INV-UNS907 Dorfstrasse 14, 19. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-UNS907
Signatur Archivplan:UNS907
Titel:Dorfstrasse 14
Bezirk:Baden
Gemeinde:Untersiggenthal
Ortsteil / Weiler / Flurname:Obersiggingen
Adresse:Dorfstrasse 14
Versicherungs-Nr.:30
Parzellen-Nr.:1575
Koordinate E:2662195
Koordinate N:1261285
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2662195&y=1261285

Chronologie

Entstehungszeitraum:19th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Laufbrunnen (Bauinventarobjekt UNS927A)
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Spätklassizistisch-biedermeierliches Bauernhaus aus dem späten 19. Jahrhundert, das 1976-80 unter Rücksichtnahme auf die historische Substanz und die typischen Merkmale der Stallscheune schonend in ein Zweifamilienhaus umgebaute wurde. Mit seiner ländlich-idyllischen Nahumgebung bildet es einen Blickfang an der vom Dorfbach begleiteten Dorfstrasse. Der gemauerte Wohnteil zeigt ein charakteristisches, streng axial mit Rechteckfenstern gegliedertes Fassadenbild und bewahrt die bauzeitlichen Sandsteingewände sowie Architekturdetails wie Zahnfries und Lünette. Die vorderseitig in Fachwerk erstellte Scheune hat sich äusserlich mit Ausnahme der verglasten Gefache sowie kleinerer sorgfältig platzierter Ergänzungen in weitgehend unveränderter Form erhalten. Das Gebäude gehört zusammen mit dem benachbarten Ortsmuseum, dem stattlichen "Gemeindeschreiberhaus" mit Holzschopf und dem dahinter aufragenden Bauernhaus Oeliweg 5 (Bauinventarobjekte UNS901, UNS902, UNS903, UNS904) zu einer wertvollen geschlossenen Baugruppe im historischen Ortskern.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das spätklassizistisch-biedermeierliche Bauernhaus wurde vermutlich im fortgeschrittenen 19. Jh. errichtet. An seiner Stelle ist auf der Michaeliskarte von 1840 bereits ein Vorgängerbau verzeichnet. Gemäss Brandkataster von 1899 gehörte die Liegenschaft Maurermeister Andreas Müller und Förster Engelbert Müller, welche den Wohntrakt in eine nördliche und eine südliche Hälfte aufteilten. Kurz darauf wurden die Teile eigentumsrechtlich zusammengeführt, und 1918 wechselte das Haus des "Murer Resis" an Josef Umbricht, Wasserverwalter [1]. Ab 1947 folgte schrittweise die Modernisierung des Wohnteils, indem zunächst auf der Rückseite ein zweigeschossiger WC-Anbau und ein Balkon angefügt wurden. 1968 erfolgte der Einbau von Badezimmern im hinteren Tennbereich. Futtertenn und Stall wurden zu Garagen umgewandelt. Die Umnutzung der Scheune zu einer Wohnung wurde 1976-80 unter Rücksichtnahme auf die Konstruktion und das Fassadenbild vorgenommen, indem man zur Belichtung einige Gefachfüllungen am Heubergeraum durch Verglasungen ersetzte. Gleichzeitig wurde der Vorplatz neu gestaltet, der alte Vorgarten dabei belassen und der Laufbrunnen restauriert und mit einem neuen Trog aus Mägenwiler Muschelkalk ergänzt [2].
Beschreibung:Das in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ortsmuseum, längs zur Dorfstrasse und zum parallel dazu fliessenden Dorfbach errichtete Bauernhaus vereint unter einem geraden durchlaufenden, giebelseitig knappen Satteldach einen gemauerten Wohnteil und eine in Stein und Fachwerk erstellte ehemalige Scheune. Der zweigeschossig in verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführte Wohnteil nimmt den nördlichen Teil des Gebäudes ein. Er zeigt mit der streng axialen Anordnung der Fenster, einem direkt unter dem Dachhimmel der Fassade entlanglaufenden Zahnfries und der Lünette im Giebelfeld typisch spätklassizistisch-biedermeierliche Merkmale. Durch das als Pfetten-Rafenkonstruktion mit Kniestock auf liegendem Stuhl errichtete Dachwerk unterscheidet sich der Bau von den in der Regel mit einem Sparrendach ausgestatteten Biedermeier-Bauernhäusern des frühen 19. Jh. Die nach Westen orientierte Stubenfront ist mit vier eng gesetzten Fensterachsen straff gegliedert, wobei diejenige neben dem Tenn von den andern leicht abgesetzt ist und im Erdgeschoss den vorderen Hauseingang aufnimmt. Das rechteckige Portal wird von einem gestuften Sandsteingewände aus der Bauzeit eingefasst. Aus demselben Material gefertigt sind auch die charakteristisch schlichten, mit Ladenfalz und Blockgesimsen ausgestatteten Einfassungen der hochrechteckigen Fenster. Stirnseitig verteilen sich in regelmässigen Abständen zwei bis drei Fenster je Geschoss, die mit Ausnahme des Giebelfeldes hölzerne Blendrahmen aufweisen. Die von baulichen Veränderungen am stärksten betroffene rückwärtige Trauffassade weist in etwas lockererer Anordnung sowohl historische als auch jüngere Türen und Fenster mit unterschiedlichen Einfassungen auf.
Die vordere Traufseite der stirn- und rückseitig massiv gemauerten Scheune ist in Fachwerk erstellt (ehemalige Stallfront wohl nachträglich aufgemauert). Zwecks Belüftung des Heubergeraums waren ehemals mithilfe von Ziegeln zahlreiche winkelförmige Öffnungen ausgespart, ein Detail, das mit dem Umbau der Scheune in eine Wohnung verloren ging (siehe historische Aufnahme Fotodokumentation).
Insgesamt tritt die Umnutzung der Scheune an Vorder- und Stirnseite jedoch zurückhaltend in Erscheinung, da auf den zusätzlichen Einbau typologisch fremder Öffnungen verzichtet wurde. Die stattdessen zur Belichtung der Wohnräume über dem Futtertenn und Stall verglasten Gefache treten unter dem Vorschermen zurück. Durch geschickten Ersatz des stirnseitig unter Pultdach bestehenden Schopfanbaus konnte unter Wahrung des ländlichen Charakters weiterer Wohnraum geschaffen werden. Die mit älteren Falzziegeln eingedeckten Dachflächen blieben nahezu ungestört. Einzig auf dem angeschleppten ehemaligen Schopfanbau auf der hinteren, von der Strasse abgewandten Traufseite befindet sich ein Dachaufbau in Form einer breiten Schleppgaube. Erhalten haben sich auch das schlichte hölzerne Rechtecktor mit leicht geschweiftem Jochbalken am Tenn und das gleich gestaltete, heute als Garageneinfahrt genutzte Tor des Futtertenns.
Unter dem Wohntrakt erstreckt sich ein tonnengewölbter Keller (evtl. vom Vorgängerbau?), der über einen rückwärtigen Aussenzugang erschlossen ist [3].
Zur stimmigen ländlichen Gesamtanlage tragen in hohem Masse der strassenseitig vom offen vorbeifliessenden Dorfbach begrenzte, teilweise mit einer Pflästerung versehene und bepflanzte Vorplatz mit dem Laufbrunnen (Bauinventarobjekt UNS927A) und der mit einem hübschen schmiedeeisernen Biedermeierzaun eingefriedete Nutz- und Ziergarten vor dem Wohnteil bei.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0067: Brandkataster Gemeinde Untersiggenthal 1899-1938.
[2] Div. Baugesuchsunterlagen, Baugesuchsarchiv Gemeinde Untersiggenthal.
[3] Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, II-23/5.
Literatur:- Bruno Meier/Andreas Steigmeier, Untersiggenthal. Eine Gemeinde im Umbruch, Untersiggenthal 2008, S. 165 (Abb.).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0067: Brandkataster Gemeinde Untersiggenthal 1899-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, II-23/5.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=45954
 

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