INV-OFE910 Behmenstrasse 20, 1780 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OFE910
Signatur Archivplan:OFE910
Titel:Behmenstrasse 20
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Oberentfelden
Adresse:Behmenstrasse 20
Versicherungs-Nr.:101
Parzellen-Nr.:568
Koordinate E:2645704
Koordinate N:1245150

Chronologie

Entstehungszeitraum:1780
Grundlage Datierung:Inschrift (Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätbarock

Dokumentation

Inschriften:"17 CD BB 80" (südseitiger Hauseingang)
Würdigung:1780 errichteter bäuerlicher Vielzweckbau, von dem der spätbarock geprägte Wohnteil erhalten ist, während der Ökonomieteil bereits vor längerer Zeit zu einer Werkstatt und einer weiteren Wohnung umgebaut wurde. Der zweigeschossige Mauerbau tritt mit seiner dreiachsigen Giebelfront an der Behmenstrasse vom Dorfkern her markant in Erscheinung. Er fällt durch das stirnseitige Fluggespärre und seine Stichbogenfenster mit sorgfältig profilierten Simsen auf. Als Besonderheit besitzt das Gebäude einen an der südlichen Traufseite zugänglichen, kaum unter das Bodenniveau abgetieften Gewölbekeller.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der bäuerliche Vielzweckbau wurde gemäss Jahrzahl am Türsturz des strassenseitigen Hauseingangs 1780 für eine unbekannte Bauherrschaft mit Initialen «CD BB» errichtet. Der erste verfügbare Brandkatastereintrag von 1875 lautet auf ein «Wohnhaus mit 2 Wohnungen, Scheune & Stall von Stein, Rieg & Holz, 2stökig, mit gew[ölbtem] Keller, nebst Anbau mit Waschhaus, Stall & Remisen» [1]. Eigentümer war Jakob Haberstich, Küfer, aus dessen Konkursmasse die Liegenschaft 1883 an Jakob Bodmer, Gmeindrath, überging. Schwer nachvollziehbar ist die Erwähnung einer Weichbedachung, wobei es sich vielleicht um einen Verschreiber handelt. Im nachfolgenden Eintrag von 1899 ist denn auch ein Ziegeldach erwähnt, wie es dem Bautypus besser entspricht. 1911 ging die Liegenschaft an Hans Suter-Hauri, Weinhändler, 1930 an Elise Steger-Süss über.
Um 1940/50 wurde der Ökonomieteil im Erdgeschoss zu einer Werkstatt umgebaut, die in der Folge mehrere Handwerksbetriebe beherbergte; im Obergeschoss richtete man eine Wohnung ein. Diverse Renovationsarbeiten erfolgten sukzessive im Lauf der vergangenen Jahrzehnte. Zuletzt wurden vor einigen Jahren die Obergeschosswohnung des Wohnteils renoviert und das zugehörige Dachgeschoss zu Wohnzwecken ausgebaut.
Beschreibung:Das Gebäude erhebt sich mit seinem langgestreckten Baukörper in leicht angewinkelter Stellung traufständig an der Behmenstrasse, welche der alten, ab 1765 abgelösten Linienführung der Bern-Zürich-Strasse entspricht [2]. Es handelt sich um einen ehemaligen bäuerlichen Vielzweckbau, dessen Ökonomieteil heute ebenerdig als Werkstatt und im Obergeschoss als Wohnung eingerichtet ist. Der zweigeschossige Mauerbau wendet sich mit seiner schmucken, spätbarocken Giebelfront nach Osten, wodurch er vom Dorfzentrum her prominent in Erscheinung tritt. Er wird von einem geknickten Satteldach abgeschlossen, das stirnseitig über einer Flugsparrenkonstruktion mit zierbeschnitzten Bügen vorkragt. Die dreiachsige Befensterung besteht aus aussen stichbogig ausgeschnittenen Sandsteingewänden, die mit einem Ladenfalz und aufwendig profilierten Simsen versehen sind. Die gleiche Gestaltung zeigt auch das grossformatige Giebellicht.
Die strassenabgewandte, nördliche Traufseite besitzt eine analoge, ebenfalls regelmässige Einzelbefensterung in zwei Achsen. An der Südseite ist das Dach über eine in jüngerer Zeit erneuerte Obergeschosslaube herabgeschleppt, die mit einer Aussentreppe als Zugang zur oberen Wohnung dient. Das Erdgeschoss ist mit einem gleichfalls jüngeren gemauerten Vorbau versehen. Von der ursprünglichen Fassadengliederung besteht hier noch ein Abschnitt im Erdgeschoss. Der entsprechend den Fenstern stichbogige Hauseingang ist am Gewände mit den Initialen «CD» und «BB» versehen, flankiert vom Baudatum 1780. Ein westlich benachbartes Rechteckportal mit schönem altem Türblatt führt in einen Gewölbekeller, der als Besonderheit und sicherlich aufgrund der Nähe zum Fluss nahezu ebenerdig angelegt wurde. Die Fassaden sind heute mit einem Besenwurf-Verputz wohl aus dem frühen 20. Jh. versehen. Der ehemalige Ökonomieteil ist stark umgestaltet (nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Das über Wohn- und Ökonomieteil durchlaufende Dach wurde nach beiden Seiten mit grossen Lukarnenaufbauten versehen. An der westlichen Stirnseite ist das Gebäude auf eher störende Art mit einem Mehrfamilienhaus aus den 1980er Jahren zusammengebaut.
Die innere Raumstruktur des Wohnteils ist aufgrund der nachträglichen Umbauten nicht mehr nachvollziehbar. In der Erdgeschosswohnung bestehen noch die älteren Binnenwände. Die Obergeschosswohnung wurde zu einem weitgehend offenen Raum umgestaltet und vollständig modernisiert. Erhalten sind die Deckenbalkenlagen sowie das Dachgerüst, eine Sparrenkonstruktion auf liegenden Stuhljochen, bei denen teilweise die Streben entfernt wurden. Das Innere des ehemaligen Ökonomieteils ist vollständig umgestaltet.
Anmerkungen:[1] StAAG, Brandkataster Oberentfelden. Aufgrund einer Lücke in der Überlieferung der Brandkatasterbände zwischen 1850 und 1875 lässt sich das Gebäude in den früheren Bänden nicht eindeutig identifizieren.
[2] Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz (IVS), AG 10.1 (1992).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): Bezirksamt Aarau, ZwA 1936.0001/0224-0227, Brandkataster Gemeinde Oberentfelden, 1809-1849, 1875-1899; CA.0001/0024, Brandkataster Gemeinde Oberentfelden, 1899-1938 (alte Vers.-Nrn.: 1850: 82, 1875: 90).
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=44454
 

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