Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1862 |
Grundlage Datierung: | Schriftliche Quelle |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | UKU001 |
Nutzung (Stufe 1): | Sakrale Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Pfarrhaus |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Heinrich Burger, Unterentfelden (Maurermeister) |
Würdigung: | Ehemaliges Pfarrhaus und heutiges Kirchgemeindehaus, das 1862 an der Stelle des kurz zuvor abgebrochenen Pfrundhauses errichtet wurde. Der würfelförmige spätklassizistische Mauerbau mit schwach geneigtem Walmdach und auffälligem polygonalem Treppenturm auf der Hausrückseite bildet mit dem zugehörigen Waschhaus im Schweizer Holzstil, dem modernen Anbau und dem Brunnen eine hübsche hofartige Anlage östlich der reformierten Pfarrkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt UKU001). |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | An gleicher Stelle stand ein dreigeschossiges gemauertes Pfrundhaus von 1639, welches um 1860 wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde. Nach längeren Auseinandersetzungen um den richtigen Standort wurde das neue Pfarrhaus schliesslich 1862 nach den Plänen von Maurermeister Heinrich Burger aus Unterentfelden errichtet [1]. Der Brandkatastereintrag von 1862 bezeichnet es als "2-stöckiges Pfarrhaus mit 7 Zimmern, 2 Kammern, 2 gewölbten Kellern nebst Stiegenhaus, von Mauer und Holz, mit Ziegeldach" [2]. Bauherr war der Staat Aargau; 1907 ging die Liegenschaft an die Kirchgemeinde über. Das zugehörige Nebengebäude, ein Wasch- und Holzhaus, wurde gemäss Brandkataster 1864 anstelle eines kleineren Vorgängerbaus errichtet. 1982 erhielt das Nebengebäude einen flachen Pavillonanbau, der 2007 erneuert und vergrössert wurde. Am Hauptgebäude wurde 1995 ein unschöner Lukarnenaufbau entfernt und durch Dachflächenfenster ersetzt [3]. |
Beschreibung: | Das ehemalige Pfarrhaus und heutige Kirchgemeindehaus steht unmittelbar östlich der Pfarrkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt UKU001) und bildet mit dieser sowie mit dem südlich benachbarten Gemeindehaus (Kantonales Denkmalschutzobjekt UKU003) das historische Zentrum von Unterkulm. Über annähernd quadratischem Grundriss erhebt sich das Gebäude als zweigeschossiger Mauerbau unter schwach geneigtem, nur knapp vorspringendem Walmdach. Die halbhohe Sockelzone mit den Gewölbekellern ist mit Muschelkalkplatten verkleidet und setzt somit einen deutlichen Kontrast zu den hellen, glatt verputzten Fassadenflächen des Oberbaus. Dieser ist strassenseitig mit drei und stirnseitig jeweils mit zwei Achsen von grossformatigen Rechteckfenstern regelmässig gegliedert. An der Nordostecke der rückwärtigen Fassade erhebt sich ein polygonaler Treppenhausturm mit Rundbogenfenstern, an den westseitig eine filigrane hölzerne Laube in der Art des Schweizer Holzstils, teilweise mit verglastem Windschutz, anschliesst. Darunter befindet sich der Hauseingang, welcher über eine kleine Freitreppe erreichbar ist. Die Treppenstufen wie auch die Tür- und Fenstergewände sind aus Muschelkalk gearbeitet. Die innere Erschliessung erfolgt hofseitig über einen mittigen Stichflur. Den originell ausgeführten Treppenturm nimmt eine halbseitig gewendelte, eichene Wangentreppe mit gedrechseltem Staketengeländer und in die Wange eingeschnitzter Inschrift mit der Jahreszahl 1862 ein. diese setzt sich als steinerne Treppe ins Kellergeschoss fort. Das Erdgeschoss des ehemaligen Pfarrhauses wurde zu einem späteren Zeitpunkt als Kirchgemeindehaus ausgebaut. In der westlichen Gebäudehälfte richtete man einen Unterrichtsraum ein und vermauerte hierfür das westliche Fenster der rückwärtigen Fassade. Von der originalen Ausstattung sind im Obergeschoss noch die Tannenriemenböden, vertäferte Fensterleibungen und Feldertüren erhalten. Das Knietäfer ist wie im stärker modernisierten Erdgeschoss nur noch teilweise vorhanden. Die Fensterflügel sind unter Berücksichtigung der alten Teilung erneuert (Inneres gemäss Kurzinventar von 1991)
Im rückwärtigen Hofraum steht nordöstlich des Hauptgebäudes ein ursprünglich als Schopf und Waschhaus genutztes Nebengebäude (Vers.-Nr. 68). Es handelt sich um einen in Mischbauweise aus Stein und Holz erstellten länglichen Baukörper unter geradem Satteldach, welches noch mit alten, handgemachten Biberschwanzziegeln eingedeckt ist. Sorgfältig gestaltete hölzerne Zierelemente im Giebelfeld, am Kniestock und an der Rückwand bezeugen den Einfluss des Schweizer Holzstils [4]. Nördlich schliesst an das Waschhaus ein moderner, schlicht gehaltener Flachdachanbau an, welcher Versammlungsräume und Sanitäranlagen enthält. Auf dem gepflästerten Hofraum zwischen Kirchgemeindehaus, Kirchturm und Friedhof steht ein Brunnen, bestehend aus einem kurzen, an den Ecken abgerundeten Rechtecktrog aus Muschelkalk und einem jüngeren Stock mit altem Aufsatz. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. - ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Unterkulm, 4146-3. |
Anmerkungen: | [1] Siegrist 1957, S. 228-229. [2] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0081: Brandkataster Unterkulm 1829-1847; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0282-0285: Brandkataster Unterkulm 1850-1938. [3] Baugesuchsakten Gemeindearchiv Unterkulm. [4] Ein typenähnliches Nebengebäude steht beim ev.-ref. Pfarrhaus in Reinach (Bauinventarobjekt REI909). |
Literatur: | - Jean Jacques Siegrist, Die Gemeinde Unterkulm und das Kirchspiel Kulm, ein Beitrag zur Verfassungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Wynentals, Aarau 1957. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, BA.05.0081: Brandkataster Unterkulm 1829-1847; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0282-0285: Brandkataster Unterkulm 1850-1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=45720 |
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