiler / Flurname:Am Berg
Adresse:Suhrgasse 14
Versicherungs-Nr.:45, 46
Parzellen-Nr.:2185
Koordinate E:2646948
Koordinate N:1244766

Chronologie

Entstehungszeitraum:1755
Grundlage Datierung:Inschrift (Türsturz Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Dokumentation

Inschriften:"1755" (Türsturz westseitiger Hauseingang)
Würdigung:1755 erbautes Wohnhaus mit freistehender Scheune, das vielleicht zu der von Johann Friedrich Wild eingerichteten Bleiche am «Berg» gehörte. Das teils massiv gemauerte, teils im Fachwerkbau erstellte und verputzte Wohnhaus wird von einem weit ausladenden, geknickten Gehrschilddach abgeschlossen, das durch sein Fluggespärre mit schön beschnitzten Bügen auffällt. Es ist in der äusseren Erscheinung weitgehend intakt erhalten und bildet zusammen mit der aus einer Gerbe hervorgegangenen, gemauerten Scheune eine reizvolle ländliche Baugruppe mit einem zur Strasse hin offenen Hofplatz.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss einer Jahrzahl auf dem Türsturz des westseitigen Hauseingangs wurde das Wohnhaus 1755 errichtet, was mit den Bauformen des Gebäudes und der Dachkonstruktion korrespondiert. Aufgrund des Baujahrs könnte es sich um das Wohnhaus zur Bleiche handeln, die vom Stadtberner Johann Friedrich Wild um 1755/56 am «Berg» angelegt wurde und dem Gebiet in der Folge den Namen «Bleichematt» gab. Wild betrieb damals bereits eine gutgehende Kappen- und Strumpfweberei im Gebäude des heutigen Gasthauses «Engel» (Bauinventarobjekt OFE901) und begann in der Folge auch, gegen Lohn Tücher anderer Weber zu bleichen. Trotz anfänglich gutgehenden Geschäften wurde bereits 1766 der Geltstag (Konkurs) über ihn verhängt. In der Folge ging die Bleiche auf Wilds früheren Associé Abraham Fröhlich aus Brugg über, der den Betrieb bis zu seinem eigenen Konkurs 1772 weiterführte [1].
Der erste Brandkatastereintrag von 1809 lautet für das Wohnhaus auf «Ein zweystökiges Riegelhaus samt einem gewölbten Keller mit Ziegel gedekt und eine Scheur mit Stroh gedekt». Die heutige Scheune hingegen wurde als «Eine steinerne einstökige Gerbe mit Ziegel gedekt» beschrieben. Die gesamte Liegenschaft befand sich im Eigentum des Samuel Walter, Bleikebaur und ging in der Folge an Rudolf und 1816 an Daniel Walter über, welcher die bisherige Gerbe gemäss Brandkataster zu einer Scheune umfunktionierte («aus diesem Gebäud eine Scheuer gemacht») [1]. 1837 ist für das Wohnhaus eine Verbesserung vermerkt. Nach einer Lücke in der Überlieferung zwischen 1850 und 1875 gehörte die Liegenschaft Jakob Lüscher von Muhen, unter dessen Nachkommen sie in der Folge verblieb.
Eine Modernisierung der Wohnräume erfolgte gemäss Jahrzahl am Stubenofen wohl 1953. 1992 wurden eine weitere Innenrenovation vorgenommen und ein Schopfanbau an der Südseite erneuert.
Beschreibung:Das von der Strasse leicht zurückversetzte Wohnhaus (Vers.-Nr. 45) bildet zusammen mit der zugehörigen, hart an der Kreuzung zwischen der Bergstrasse und der Suhrgasse gelegenen Stallscheune (Vers.-Nr. 46) eine Baugruppe, die zur Strasse hin einen reizvollen Hofplatz samt einem Laufbrunnen rahmt. Das noch barock geprägte, mit dem Giebel nach Osten zur Strasse orientierte Wohnhaus liegt unter einem weit ausladenden Gehrschilddach mit markantem Knick und Fluggespärre. Der im Grundriss annähernd quadratische Baukörper ist erdgeschossig aus Bruchsteinen und im Obergeschoss in Fachwerkbauweise aufgeführt. Die wohl im 19. Jh. veränderte Befensterung besteht an der östlichen Stirnseite aus vier, an der nördlichen Traufseite aus zwei Fensterachsen, wobei das Erdgeschoss rechteckige Sandsteingewände, das Obergeschoss Holzeinfassungen zeigt. Die Befensterung der westlichen Stirnseite wurde im 20. Jh. bei Kücheneinbauten stärker verändert. Das aus Muschelkalk gefertigte Türgewände des Hintereingangs trägt am Sturz die Jahrzahl 1755. Die offene Flugsparrenkonstruktion ruht beidseitig auf zierbeschnitzten Bügen. Südseitig ist unter abgeschleppter Dachfläche ein in jüngerer Zeit teilweise erneuerter Schopf- und Zimmeranbau an das Haus gefügt (Anbau nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
Die Erschliessung beider Wohngeschosse erfolgt in ungewöhnlicher Disposition jeweils über einen Gang entlang der südlichen Traufseite, der auch den Treppenaufgang ins Obergeschoss umfasst. Identisch angelegt ist auch die jeweils vierteilige Aufkammerung mit Stube und Nebenstube nach Osten sowie Küche und Schlafkammer nach Westen. Die anlässlich von Umbauarbeiten im Jahr 1992 einsehbare Sichtbalkendecke der erdgeschossigen Küche zeigte sich stark verrusst, was auf die frühere Existenz einer offenen Herdstelle schliessen lässt. Anzeichen von Russschwärzung zeigen auch die Balkendecke sowie die unverputzten Fachwerkwände im oberen Gang, die später mit Kalk getüncht wurden. Die Erdgeschossräume sind modernisiert. Ein caramelfarbener Kachelofen stammt von 1953. Die Obergeschosswohnung bewahrt einige vielleicht bauzeitliche Brettertüren mit alten Beschlägen sowie eine schlichte Vertäferung mit Einbauschränken aus dem 19. Jh. In der Stube stehen eine grüne Sitzkunst sowie ein gusseiserner Stellofen aus der Zeit um 1900. Vom unteren Gang gelangt man in einen quer zur Firstrichtung angelegten Gewölbekeller unter der westlichen Haushälfte. Das Dachgerüst ist eine Sparrenkonstruktion auf liegendem Stuhl.
Die aus einer Gerbe hervorgegangene Scheune besitzt zwei massiv gemauerte Giebelwände und wird von einem Gehrschilddach mit hochliegendem Knick abgeschlossen. Nach Süden ist das Gebäude um einen Quergiebelaufbau aus der Zeit um 1900 erweitert. Die ansonsten fensterlosen Stirnseiten sind unter dem Walm mit einem stehenden Ochsenauge (ovale Fensteröffnung) besetzt. An der zum Hofplatz gerichteten südlichen Traufseite hat sich ein Teil der alten hölzernen Innenkonstruktion mit einem Schwellenschloss sowie dem aus stehenden Brettern gefügten Tenntor erhalten. Der gemauerte Stallteil mit Segmentbogenfenstern wurde in der Zeit um 1900 modernisiert. Das Dachgerüst ruht auf kräftig dimensionierten liegenden Stuhljochen von auffallender Höhe, welche als Hinweis auf eine frühere Nutzung des Dachraums im Zusammenhang mit dem Bleiche- und Gerbebetrieb verstanden werden könnten. Unter den sich knapp überschneidenden Dachvorsprüngen ist der Zwischenraum zwischen Wohnhaus und Scheune durch eine Bretterwand verschlossen (Zwischenbauten nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
Ein schöner Laufbrunnen aus Muschelkalk stand früher unmittelbar vor dem Quergiebelanbau und wurde in jüngerer Zeit auf die Südseite des Hofplatzes versetzt. Möglicherweise stammte er ursprünglich aus etwas herrschaftlicherem Kontext. Der längsseitig aufgestellte, hohe Stock besitzt einen kapitellartigen Abschluss, der sicher schon früher eine Bekrönung besass. Die heutige Pferdefigur ist jüngeren Datums.
Anmerkungen:[1] Alfred Lüthi, Ortsgeschichte Oberentfelden, Oberentfelden 1997, S. 130-136.
[2] StAAG, Brandkataster Oberentfelden.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): Bezirksamt Aarau, ZwA 1936.0001/0224-0227, Brandkataster Gemeinde Oberentfelden, 1809-1849, 1875-1899; CA.0001/0024, Brandkataster Gemeinde Oberentfelden, 1899-1938 (alte Vers.-Nrn. Wohnhaus: 1809: 20, 1825: 23, 1828: 25, 1850: 29, 1875: 38; Scheune: 1809: 169, 1825: 24, 1828: 26, 1850: 30, 1875: 39).
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=44448
 

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