INV-OFT913 Lerbhaldenstrasse 2, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OFT913
Signatur Archivplan:OFT913
Titel:Lerbhaldenstrasse 2
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Oftringen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Schwarzhaar
Adresse:Lerbhaldenstrasse 2
Versicherungs-Nr.:305, 3505
Parzellen-Nr.:2713, 4559
Koordinate E:2636363
Koordinate N:1241505

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Ehemaliges Strohdachhaus aus der Zeit um 1700, das aus einem kleinbäuerlich geprägten Kernbau hervorgegangen ist und vermutlich im frühen 19. Jahrhundert eine Verlängerung gegen Westen erfahren hat. Insbesondere am alten,östlichen Wohnteil finden sich noch wesentliche Bestandteile des originalen Ständergerüsts mitsamt den liegenden Bohlenfüllungen. Gleichfalls erhalten hat sich die für Strohdachhäuser charakteristische Hochstudkonstruktion, welche ursprünglich aus zwei Firstständern bestand und anlässlich der Erweiterung durch einen dritten, ebenfalls noch rauchgeschwärzten Ständer ergänzt wurde. Auch nach dem jüngst erfolgten Ausbau in zwei Wohneinheiten blieben der Grundcharakter des Gebäudes und ein erheblicher Teil der originalen Bausubstanz erhalten.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Nach der Ausgestaltung der Holzkonstruktion dürfte das Haus in der Zeit um 1700 entstanden sein. Der auf zwei Hochstüde abgestützte Ursprungsbau war ein eher kleinbäuerlicher Vielzweckbau in der Nutzungsabfolge Wohnteil, Tenn,Stall (Mittertennhaus). Wohl im frühen 19. Jh. fand auf der Westseite, im Bereich der ursprünglich kleindimensionierten Ökonomie, eine Verlängerung des Baukörpers zu den bestehenden Ausmassen statt, was durch eine Ansatzstelle im Dachgebälk deutlich wird.
Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 ist das Gebäude als "Wohnhaus von Mauer und Holz, und Scheune von Holz, 2 Tremkeller, mit Strohdach", in den Händen von Samuel Rüesch, verzeichnet [1]. 1881 erfolgte der Einbau eines Kamins, 1916 die vollständige Eindeckung mit Ziegeln.
2013 fand eine Renovation des Hauses statt, bei der die alten Raumhöhen leicht angehoben sowie im Obergeschoss und im Dachraum offene Wohnbereiche mit grosszügigen Raumhöhen geschaffen wurden. Zur Belichtung des Innern wurde eine Vielzahl kleiner Lichtbänder in die Dachflächen eingelassen. Mit dem Einbezug des Ökonomieteils zu Wohnzwecken entstanden zwei quer zum First geteilte Wohneinheiten [2].
Beschreibung:Das ehemalige Strohdachhaus ist Teil der alten Hofgruppe Schwarzhaar, wo es am Kreuzungspunkt zweier alter Fahrwege steht. Der mit Firstrichtung Ost-West hangparallel angeordnete Baukörper duckt sich unter einem charakteristisch abgewalmten, weit heruntergezogenen Vollwalmdach, das seit dem jüngst erfolgten Umbau mit einer Vielzahl von kleinen Dachlichtern ausgestattet ist.
Die ursprüngliche Nutzungsanlage des Gebäudes als Mittertennhaus, mit der Raumabfolge Wohnteil, Tenn und Stall, ist an der Nordfassade noch gut ablesbar. Der alte Wohnteil nimmt die östliche Gebäudehälfte ein und blickt mit der Stubenfront nach Süden. Er ist als Ständerbau auf kräftigem Schwellenkranz aufgeführt, die Wandfüllungen bestehen aus Bohlen und teilweise wohl jüngeren Flecklingen. Die bestehenden, einzeln gesetzten Fensteröffnungen mit gerundet profilierten Gesimsen dürften aus dem früheren 19.Jh. stammen. An der ursprünglicher erhaltenen Nordfassade haben sich indessen noch Reste der bauzeitlichen Reihenbefensterung erhalten. Ebenso können das holzgenagelte Tenntor sowie die über den Erdgeschossräumen vorgezogene Vorbühne ("Vogeldiele") als originale Bauelemente aus der Entstehungszeit des Hauses bezeichnet werden.
Die für ehemalige Strohdachhäuser kennzeichnende, rauchgeschwärzte Hochstud-Dachkonstruktion ist auch nach erfolgtem Umbau in wesentlichen Teilen erhalten. Ansatzstellen an First und Unterfirst belegen zweifelsfrei zwei Bauphasen. Zum östlichen Kernbau gehören zwei mächtig dimensionierte Firstständer (Hochstüde), die durch Firstpfette und Unterfirst miteinander verbunden sind. Der eine ragt in der Trennwand zwischen Tenn und Wohnteil auf, während der zweite über dem Wohnteil auf Dachbodenniveau abgefangen ist. Die nachträgliche westseitige Verlängerung des Daches wurde mit einer reduzierten Firstständerkonstruktion mit Unterfirst und versteifendem Hahnenbalken abgefangen. Damit konnte der ursprünglich sehr kleinformatige Ökonomieteil erweitert und mit einem zusätzlichen kleinen Wohnteil in der Südwestecke ergänzt werden. Die im gesamten Dachraum durchgehende Rauchschwärze verdeutlicht, dass das Haus auch nach der Vergrösserung nach Westen noch längere Zeit keinen durchgehenden Kaminabzug besass. Der Rauch wurde somit über einen Funkenfang ("Rauchhurd", "Chemihutte") in den Dachraum geleitet, von wo er durch die Dachhaut ins Freie entwich.
Die ostseitige alte Wohnung gliedert sich im Erdgeschoss nach einem verbreiteten Schema in ein südseitiges Vorderhaus mit Stube und Nebenstube und ein Hinterhaus mit Küche und Hinterstube. Der Hauseingang befindet sich an der nördlichen Traufseite und führt direkt in die Küche, von wo man über eine Stiege an der tennseitigen Wand in den Obergaden gelangt. Die Vertäferungen und die Türen mit geschweiften Beschlägen dürften teilweise noch auf die Erbauungszeit zurückgehen, desgleichen der reich profilierte Unterzug in der Schlafkammer. Der grüne Stubenofen samt Sitzkunst datiert noch aus dem 19.Jh. Inneres gemäss Kurzinventar von 1999 [3].
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0636-0639, Brandkataster Gemeinde Oftringen, 1850-1938.
[2] Zum Umbau von 2013: "Historisches Haus mit besonderem Charme", in: Landanzeiger vom 8. Aug. 2013.
[3] Eine Dokumentation des Zustandes nach dem jüngsten Umbau konnte leider nicht vorgenommen werden.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0636-0639, Brandkataster Gemeinde Oftringen, 1850-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=44610
 

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