INV-OLU907 Schulhaus, 1912-1913 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OLU907
Signatur Archivplan:OLU907
Titel:Schulhaus
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Oberlunkhofen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Breiten
Adresse:Zugerstrasse
Versicherungs-Nr.:107
Parzellen-Nr.:408
Koordinate E:2672044
Koordinate N:1240363
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2672044&y=1240363

Chronologie

Entstehungszeitraum:1912 - 1913
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus

Dokumentation

Autorschaft:Eugen Schneider, Baden
Inschriften:"1913" (Schlussstein Hintereingang)
Würdigung:Das 1912-13 nach Plänen von Eugen Schneider errichtete Schulhaus ist ein gut proportionierter, kompakter Heimatstilbau, der für das Schaffen des Badener Architekten charakteristisch ist. Das im Äusseren vollständig intakte Gebäude zeichnet sich durch ein steiles, von Lukarnen aufgelockertes Walmdach und eine kräftige Putzgliederung aus. Im Innern bewahrt es mit dem Treppenhaus ein wesentliches Element der räumlichen Erschliessung. Das Schulhaus, das zur Zeit seiner Erbauung als sehr fortschrittlich galt, ist ein wichtiger Bauzeuge des frühen 20. Jahrhunderts und für Oberlunkhofen von wesentlicher lokalgeschichtlicher Bedeutung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Als das erste aargauische Schulgesetz von 1805 den Schulbesuch für obligatorisch erklärte und den Gemeinden die Aufgabe übertrug, für die nötigen Räumlichkeiten zu sorgen, liess Oberlunkhofen bei der Einmündung unterer Bannweg in die Zürcherstrasse ein kleines Schulgebäude erstellen, welches 1810 bezugsbereit war (nach 1913 Armenhaus, 1955 abgebrochen) [1]. 1907 beschloss die Gemeinde aufgrund der überfüllten Räume, einen Standort für ein neues Schulhaus zu suchen. Die Baukommission liess vom erfahrenen Schulhaus-Architekten Eugen Schneider, Baden, Pläne erstellen, und 1912 konnte mit den Bauarbeiten begonnen werden [2]. Um die Kosten tief zu halten, wurden Grabarbeiten und Weganlagen durch "Gemeindwerk" ausgeführt. Am Sonntag, 19. Oktober 1913, fand die feierliche Einweihung des neuen Schulhauses in der Breiten statt.
Der neue Schulhausbau wurde vom Regierungsrat sehr gelobt. Es verfügte im 1. OG über zwei Schulzimmer für die Ober- und Unterschule und im 2. OG über ein Arbeitsschulzimmer für die Mädchen. Im Erdgeschoss befanden sich der Heizungsraum und die Turnhalle, die auch als Gemeindeversammlungslokal diente [3]. Seit 1973 ist die Turnhalle in einem separaten Bau untergebracht, stattdessen wurden im EG zusätzliche Schulzimmer eingerichtet [4]. 1959 Innenrenovation.
Beschreibung:Das über eine Auffahrt von der Zugerstrasse her erschlossene Schulhaus ist hangparallel in die nach Osten ansteigende Breiten gestellt und mit der Hauptfassade talwärts orientiert. Das über L-förmigem Grundriss errichtete Gebäude ist zweigeschossig aus Bruch- und Backsteinen aufgeführt. Hohe Walmdächer mit geschweiftem Fuss schliessen den länglichen Haupttrakt und den kurzen nach hinten abgewinkelten Gebäudearm, der auch das Treppenhaus enthält, ab. In der vom Heimatstil geprägten Architektursprache ist deutlich die Handschrift des Architekten Eugen Schneider zu erkennen. So weist der Bau im Umgang mit den einzelnen Gestaltungselementen grosse Ähnlichkeit mit dem kurz davor errichteten ehemaligen Schulhaus in Fislisbach (Bauinventarobjekt FIB901) auf. Das bereits ursprünglich ausgebaute Dach weist nach allen Seiten grosszügige Lukarnen auf, die seitlich paarweise auftreten, während die Vorderfront ein breiter, vier Fensterachsen umfassender Dachaufbau akzentuiert. Der mit einem zeittypisch groben Putz versehene Bau wird über einem Sockel mit Quaderfugen durch gefugte Putzlisenen eingefasst und symmetrisch gegliedert. Die geschweiften Brüstungsfelder der Fenster am ersten OG bilden als erhabene Putzfläche einen schlichten Dekor. Die Fenster der Turnhalle sind durch dreiteilige Segmentbogenfenster gekennzeichnet, während die Unterrichtsräume im Obergeschoss durch hohe Zwillingsfenster Licht erhalten. Sämtliche Fenster- und Türeinfassungen sind in Kunststein gehauen. In der Mitte der Hauptfassade befindet sich unter einem Vordach der ehemals für die Gemeindeversammlungen vorgesehene direkte Eingang in die Turnhalle. Der Haupteingang ist in der nordöstlichen Ecke, auf der Rückseite angelegt. Er wird von einer kreuzgewölbten Vorhalle geschützt und zeigt ein reich profiliertes Korbbogengewände mit kapitellartigen Bogenanfängern und einem Schlussstein, welcher das Baujahr "1913" trägt. Beide Eingänge haben die originalen zweiflügligen Füllungstüren mit säulchenförmiger Schlagleiste und schmiedeeisernen Fenstergittern bewahrt. Im Innern sind aus der Bauzeit der rote Plattenboden und der Treppenaufgang mit Granitstufen und Schmiedeeisengeländer erhalten geblieben. Laut einer zeitgenössischen Beschreibung des Regierungsrates gehörten zur bauzeitlichen Ausstattung ehemals auch Brusttäfer und Rupfenbespannungen in den Zimmern und Gängen, Gangbrunnen in den einzelnen Stockwerken und Aborte mit Spülung und Ölpissoir. Das Gebäude verfügte von Anfang an über eine elektrische Beleuchtung [5].
Anmerkungen:[1] Bürgisser 1993, S. 201-211.
[2] Architekt Eugen Schneider realisierte im frühen 20. Jh. zahlreiche Schulhäuser im Kanton, die er teilweise mit Medard Sidler projektierte, darunter die Schulhäuser in den Gemeinden Untersiggenthal (1910-11), Neuenhof (1910-11), Fislisbach (1911-12), Othmarsingen (1911), Frick (1911), Kaisten (1912), Tägerig (1913), Dietwil (1913) und Mühlau (1913).
[3] Bürgisser 1993, S. 203-204.
[4] Siehe Homepage zur Schule unter www.oberlunkhofen.ch.
[5] Bürgisser 1993, S. 203-204.
Literatur:- Walter Bürgisser, Oberlunkhofen im Wandel der Zeit, Wohlen 1993, S. 201-211.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 113.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=44988
 

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