INV-UKU907 Untere Neudorfstrasse 18, 1825 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-UKU907
Signatur Archivplan:UKU907
Titel:Untere Neudorfstrasse 18
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Unterkulm
Adresse:Untere Neudorfstrasse 18
Versicherungs-Nr.:161
Parzellen-Nr.:487
Koordinate E:2650211
Koordinate N:1240415
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2650211&y=1240415

Chronologie

Entstehungszeitraum:1825
Grundlage Datierung:Inschrift (Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Inschriften:"CB 1825" (Hauseingang)
Würdigung:Massiv gemauertes bäuerliches Wohnhaus von 1825, das seit einer Aussenrenovation um 1900 als bernisch geprägter Heimatstilbau mit Giebelründe, Doppelbügen und rustizierender Eckquaderung in Erscheinung tritt. Am jüngeren Stubenofen finden sich noch einige bauzeitliche Ofenkacheln mit Hafner- und Bauherreninschrift. Im Zusammenspiel mit einem chaletartigen Nebengebäude von 1934 (nicht Teil des Schutzumfangs) und einer in jüngerer Zeit entstandenen Stallscheune ergibt sich eine kompakte bäuerliche Hofanlage im Streusiedlungsgebiet des Ortsteils Neudorf.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Inschrift am Hauseingang wurde das Gebäude um 1825 erbaut; der Kachelofen in der Stube trägt das Datum 1827 nebst dem Namen des Bauherrn Christian Berner. Die Chronik der Familie Berner von Unterkulm gibt Auskunft zur Entstehungsgeschichte des Gebäudes [1]. Demnach stand in unmittelbarer Nähe das alte Stammhaus der Familie, ein hölzernes strohgedecktes Bauernhaus (Vers.-Nr. 163; abgebrochen). Christian Berner (geb. 1766) baute bei seinem alten Haus eine neue gemauerte und mit Ziegeln gedeckte Wohnung mit gewölbten Kellern. Allerdings starb er am 26. Okt. 1827, bevor er in das "freundliche Logement" hinüberziehen konnte. Er hinterliess es seinem einzigen Sohn, dem Uhrmacher Hans Rudolf Berner (geb. 1796). Hans Rudolf Berner, der 1828 in das Haus einzog. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1829 wird er als Eigentümer eines "Wohnhauses von Stein, 2 Stock hoch, mit gewölbtem Keller und Ziegeldach" bezeichnet [2]. 1863 ging die Liegenschaft an seinen Sohn Samuel Berner (geb. 1832) und 1921 an dessen Sohn Julius Berner (geb. 1878) über, welcher als Landwirt und Viehhändler tätig war und des Weiteren als Grossrat amtete.
Die rustizierende Eckquaderung, die von Doppelbügen gestützte Ründe und das abgewalmte Schutzdach vor dem Hauseingang weisen auf eine grössere Aussenrenovation in der Zeit um 1900 hin. 1934 entstand unmittelbar nordwestlich des Hauses ein chaletartiges Nebengebäude mit Wohn- und Ökonomieräumen (Vers.-Nr. 162). Wohl an der Stelle des alten Bauernhauses wurde im 20. Jh. ein Scheunenneubau realisiert.
Beschreibung:Das bäuerliche Wohnhaus erhebt sich über nahezu quadratischem Grundriss als zweigeschossiger Mauerbau unter Satteldach mit Gehrschild, Ründe und balusterartig be¬schnitzten, doppelten Bügen. Die südliche, zur Strasse gewandte Stirnseite ist mit ihren drei regelmässigen Fensterachsen als eigentliche Schauseite ausgebildet. Demgegenüber weisen die beiden Trauffassaden lediglich zwei, weiter gestellte Achsen auf. An die rückwärtige, nördliche Stirnfront schliesst eine hölzerne Laube an. Die rechteckigen Fenstergewände sind aus witterungsanfälligem Sandstein gefertigt und weisen profilierte Gesimse auf.
Der hofseitige Hauseingang wird von einem baldachinartig abgewalmten Schutzdach beschirmt, dessen Konsolen und Traufbretter einfache Verzierungen in der Art des Schweizer Holzstils zeigen. Das profilierte Rechteckgewände aus Sandstein besitzt einen mit Louis XVI-Draperie verzierten Schlussstein mit den die Initialen "CB" (= Christian Berner) und der Jahreszahl 1825. Die zweiflüglige Eichentür mit gestemmten Feldern und vergittertem Türlicht dürfte wie das Schutzdach, die rustizierende Eckquaderung am Putz und die Giebelründe aus der Zeit um 1900 stammen.
Das Hausinnere erschliesst sich über einen kurzen Stichflur, von wo man in die Küche und die südlich gelegene Stube gelangt. Linker Hand führt eine Sandsteintreppe mit gezogenen Stufen ins Obergeschoss mit den Schlafkammern. Zwei gewölbte Keller sind längs des Gebäudes angelegt.
Aus der Entstehungszeit des Hauses erhalten sind die Eichenriemenböden mit Fischgratmuster. Am jüngeren grünen Kachelofen finden sich weisse, manganfarbig bemalte Frieskacheln mit Girlanden, Sinnsprüchen sowie Burgen- und Schlössermotiven in Medaillons. Sie stammen vom ursprünglichen Stubenofen; eine Kachel trägt die Bauherreninschrift "Christian Bärner" nebst der Jahreszahl 1817 und der Inschrift "Egli Mahler", eine zweite ist mit "Johann Jakob Fisch Hafner Mstr In Arau" signiert [3]. Die übrige Ausstattung geht auf das frühe 20.Jh. zurück (Hausinneres gemäss Bauinventar 1991 und einem Besichtigungsprotokoll vom 31. März 2013).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Die Berner von Unterkulm 1945, S. 38, 47.
[2] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0081: Brandkataster Unterkulm 1829-1847; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0282-0285: Brandkataster Unterkulm 1850-1938.
[3] Zum Aarauer Hafner Johann Jakob Fisch (1771-1836) und zum Ofenmaler Johann Heinrich Egli (1776-1852) vgl. Räber 2002, S. 200-202.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2: Fricktal und Berner Aargau, Baden 2002.
Quellen:- Die Berner von Unterkulm, Familienchronik unter Zugrundelegung einer Arbeit von Ludwig Berner, zusammengestellt vom Büro für Familienforschung W.H.Ruoff in Zürich (Typoskript im Aargauischen Staatsarchiv).
- Staatsarchiv Aargau, BA.05.0081: Brandkataster Unterkulm 1829-1847; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0282-0285: Brandkataster Unterkulm 1850-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=45750
 

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