INV-OFE915 Restaurant "Freihof", 1899 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OFE915
Signatur Archivplan:OFE915
Titel:Restaurant "Freihof"
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Oberentfelden
Adresse:Dorfstrasse 2
Versicherungs-Nr.:125
Parzellen-Nr.:585
Koordinate E:2645932
Koordinate N:1245270

Chronologie

Entstehungszeitraum:1899
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wirtschaft, Restaurant
Epoche / Baustil (Stufe 3):Historismus

Dokumentation

Würdigung:Späthistorismusbau mit Zierelementen des Schweizer Holzstils, der 1899 für Bäcker Otto Gautschi errichtet wurde und wohl von Anfang an auch ein Restaurant beherbergte. Das Wohn- und Geschäftshaus fällt durch den mit Risaliten und Quergiebeln malerisch-asymmetrisch aufgelösten Baukörper und den zeittypisch üppigen Baudekor auf. Mit seinen damals modernen, auf dem Land noch fremden Architekturformen und der Lage an der Haltestelle der Suhrentalbahn kann man es als Reflex auf die praktisch gleichzeitig 1899-1901 angelegte Überlandstrassenbahn ansehen. Es bewahrt seine wesentlichen Gliederungselemente mit dem durch Risalite gegliederten Baukörper und tritt durch seine Lage an der Hauptstrasse schräg gegenüber dem Gasthaus «Engel» (Bauinventarobjekt OFE901) im Dorfkern von Oberentfelden prominent in Erscheinung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude wurde gemäss Angabe im Brandkataster 1899 für Bäcker Otto Gautschi erbaut. Die Beschreibung lautete auf ein «Wohnhaus von Stein, Eisenbalkenkeller, Ziegeldach», hinzu kam ein «Anbau von Stein, Holzcementdach». Sicher bestand von Anfang an ein Ladenlokal und spätestens kurz nach 1900 auch eine Wirtschaft, die anfänglich den Namen «Central» trug. Zahlreiche, rasch aufeinanderfolgende Eigentümerwechsel lassen vermuten, dass den beiden Gewerbebetrieben in ersten Jahrzehnten kein allzu grosser wirtschaftlicher Erfolg beschieden war [1]. Seit langem heisst das Restaurant «Freihof».
1967 erfolgte ein Ausbau des Dachgeschosses zu Wohnzwecken. 1980 wurden der Eingang zum Restaurant von der Strassenfront an die Seitenfassade verlegt und eine Lüftungsanlage eingebaut [2].
Beschreibung:Das schräg gegenüber dem «Engel» gelegene Wohn- und Geschäftshaus mit dem Restaurant «Freihof» präsentiert sich als malerisch-asymmetrisch gegliederter Späthistorismusbau. Es steht mit seiner ostseitigen Vorderfront hart an den Gleisen der 1899-1901 praktisch gleichzeitig angelegten Suhrentalbahn. Den zweigeschossigen verputzten Mauerbau akzentuieren ein seitlich angeordneter Risalit zur Strasse sowie ein rückwärtiger Quertrakt, die beide mit steilen Quergiebeln an das Walmdach des Hauptbaukörpers anstossen und damit eine zeittypisch komplexe Dachform ergeben. Südseitig schliesst ein bereits ursprünglich vorhandener eingeschossiger Flachdachanbau an. Den eigentlichen Blickfang des Gebäudes bildet der strassenseitige Risalit, der in den Formen des Schweizer Holzstils mit einem spitzbogigen Fluggespärre samt Hängesäulen und Laubsägearbeiten verziert ist. Für die Entstehungszeit charakteristisch sind auch die kräftigen, absichtlich variierten Gliederungselemente in Zementputz: Die Gebäudekanten werden im Erdgeschoss von einer gezahnten Eckquaderung, im Obergeschoss von glatten Lisenen gefasst; ein Gurtgesims über dem Erdgeschoss bildet die horizontale Gliederung. Die Fenster werden von unterschiedlich ausgeformten Rechteckgewänden gefasst, die im Obergeschoss mit dekorativen Entlastungsbögen aus Backstein und im Bereich des Risalits mit geraden Verdachungen akzentuiert sind. Die obergeschossigen Fenster tragen hölzerne Jalousieläden.
In der Mittelpartie der Strassenfront lagen ursprünglich zwei Eingänge in die Wirtsstube zur rechten und ein Ladenlokal mit ursprünglich grossformatigerem Schaufenster zur linken. Seit 1980 befindet sich der Eingang mit einem wenig passenden hölzernen Vordach an der nördlichen Seitenfassade. Der Anbau beherbergte sicher schon früh ein zweites Ladenlokal, das bis heute eine strassenseitige Freitreppe bewahrt. Sein Flachdach ist als Terrasse für die Wirtewohnung im Obergeschoss ausgebildet. Einfacher gestaltet ist die zur Suhre gerichtete Rückfront, die in der Mitte einen Treppenhausrisalit mit ebenerdigem Hintereingang und im Obergeschoss eine hölzerne Laube besitzt. Das Dach ist mit Biberschwanzziegeln eingedeckt und mit diversen jüngeren Aufbauten und Öffnungen versehen.
Die Gaststube wie auch die Wirtewohnung im Obergeschoss bewahren die originalen neubarocken Stuckdecken. Im Treppenhaus hat sich der alte hölzerne Treppenaufgang mit gedrechseltem Staketengeländer erhalten (Inneres gemäss Kurzinventar 1998).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] StAAG, Brandkataster Oberentfelden. Name des Restaurants nach der Aufnahme bei Baumann / Linder 1984, S. 85.
[2] Pläne im Baugesuchsarchiv.
Literatur:- Alfred Lüthi, Ortsgeschichte Oberentfelden, Oberentfelden 1997, S. 251 (histor. Aufnahme).
- Heinz Baumann / Walter Linder: Mer luege zrugg. Alte Fotografien von Unter- und Oberentfelden, Schöftland 1984, S. 85 (histor. Aufnahme).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): Bezirksamt Aarau, ZwA 1936.0001/0224-0227, Brandkataster Gemeinde Oberentfelden, 1809-1849, 1875-1899; CA.0001/0024, Brandkataster Gemeinde Oberentfelden, 1899-1938 (alte Vers.-Nr.: 1899: 271).
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=44484
 

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