Ansichtsbild: |
|
|
Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1790 |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
|
Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | "Löwenscheune" (Bauinventarobjekt UNS913), Speicher (Bauinventarobjekt UNS914), Wagenschopf (Bauinventarobjekt UNS916), Laufbrunnen (UNS927D) |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Gasthaus, Gasthof |
|
Dokumentation |
Würdigung: | Der längs zur Dorfstrasse gerichtete "Löwen" ist ein stattlicher Gasthof aus dem späten 18. Jahrhundert, der sich von der Strasse leicht zurückversetzt als zweigeschossiger Mauerbau unter ausladendem Satteldach erhebt. Die der Strasse zugewandte südliche Trauffassade ist mit neun Achsen stichbogiger Fenster und einem ehemals mittig angelegten Portal repräsentativ gestaltet. An historischen Ausstattungen haben sich das biedermeierliche Wirtshausschild und in der Wirtstube am Kachelofen wiederverwendete Frieskacheln mit Blumenmalereien des 19. Jahrhunderts erhalten. Ein gepflästerter Vorplatz mit Laufbrunnen (Bauinventarobjekt UNS927D) bildet die stimmige Nahumgebung des Gebäudes, das mit der rechtwinklig dazu gestellten Scheune (Bauinventarobjekt UNS913) , dem gegenüberliegenden Wagenschopf (Bauinventarobjekt UNS916) und dem rückwärtigen Speicher (Bauinventarobjekt UNS914 ) Teil einer intakten, ortsbildprägenden Baugruppe im Dorfkern Untersiggingens ist. Als bis ins 17. Jahrhundert hinein einzige Wirtschaft im Dorf kommt dem "Löwen" grosse lokalgeschichtliche Bedeutung zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | "Der Vorläufer des Hauses – eine Taverne – gehörte zum Hof der königsfeldischen Güter, dessen Inhaber im 17. Jh. das Meieramt bekleideten; der heutige Bau ist also aus dem alten Weinschenkrecht der Meier von Siggingen hervorgegangen [1]". Der bestehende Gasthof dürfte aufgrund stilistischer Merkmale im späten 18. Jh. errichtet worden sein. Einen naheliegende Anhaltspunkt für die Datierung liefert der gemäss Inschrift aus dem Jahr 1790 stammende Löwenbrunnen. Während des ganzen 19. Jh. und ersten Viertels des 20. Jh. war der "Löwen" in den Händen der politisch einflussreichen Familie Müller. Zum Gasthof gehörten verschiedene Nebengebäude, von welchen sich die Scheune (Bauinventarobjekt UNS913), der Wagenschopf (Bauinventarobjekt UNS916) und der Speicher (Bauinventarobjekt UNS914) bis heute erhalten haben. Laut Brandkataster von 1875 bestand der "Löwen" damals aus einem zweitstöckigen, in Stein gebauten Wohn- und Wirtschaftsgebäude mit gewölbtem Keller sowie einem Tanzsaal, der in einem zweistöckigen Waschhaus untergebracht und über eine Verbindungslaube zu erreichen war. Anlässlich eines Umbaus von 1894, bei dem das Innere umgestaltet, ein "Trinksaal" und Gästezimmer eingerichtet wurden, erfolgte die Zusammenlegung beider Gebäude [2]. Ein "Tanzlokal" blieb weiterhin bestehen [3]. Vermutlich erfuhr der Gasthof in diesem Zusammenhang eine Verlängerung um zwei Fensterachsen, wobei die bauzeitlichen Hausteingewände der giebelseitigen Stichbogenfenster in die neue Giebelmauer übertragen wurden. Im Zuge weiterer Veränderungen um 1955 erhielt der Bau an der Hauptfassade und mehrheitlich auch an der östlichen Stirnfront und Rückseite neue, teils gekuppelte Fenstereinfassungen aus Kunststein [4]. |
Beschreibung: | Der Gasthof "Löwen" bildet mit der zugehörigen Scheune (Bauinventarobjekt UNS913), dem gegenüberliegenden Wagenschopf (Bauinventarobjekt UNS914) und dem weiter nördlich am Hangfuss stehenden Steinspeicher (Bauinventarobjekt UNS916) im Ortsteil Untersiggingen, kurz vor der Einmündung der Dorfstrasse in die Staldenstrasse, ein strassenraumprägendes Ensemble. Der stattliche, traufständig ausgerichtete Mauerbau erhebt sich – vom Strassenraum zurückversetzt – hinter einem gepflästerten Vorplatz, der im Westen von der rechtwinklig dazu erstellten Scheune und im Osten vom langen Trog eines Laufbrunnens (Bauinventarobjekt UNS927D) flankiert wird. Der zweigeschossige Baukörper ist unter einem geknickten Satteldach mit teilweise verschalten Freibindern geborgen. Seine Hauptfassade zeigt eine Aufreihung von neun Fensterachsen, wobei die beiden westlichen, 1894 hinzugekommenen leicht abgesetzt sind. Das ehemals in der Mittelachse gelegene, seit der Erweiterung des Baus exzentrische Portal ist über eine vierstufige Freitreppe zugänglich. Sowohl die beiden Stirnseiten wie auch die Rückseite des Hauses sind unregelmässig befenstert. Im östlichen Giebelfeld und an der Westfassade haben sich die bauzeitlichen Stichbogengewände aus Muschelkalk erhalten. Auf der hinteren Traufseite, an die sich ein Anbau des 20. Jh. anschliesst, befindet sich neben teils älteren Rechtecklichtern auch ein hölzernes Stichbogenlicht aus der Bauzeit. Im Übrigen und insbesondere auf der Schauseite sind die originalen Gewände durch Kunststeinfassungen ersetzt, welche die alte Stichbogenform und das wulstige Gesimsprofil aufnehmen. Die südöstliche Hausecke ziert das biedermeierliche Wirtshausschild mit vollplastischem Löwen, das ehemals über dem Haupteingang angebracht war. Der Haupteingang öffnet sich auf einen durchlaufenden Gang. In der westlich davon gelegenen Wirtsstube aufgestellt ist ein jüngerer türkisfarbener Kachelofen, der mit einem Fries wiederverwendeter Fayence-Kacheln eines Biedermeier-Ofens aus dem frühen 19. Jh. geschmückt ist. Darauf sind aufgemalte Blumen- und Früchteschalen mit Girlanden in der Art des Ofenmalers Heinrich Egli aus Aarau zu sehen. Der am Äusseren nur wenig zutage tretende Kellersockel birgt einen gewölbten Raum. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Gemäss Hoegger 1995, S. 172; Boner 1983, S. 106-109. [2] Boner 1983, S. 183. [3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0067: Brandkataster Gemeinde Untersiggenthal 1899-1938. [4] Hoegger 1995, S. 172. |
Literatur: | - Georg Boner, Die Geschichte der Gemeinde Untersiggenthal, Baden 1983, S. 106-109, 183. - Georg Boner, Geschichte der Gemeinde Untersiggenthal, Untersiggenthal 1962, Taf. zw. S. 72 u. 73. - Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 7, Basel 1995, S. 172. - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 135. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0067: Brandkataster Gemeinde Untersiggenthal 1899-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, II-23/15. |
|
|
URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=45984 |
|
Social Media |
Share | |
|