INV-UNS901 Kirchweg 4, Ortsmuseum, 1797 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-UNS901
Signatur Archivplan:UNS901
Titel:Kirchweg 4, Ortsmuseum
Bezirk:Baden
Gemeinde:Untersiggenthal
Ortsteil / Weiler / Flurname:Obersiggingen
Adresse:Kirchweg 4
Versicherungs-Nr.:31
Parzellen-Nr.:1572
Koordinate E:2662199
Koordinate N:1261314
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2662199&y=1261314

Chronologie

Entstehungszeitraum:1797
Grundlage Datierung:Inschrift (Tenntor)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"PAULI HITZ WIRTH ZUO OBERSIGINGEN / 1797"
Würdigung:Typisches Beispiel eines steinernen bäuerlichen Vielzweckbaus, das die Zeit ohne tiefgreifende bauliche Veränderungen überdauert hat. Das 1797 datierte Bauernhaus zeigt harmonisch gegliederte Fassaden, ungestörte Dachflächen und eine intakte innere Raumstruktur mit grossen Teilen der historischen Ausstattung. Die nach Westen auf die Dorfstrasse blickende Hauptfassade ist geprägt von axial gesetzten Rechteckfenstern mit Muschelkalkeinfassungen sowie einem altertümlich aus Eichenholz konstruiertem Korbbogentor, während die nach Norden gerichtete Stirnseite mit nur spärlich gesetzten Lichtern ein früher für viele Bauernhäuser charakteristisches, heute selten gewordenes Mauerbild bewahrt. Das seit 1980 als Ortsmuseum eingerichtete Gebäude ist aufgrund seiner zentralen Stellung ein wichtiger Bestandteil des Obersigginger Ortskerns. Zusammen mit den benachbarten Bauernhäusern am Kirchweg 1, 3, am Oeliweg 5 und an der Dorfstrasse 14 (Bauinventarobjekte UNS902, UNS904 und UNS907) bildet es eine wertvolle ortsbildprägende Baugruppe.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss einer eingekerbten Inschrift am Scheitel des hölzernen Tennportals wurde das Bauernhaus 1797 von Pauli Hitz, dem damaligen Inhaber der gegenüberliegenden Wirtschaft zum Bären, errichtet. Die letzten Bewohner des Hauses waren die hier aufgewachsenen, ledig gebliebenen Geschwister Johann August (1886-1962) und Maria (1897-1968) Umbricht, Kinder des Siegfried Umbricht, Schlosser, und der Maria Cäzilia geborene Scherer [1]. 1969 kaufte die Einwohnergemeinde das zentral gelegene Bauernhaus mit dem Plan, dieses abzubrechen und dadurch eine neue Strassenführung zu ermöglichen. Während der darauf folgenden Planungsrevision in den 1970er Jahren fand im Hinblick auf den drohenden Verlust des Hauses und dank der aktiv werdenden Natur-, Heimat- und Umweltschutzkommission ein Gesinnungswandel statt, der dazu führte, dass die Einwohnergemeinde die Liegenschaft im kostenlosen Baurecht an die Ortsbürgergemeinde abtrat. Diese renovierte das Haus und eröffnete darin 1980 ein Ortsmuseum. Seither werden das bäuerliche Leben, aber auch Gerätschaften anderer ländlicher Berufe und archäologische Funde sowie Wechselausstellungen zu verschiedenen Themen, meist mit Bezug zum Dorf, gezeigt [2]. Da die letzten Besitzer kaum mehr Veränderungen vorgenommen hatten, konnten wesentliche Teile der historischen Bausubstanz und Einrichtung bewahrt und zur musealen Nutzung weiterverwendet werden. Zu den wenigen Veränderungen zählen der im frühen 20. Jh. in Backstein aufgeführte Kniestock auf der rückwärtigen Traufseite, wodurch das ehemals sehr steile Dach einseitig angehoben wurde, sowie die beiden rück- und stirnseitig an die Scheune angefügten Schopfanbauten [3].
Beschreibung:Das mitten im alten Ortskern von Obersiggingen, unterhalb der Abzweigung des Kirchwegs von der Dorfstrasse stehende Bauernhaus ist traufständig zum Strassenraum ausgerichtet. Der gemauerte Baukörper ist als Mittertennhaus konzipiert und unter einem nur knapp vorspringenden, geknickten Satteldach (Sparrenkonstruktion mit liegendem Stuhl) geborgen [4]. Die sorgfältig gestaltete Schaufassade weist mit den gleichmässig axial verteilten Rechteckfenstern und dem korbbogigen, holzgefassten Tennportal typische Merkmale des frühen 19. Jh. auf. Die gefalzten und mit Blockgesimsen ausgestatteten Fenstergewände bestehen hier aus Muschelkalk, während sie auf der Hinterseite samt Türeinfassung aus Eichenholz gefertigt sind. Ebenfalls in Holz ausgeführt sind rückseitig im Bereich des Tenns ein altertümliches Fensterchen mit einfachem Schlagladen und eine Brettertür mit aufgedoppeltem Rahmenwerk. An der nördlichen Stirnseite haben sich im Giebelfeld zwei kleine, mit Kalksteinen gefasste Fensteröffnungen erhalten. Darunter ist ein Reckteckfenster mit Holzrahmen eingelassen, das mit seiner niedrigen Brüstungshöhe noch auf eine ältere Befensterung oder Geschossunterteilung hinweisen könnte. Auf der Rückseite des Wohnteils befindet sich unter einer Falltür der äussere Abgang zum tonnengewölbten Keller, der sich unter der Küche und zum Teil auch unter den anderen Räumen erstreckt. Kellertür mit altem Schloss und Beschlagwerk.
Während die 50-60 Zentimeter starken Umfassungsmauern aus Kalkbruchsteinen gefügt sind, bestehen die Zwischenwände aus Fachwerk, das mit waagrecht eingespannten Holzstaketen und Stroh/Lehmverstrich gefüllt ist (Konstruktion im Tenn noch teilweise sichtbar). Zwischen Tenn und Stall ist die Wand in Backstein erneuert.
Unmittelbar neben der nördlichen Stirnmauer befindet sich der Hauseingang, der ein Oblicht und ein Türblatt mit vier Füllungen besitzt. Den Wohnbereich erschliesst ein aussenliegender, quer zur Firstrichtung verlaufender Gang mit Hintertür auf die rückwärtige Traufseite. Vom Gang aus gelangt man in die Stube im Vorderhaus und in die Küche im Hinterhaus, von wo aus wiederum eine Nebenstube und eine Hinterkammer zu betreten sind. Die innere Erschliessung (innerer Kellerabgang, Treppe ins Obergeschoss) befindet sich im Flur neben der Küche. Das Obergeschoss mit den Schlaf- und Vorratskammern zeigt ebenfalls eine vierteilige Raumstruktur, jedoch mit einem zusätzlichen firstparallelen Stichgang in der Mitte. In den Gängen ist der Boden mit kleinen Sandsteinplatten ausgelegt, in der Küche mit Zementmörtel ausgestrichen. In den Wohnräumen haben sich die Tannenriemenböden erhalten. Die Balkendecken sind teilweise mit einfachem Feldertäfer verkleidet.
An historischer Ausstattung ist in der Küche neben einem steinernen Schüttstein mit Ausguss in der Aussenwand ein eiserner Sparherd auf einer gemauerten Herdstelle vorhanden, darüber ein Rauchfang mit Kaminabzug. Damit kann in der Stube ein grüner Kachelofen mit Sitzkunst beheizt werden. Als Besonderheit ist im erweiterten Gang im Obergeschoss eine zweite, vielleicht jüngere Herdstelle mit einem grünen Sitzofen im angrenzenden Zimmer eingebaut. Die zu einem grossen Teil noch die Verhältnisse des 19. Jh. wiedergebende Wohnungsausstattung (Kästen, Tisch, Sitz- und Liegemöbel) stammt teils aus dem Haus, teils aus Fremdbeständen, die bei der Einrichtung des Wohnmuseums übernommen wurden. Die Kellereinrichtung (Hängegestell zur Nahrungsmittelaufbewahrung, Wein- und Mostfässer, Brennereivorrichtung) wie auch zahlreiche Gerätschaften in Stall und Scheune geben Einblick in die bäuerliche Arbeitswelt des 19. und frühen 20. Jh. Der Kernbau wird ergänzt durch stirn- und rückseitige Nebenbauten, die wohl nachträglich, im Verlauf des 19. Jh., angefügt wurden.
Das stattliche Tenntor zeigt dieselbe Bauweise wie dasjenige an der Löwenscheune (Bauinventarobjekt UNS913). Es besteht aus zwei seitlichen Eichenpfosten, an deren Innenseite der aus mehreren Segmenten zusammengesetzte hölzerne Korbbogen eingezäpft ist. Das mittlere Bogensegment ist am Scheitel mit einer schlusssteinartigen Verzierung ausgezeichnet und trägt die eingekerbte Inschrift "PAULI HITZ WIRTH ZUO OBERSIGINGEN / 1797". Die mit einem Strahlenmotiv aufgedoppelten Torflügel verfügen über ein Mannstürchen. Im Innern des Ökonomieteils sind das Tenn mit Zementmörtel und der Stall mit einer Kopfsteinpflästerung versehen. Die gut erhaltene Stalleinrichtung aus dem späten 19. und frühen 20. Jh. weist Viehläger aus Kopfstein, Futterkrippen aus Zementmörtel und eine in die Giebelmauer eingelassene Tränke auf. Im Dachraum über der "Reiti" befindet sich eine Aufzugsvorrichtung. Im rückseitigen Anbau sind ein Schweinestall und eine Spindeltrotte untergebracht.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Ortsmuseum Untersiggenthal 1980, S. 6; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0067: Brandkataster Gemeinde Untersiggenthal 1899-1938.
[2] Meier/Steigmeier 2008, S. 166; Ortsmuseum Untersiggenthal 1980, S. 4-5.
[3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0067: Brandkataster Gemeinde Untersiggenthal 1899-1938.
[4] Angaben zu Konstruktionsweise und Ausstattung im Innern gemäss Bauernhausforschung, Räber 1996, S. 325-329.
Literatur:- Georg Boner, Die Geschichte der Gemeinde Untersiggenthal, Baden 1983, S. 285.
- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 7, Basel 1995, S. 171.
- Bruno Meier/Andreas Steigmeier, Untersiggenthal. Eine Gemeinde im Umbruch, Untersiggenthal 2008, S. 166-167 (Abb.)
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 325-329 (Gebäudemonographie).
- Ortsmuseum Untersiggenthal (Festschrift zu Einweihung des Bauern-Ortsmuseums Untersiggenthal 8. Juni 1980), Untersiggenthal 1980.
- Kurt Rey, Ortsmuseum Untersiggenthal, in: Badener Neujahrsblätter 2002, S. 195-197.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0067: Brandkataster Gemeinde Untersiggenthal 1899-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, II-23/1.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=45918
 

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