INV-OFE921 Wallenlandstrasse 27, 1827 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OFE921
Signatur Archivplan:OFE921
Titel:Wallenlandstrasse 27
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Oberentfelden
Ortsteil / Weiler / Flurname:Wallenland
Adresse:Wallenlandstrasse 27
Versicherungs-Nr.:243
Parzellen-Nr.:1103
Koordinate E:2644617
Koordinate N:1244914

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1827
Grundlage Datierung:Inschrift (Kachelofen)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"Jakob Häffliger 1827" (Kachelofen Stube)
Würdigung:Vermutlich um 1827 für Jakob Häfliger errichteter bäuerlicher Vielzweckbau, der mit seiner Dachkonstruktion am Übergang zwischen den älteren Strohdachhäusern und den ziegelgedeckten Haustypen des 19. Jahrhunderts steht. Eine aus drei Hochstüden (Firstständern) aufgerichtete Konstruktion rechnete offensichtlich noch mit einer Strohbedachung, doch entschied man sich noch während des Bauvorgangs für ein Ziegeldach und ergänzte das Dachgerüst offensichtlich wegen des zusätzlichen Gewichts um liegende Stuhljoche. Der an diesem Haus nachvollziehbare Bauvorgang wirft somit ein aufschlussreiches Schlaglicht auf den einsetzenden Verdrängungsprozess des Strohdachs im frühen 19. Jahrhundert, womit dem Gebäude ein hoher bautypologischer und konstruktionsgeschichtlicher Zeugenwert zukommt. Als Teil der locker gereihten Zeile von früher durchgehend strohgedeckten Vielzweckbauten bildet es zudem einen Teil der siedlungsgeschichtlich weit zurückreichenden bäuerlichen Ansiedlung im Wallenland (vgl. Bauinventarobjekte OFE919/920).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Nach mündlicher Überlieferung, die sich mit dem ansonsten kaum zu erklärenden Bestand deckt, soll man für das Haus zunächst eine Strohbedachung beabsichtigt haben, schliesslich sei es aber von Anfang an mit Ziegel eingedeckt worden [1]. Dieser Umstand äussert sich in einem eigentümlichen Dachgerüst, das eine Hochstudkonstruktion in singulärer Weise mit liegenden Stuhljochen kombiniert. Das Gebäude müsste demnach in der Übergangsperiode von der Stroh- zur Ziegelbedachung um 1800 entstanden sein, so dass eine Jahrzahl 1827 auf der Inschriftkachel des früheren Stubenofens wohl als Entstehungsjahr und der ebenfalls dort genannte Jakob Häfliger als Bauherr gelten können. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1875 wird das Gebäude als «Wohnhaus mit Scheune, Stall & Futtertenn, von Stein, Rieg & Holz, 2stökig, mit Tremkeller» beschrieben. Das Bedachungsmaterial ist in ungewöhnlicher Weise mit einem Anteil von 19/20 als hart und 1/20 als weich angegeben, wobei sich der kleine Anteil Strohdach wahrscheinlich auf einen Schopfanbau bezog. Eigentümer war Samuel Häfliger, dem später Nachkommen aus derselben Familie folgten [2]. 1878 ist ein «Zuwachs wegen Verbesserung & neuem Anbau» vermerkt, worauf das Haus nun ein reines Ziegeldach besass.
Im Lauf des 20. Jh. wurden die Innenräume modernisiert. 1998 erfolgte ein Zimmereinbau im Bereich des ehemaligen Stalls [3].
Beschreibung:Der bäuerliche Vielzweckbau bildet zusammen mit einer lockeren Reihe ehemaliger Strohdachhäuser eine alte bäuerliche Ansiedlung entlang der Strasse, die sich im Wallenland dem Hangfuss und dem Waldrand entlang von Unterentfelden nach Kölliken zieht. Der langgestreckte Baukörper gliedert sich in einen Wohnteil und eine in der Nutzungsabfolge Tenn-Stall-Futtertenn gegliederte Ökonomie (Mittertennhaus). Mit dem hochragenden Vollwalmdach, das mit seiner Form noch auf Strohbedachung ausgelegt war, schliesslich aber von Anfang an mit Ziegeln eingedeckt wurde, vertritt das Gebäude eine Übergangszeit zwischen zwei Hausgenerationen. Entsprechend singulär ist das Dachgerüst, das eine russfreie Hochstudkonstruktion mit liegenden Stuhljochen kombiniert. Die aus drei Hochstüden (Firstständern) bestehende Primärkonstruktion zeigt mit Firstpfette, Unterfirst sowie Verstrebungen in Längs- und Querrichtung alle vertrauten Elemente eines Strohdachhauses. Die liegenden Stuhljoche, auf denen eine Zwischenpfette ruht, wurden offensichtlich wenig später, aber noch während des Bauvorgangs dazwischen gesetzt, um die zusätzliche Last der unterdessen bevorzugten Ziegelbedachung zu tragen. Die kräftigen Dachknicke rühren von nachträglich angebrachten Aufschieblingen her. Die Dachflächen sind heute mit Falzziegeln eingedeckt und bewahren ihre Geschlossenheit.
Der zweigeschossige, durchgehend verputzte Wohnteil war wohl von Beginn weg in Mischbauweise aus massivem Mauerwerk und Fachwerk aufgeführt. Die nach Südosten orientierte Stubenfront zählt vier Achsen gleichmässig verteilter Rechteckfenster mit Steingewänden im Erdgeschoss und Holzrahmen im Obergeschoss. Holzgefasste Fenster zeigt auch die rückwärtige Front. Die unregelmässig befensterte Stirnmauer ist beidseitig über die traufseitigen Fassadenfluchten vorgezogen. Der mehrheitlich hölzerne Ökonomieteil ist an beiden Längsseiten mit Schopf- und Stallanbauten unter abgeschleppten Dachflächen erweitert.
Das Hausinnere zeigt ein übliches vierteiliges Grundrissmuster mit Stube und Nebenstube im Vorderhaus sowie Küche und Hinterstube im Hinterhaus, doch war die Küche ehemals stirnseitig zugänglich. Die Räume sind modernisiert. Vom alten Kachelofen haben sich einige weissgrundige, blau bemalte Zierkachel erhalten, vermutlich hergestellt vom Aarauer Ofenmaler Johann Heinrich Egli. Eine davon trägt die Meistersignatur «Joh. J. Andres aelter Hafner Mstr in Arau», eine zweite den Namen des damaligen Hauseigentümers samt Jahrzahl «Jakob Häffliger 1827». Unter der tennseitigen Hälfte der Wohnung erstreckt sich ein Keller mit Balkendecke.
Anmerkungen:[1] Freundl. Mitteilung der Eigentümer (1998).
[2] StAAG, Brandkataster Oberentfelden. Aufgrund einer Lücke in der Überlieferung der Brandkatasterbände zwischen 1850 und 1875 lässt sich das Gebäude in den früheren Bänden nicht eindeutig identifizieren.
[3] Umbaupläne im Archiv der Abteilung für Baubewilligungen.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): Bezirksamt Aarau, ZwA 1936.0001/0224-0227, Brandkataster Gemeinde Oberentfelden, 1809-1849, 1875-1899; CA.0001/0024, Brandkataster Gemeinde Oberentfelden, 1899-1938 (alte Vers.-Nrn.: 1850: 203, 1875: 221).
- Departement Bau, Verkehr und Umwelt, Abteilung für Baubewilligungen, Archiv: Umbaupläne 1998.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=44520
 

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