INV-UNS932B Angestelltenwohnhaus Schiffmühle, 1907-1908 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-UNS932B
Signatur Archivplan:UNS932B
Titel:Angestelltenwohnhaus Schiffmühle
Bezirk:Baden
Gemeinde:Untersiggenthal
Ortsteil / Weiler / Flurname:Hölzli/Schiffmühle
Adresse:Oberrütiweg 18, 20
Versicherungs-Nr.:233, 1722, 1721
Parzellen-Nr.:2986, 2987
Koordinate E:2662146
Koordinate N:1260467
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2662146&y=1260467

Chronologie

Entstehungszeitraum:1907 - 1908
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Getreidemühle "Schiffmühle" (Bauinventarobjekt UNS930), Bauten der elektrochemischen Fabrik Schiffmühle (Bauinventarobjekte UNS931A-B), Wohnbauten Hölzli/Schiffmühle (Bauinventarobjekte UNS932A, C-E)
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Eines von zwei identischen Doppeleinfamilienhäusern, die 1908 als erste Wohnbauten für Angestellte der elektrochemischen Fabrik Schiffmühle auf der Südseite des Oberrütiwegs errichtet wurden und damit eine lockere Reihe von Heimatstil-Wohnhäusern begründeten. Der Baukörper ist wie bei den nachfolgenden Haustypen eingeschossig ausgebildet, mit einem grosszügig ausgebauten Kniestock. Er ist unter einem abgewalmten Kreuzfirstdach geborgen und lässt am oberen Wohngeschoss das Fachwerk sichtbar, dem zusammen mit den beschnitzten Balkenköpfen des Dachwerks ein hoher Zierwert zukommt. Seit dem Abbruch nahezu aller Gebäude der elektrochemischen Fabrik bilden die in deren Umfeld entstandenen Wohnhäuser eine nahezu losgelöste, jedoch vollständig erhaltene Baugruppe (Bauinventarobjekte UNS932A-E), die vom Bemühen der Fabrikbesitzer um angemessene Angestelltenwohnhäuser zeugt und für die Entstehung des Quartiers von grösster Bedeutung ist.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die 1895 vom Spinnereibesitzer Peter Zai-Kappeler in Turgi gegründete "Gesellschaft für elektrochemische Industrie" liess noch im selben Jahr erste Fabrikationsbauten auf Untersiggenthaler Boden erstellen, welche sich am rechten Limmatufer hinter der alten "Schiffmühle" aus dem 17. Jh. (Bauinventarobjekt UNS930) sowie dem bereits 1894 erbauten Kraftwerk (Bauinventarobjekt UNS921A) gruppierten [1]. Zwischen 1900 und 1905 kamen weitere Produktionsgebäude hinzu (vgl. Bauinventarobjekt UNS931B, übrige Bauten abgebrochen), womit auch die Zahl der Arbeitskräfte im Schiffmühleareal stark anstieg. In der Folge wurde für den Leiter sowie Teile der Belegschaft eine Reihe von soliden Heimatstil-Wohnhäusern errichtet, welche oberhalb der Fabrik die nach Obersiggingen hinauf führende Strasse talseitig säumen. Als erstes entstanden 1908 die beiden Doppeleinfamilienhäuser am Oberrütiweg 18, 20 und 22, 24 (Bauinventarobjekte UNS932B, hier beschrieben, und UNS932C), zwischen die 1938 ein gemeinsames Waschhaus (Vers.Nr. 433/1721) gestellt wurde [2]. 1911 folgte ein Einfamilienhaus für den aus Zürich stammenden Chemiker Dr. Hans Landolt (Bauinventarobjekt UNS932A), seit 1897 Direktor und seit 1908 Eigentümer der Fabrik, welches sich durch seine Nähe zur Fabrik auszeichnet. Im selben Zug wurde 1912 ans obere Ende der Strasse ein Doppeleinfamilienhaus (Bauinventarobjekt UNS932E) gestellt. Erst aus der Zeit nach der zweiten Betriebserweiterung von 1923-24, nämlich von 1930, stammt das dazwischen eingefügte Dreifamilienreihenhaus (Bauinventarobjekt UNS932D).
Beschreibung:Das Angestelltenwohnhaus Oberrütiweg 18, 20 ist das nordwestliche von zwei identischen Doppeleinfamilienhäusern, die 1908 am Oberrütiweg als erste Wohnbauten zur elektrochemischen Fabrik errichtet wurden. Sie stehen mit den anderen bis 1930 entstandenen Häusern in einer lockeren Reihe auf der Südseite des Strässchens und weisen rückwärtig grosszügige Gärten auf, die sich den südwestorientierten Hang hinunter erstrecken und den talseitigen Abschluss des Wohnquartiers bilden. Es handelt sich um die allerersten Wohnhäuser an diesem Standort, von welchen aus das heutige Quartier seinen Anfang nahm.
Das Doppeleinfamilienhaus ist wie die späteren Wohnhäuser der elektrochemischen Fabrik als kompakter, eingeschossiger Heimatstilbau mit grosszügig ausgebautem Dachgeschoss (Kniestock) konzipiert. Der in seiner Grundform achsensymmetrisch ausgebildete Baukörper ist unter einem abgewalmten Kreuzfirstdach geborgen. Während der breite strassenseitige Mittelrisalit lediglich angedeutet ist, kragt sein talseitiges Pendant kräftig vor, um in der dadurch gebildeten Ecke zwischen Mitteltrakt und Seitenflügel einem verschliessbaren laubenartigen Windfang Raum zu bieten. Der über einem niedrigen Kellersockel im Erdgeschoss gemauerte, im Obergeschoss als Sichtfachwerk mit verputzten Backsteinfüllungen aufgeführte Bau ist mit einem zeittypischen Besenwurf versehen. Einzig die nach Nordwesten blickende Stirnseite trägt als Witterungsschutz einen Holzschindelschirm. Die Fassaden sind regelmässig mit Rechtecklichtern besetzt, welche der Bauweise entsprechend am Erdgeschoss steinerne Gewände und am Obergeschoss hölzerne Einfassungen besitzen. Den Mittelrisalit zeichnen am Erdgeschoss nach beiden Seiten gekuppelte Lichter aus. Als Bauschmuck wirken in erster Linie die Zierformen des Holzwerks, das unter anderem aus zahlreichen beschnitzten Balkenköpfen an Fachwerk und Dach (Pfetten, Rafen) besteht.
Hinter dem Haus gelangt man über den mit zwei verglasten hölzernen Arkaden gestalteten Windfang zum Hauseingang, der noch das bauzeitliche Türblatt mit gestemmten Füllungen und Fenstern besitzt. Dieser öffnet sich auf einen kurzen Stichgang im Seitenflügel, in welchem neben der inneren Erschliessung auch eine Toilette und die zur Strasse ausgerichtete Küche untergebracht sind. Die beiden Haupträume, das neben der Küche liegende Elternschlafzimmer und das Wohnzimmer, werden demgegenüber vom Mitteltrakt des Doppeleinfamilienhauses aufgenommen. Sie sind durch eine Tür direkt miteinander verbunden. Im Obergeschoss wiederholt sich der Grundriss, wobei anstelle von Toilette und Küche ein Badezimmer und ein kleiner Nebenraum eingerichtet sind. An bauzeitlicher Ausstattung haben sich im besichtigten westlichen Hausteil die Füllungstüren samt Türrahmen und Profilleisten erhalten, ausserdem die aus Tannenholz gefertigte, um ein rechteckiges Treppenauge herumgeführte Treppe mit gedrechseltem Antrittspfosten und Staketen.
Anmerkungen:[1] Meier/Steigmeier 2008, S. 134; Hoegger 1995, S. 177-179.
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0067: Brandkataster Gemeinde Untersiggenthal 1899-1938.
Literatur:- Bruno Meier/Andreas Steigmeier, Untersiggenthal. Eine Gemeinde im Umbruch, Untersiggenthal 2008, S. 134.
- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 7, Basel 1995, S. 177-179.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0067: Brandkataster Gemeinde Untersiggenthal 1899-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46248
 

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