INV-OFE920 Wallenlandstrasse 25, 17. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OFE920
Signatur Archivplan:OFE920
Titel:Wallenlandstrasse 25
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Oberentfelden
Ortsteil / Weiler / Flurname:Wallenland
Adresse:Wallenlandstrasse 25
Versicherungs-Nr.:242
Parzellen-Nr.:1091
Koordinate E:2644585
Koordinate N:1244975

Chronologie

Entstehungszeitraum:17th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"1781" (Kellerportal)
Würdigung:Auf das 17. oder 18. Jahrhundert zurückgehendes Hochstudhaus, das nachträglich nach Süden verlängert wurde und bis in die 1960er Jahren teilweise strohgedeckt blieb. Bis heute erhalten ist der Wohnteil, der eine weitgehend intakte, vollständig russgeschwärzte Dachkonstruktion mit zwei Hochstüden im Bereich des Kernbaus und einem weiteren im Bereich der südseitigen Erweiterung bewahrt. Der Ökonomieteil wurde 1998 im gleichen Volumen durch einen Wohnhausneubau ersetzt (Neubau nicht Bestandteil des Schutzumfangs). An der Südseite besitzt das Haus ebenso wie sein nahegelegenes Pendant Wallenlandstrasse 17 (Bauinventarobjekt OFE919) als baugeschichtliche Seltenheit einen Raum, der in der eines «Stocks» (feuersicherer Raum in Strohdachhäusern) halbgeschossig versetzt ist und so auch die Anlage eines Kellers ermöglichte; vielleicht erst später erfolgte die südseitige Verlängerung des Hauptbaukörpers. Eine Jahrzahl 1781 am Kellerportal könnte sich damit auf die Entstehungszeit des Hauses oder auf den Zeitpunkt der Erweiterung beziehen. Als Teil der locker gereihten Zeile von früher durchgehend strohgedeckten Vielzweckbauten bildet das Gebäude zudem einen Teil der siedlungsgeschichtlich weit zurückreichenden bäuerlichen Ansiedlung im Wallenland.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude weist eine interessante, bislang nicht in allen Teilen geklärte Baugeschichte auf. Es dürfte nach seinen Bauformen als ursprünglich strohgedecktes Hochstudhaus auf das 17. oder 18. Jh. zurückgehen. Analog zum Haus Wallenlandstrasse 17 (Bauinventarobjekt OFE919) wurde der Wohnteil nachträglich nach Süden verlängert, wobei ein in die Erweiterung einbezogener stockartiger Raum in der Südostecke hier wie auch beim nahegelegenen Pendant vielleicht schon von Anfang an bestand. Die Jahrzahl 1781 am Kellerportal des stockartigen Raums könnte sich unter dieser Voraussetzung auch auf das Baujahr des Hauses beziehen. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1875 wird das Gebäude als «Wohnhaus mit Scheune, Stall & Futtertenn von Stein, Rieg & Holz, 2stökig, mit gew[ölbtem] Keller» beschrieben. Es besass noch ein Strohdach mit Ziegelfirst (1/19 harte und 18/19 weiche Bedachung) und gehörte Friedrich Baumann [1]. Dessen gleichnamiger, im Haus aufgewachsener Sohn gründete 1886 in Langenthal zusammen mit Albert Brand eine Leinenweberei (heute Création Baumann) [2].
1881 wurde im Brandkataster eine «Verbesserung & Erstellung eines Kamins» notiert, was bedeutet, dass das Haus wohl noch bis zu diesem Zeitpunkt mit einer offenen Rauchküche bestanden hatte. Eine Wertsteigerung 1918 könnte sich auf die Erneuerung des Ökonomieteils beziehen, der sich am Äusseren in den Formen des frühen 20. Jh. zeigte und nach diesem Umbau ein Ziegeldach besass. Der Wohnteil war noch bis in die 1960er Jahre mit Stroh gedeckt und dürfte als eines der weitherum letzten Strohdachhäuser eine harte Bedachung erhalten haben. 1969 erweiterte man die Wohnung in den Bereich des Tenns und erhöhte die Erdgeschossräume. 1998 wurde der Ökonomieteil in gleicher Kubatur durch einen Neubau zu Wohnzwecken ersetzt [3].
Beschreibung:Der ehemalige bäuerliche Vielzweckbau gibt sich mit dem markanten, hochragenden Vollwalmdach als ursprünglich strohgedecktes Hochstudhaus zu erkennen. Zusammen mit einer Reihe von typenähnlichen, teils stärker veränderten Nachbarhäusern bildet er ein lockere Zeile, welche als alte bäuerliche Ansiedlung im Wallenland die dem Hangfuss und dem Waldrand entlangführende Fahrstrasse von Unterentfelden nach Kölliken säumt. Von der ehemaligen bäuerlichen Liegenschaft erhalten ist der südseitig angelegte Wohnteil, während die nordseitige Ökonomie 1998 im gleichen Volumen durch einen Wohnhausneubau ersetzt wurde (Neubau nicht Bestandteil des Schutzumfangs; im Volumen zu erhalten). Der Kernbau umfasste ursprünglich drei Hochstüde (Firstständer) und wurde in der südseitigen Hauserweiterung um einen vierten Hochstud ergänzt. Davon sind im Bereich des Wohnteils noch zwei ursprüngliche sowie der nachträglich ergänzte Hochstud vorhanden, die eine Dachkonstruktion mit First, Unterfirst, Sperrrafen sowie Teilen der alten Rafenlage tragen. Die gesamte Konstruktion zeigt eine starke Russschwärzung, was bestätigt, dass das Haus auch nach der Verlängerung noch längere Zeit eine offene Rauchküche ohne Kaminabzug besass. Am Äusseren hat der Wohnteil sein vollständig geschlossenes, heute mit Eternitschindeln eingedecktes Vollwalmdach bewahrt.
Der Wohnteil ist mit der Stubenfront nach Osten auf das freie Feld orientiert. Er zeigt durchgehend verputzte, teils massiv gemauerte und teils in Fachwerk erstellte Fassaden, die ihre unregelmässige Einzelbefensterung wohl sukzessive im Lauf des 19. Jh. erhalten haben. Die Stubenfront ist nach Osten auf das freie Feld orientiert. An der zur Strasse gerichteten Südwestecke fällt ein halbgeschossig versetzter, über die Trauffront vorspringender Bereich in der Art eines «Stocks» auf. Entwicklungsgeschichtlich handelt es sich um einen in Strohdachhäusern mitunter zu beobachtenden feuersicheren Raum, der als Mauergeviert mit halbgeschossig eingetieftem Keller in den ursprünglich rein hölzernen Baukörper eingreift [4]. In Abweichung von der üblichen Bauweise wird die Abtrennung zu den übrigen Räumen im Inneren hier nur von einfachen, wenig feuersicheren Fachwerkwänden gebildet, während die Aussenmauern des stockartigen Raums massiv gemauert sind. Dessen Anlage könnte durchaus auch auf die Entstehungszeit des Hauses zurückgehen. Sicherlich nachträglich wurde der Hauptbaukörper in der Firstlinie erweitert, so dass er heute an der Südseite mit dem «Stock» fluchtet und ostseitig über die alte Stubenfront vorspringt. Zusammen mit dem «Stock» ergibt sich damit dieselbe Disposition wie beim nahegelegenen Haus Wallenlandstrasse 17 (Bauinventarobjekt OFE919).
Das Innere zeigt im Bereich des Kernbaus noch das verbreitete vierteilige Grundrissmuster mit Stube und Nebenstube in dem nach Südosten orientierten Vorderhaus sowie Küche mit Kammer im westseitigen Hinterhaus. Der Hauseingang führte sicherlich schon ursprünglich westseitig direkt in die Küche. Die südseitige Verlängerung des Hauses umfasst auf der Westseite den halbgeschossig versetzten stockartigen Raum und auf der Stubenseite eine zusätzliche Kammer. Dazwischen bestand ein Stichgang mit zusätzlichem Eingang von Süden, der später allerdings für den Einbau eines Bades zu einer Fensteröffnung reduziert wurde. Von einem engen Vorplatz unmittelbar hinter dem Hauseingang sind über zwei parallele Treppenläufe die halbgeschossig versetzte Kammer und der darunter gelegene Gewölbekeller zugänglich, der am Türsturz mit der Jahrzahl 1781 und den Initialen «IH» versehen ist. Ein quer dazu gerichteter Treppenlauf führt weiter in den Obergaden. Die erdgeschossigen Wohnräume wurden in den 1960er Jahren erhöht. Ein zusätzlicher Wohnraum im Bereich des ehemaligen Tenns wurde damals neu eingerichtet.
Im Bereich des Anbaus ist noch die Bohlenständerkonstruktion der ursprünglichen südlichen Stirnseite des Kernbaus zu erkennen. Die Russschwärzung an der Bohlenwand wie auch der Decke stammt zweifellos aus der Zeit, als die Wand bereits im Inneren der offenen Rauchküche lag. Eine Obergadenkammer zeigt noch Bohlenwände sowie eine Brettertür mit Einschubleisten.
Anmerkungen:[1] StAAG, Brandkataster Oberentfelden. Aufgrund einer Lücke in der Überlieferung der Brandkatasterbände zwischen 1850 und 1875 lässt sich das Gebäude in den früheren Bänden nicht eindeutig identifizieren.
[2] Freundl. Hinweis der Eigentümer. Vgl. Ein Schweizer Textilunternehmen 1986, S. 22f.
[3] Umbaupläne im Archiv der Abteilung für Baubewilligungen.
[4] Vgl. zum Stockhaus Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002, S. 214f.
Literatur:- Ein Schweizer Textilunternehmen im Wandel der Zeit. Von der Leinenweberei zu Creation Baumann, Langenthal 1986, S. 22 (histor. Aufnahme).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): Bezirksamt Aarau, ZwA 1936.0001/0224-0227, Brandkataster Gemeinde Oberentfelden, 1809-1849, 1875-1899; CA.0001/0024, Brandkataster Gemeinde Oberentfelden, 1899-1938 (alte Vers.-Nrn.: 1850: 198, 1875: 216).
- Departement Bau, Verkehr und Umwelt, Abteilung für Baubewilligungen, Archiv: Umbaupläne 1998.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotosammlung.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=44514
 

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